Lange haben die früheren P+S-Schiffbauer gehofft – nun bleibt ihnen der Schritt in die Arbeitslosigkeit nicht erspart. Zum 1. November läuft die Transfergesellschaft aus. Fast 1000 Arbeiter stehen dann in Wolgast und Stralsund ohne Job da.

Wolgast/Stralsund. Die Pleite der vorpommerschen P+S-Werften in Stralsund und Wolgast schlägt jetzt zeitverzögert mit voller Wucht auf den Arbeitsmarkt durch. Knapp 1000 Mitarbeiter der P+S-Transfergesellschaft haben sich zum 1. November 2013 arbeitslos gemeldet. Nach Angaben der zuständigen Arbeitsagenturen vom Dienstag sind im Bereich Stralsund von November an 686 ehemalige P+S-Arbeiter arbeitslos gemeldet, im Bereich Wolgast/Greifswald weitere 291. „Es ist sehr schade und tragisch für die Betroffenen, dass es bis zum Ende der Transfergesellschaft nicht gelungen ist, für die Werft in Stralsund einen Investor zu finden“, sagte der IG-Metall- Bevollmächtigte Guido Fröschke.

Die P+S-Werften mit einst 1750 Mitarbeitern hatten Ende August 2012 wegen Zahlungsunfähigkeit Insolvenz beantragt. Gut zwei Monate später startete die auf ein Jahr befristete Transfergesellschaft, mit der die von der Pleite betroffenen Arbeitnehmer an den Standorten gehalten und für den Arbeitsmarkt fit gemacht werden sollten. Das Land stellte für die Auffanggesellschaft, die am 31. Oktober ausläuft, rund 25 Millionen Euro bereit.

Die IG Metall hofft, dass es bis Jahresende zum Verkauf des Stralsunder Schiffbaubetriebes kommt. Wirtschaftsminister Harry Glawe (CDU) sagte zu den Verkaufsverhandlungen: „Spekulationen helfen nicht weiter. Entscheidend ist, dass ein Käufer gefunden wird.“ Wichtig für das Land sei, dass Arbeitsplätze erhalten blieben und dass es eine Fortführungsperspektive vor Ort gebe.

Mitte November kommt der Gläubigerausschuss zu seiner nächsten Sitzung zusammen. Frühestens dann kann auch über ein Kaufangebot entschieden werden. Insolvenzverwalter Berthold Brinkmann ist nach Angaben eines Sprechers in ständigen Verhandlungen mit mehreren Interessenten. Aus dem Umfeld des Gläubigerausschusses hieß es, dass es bislang aber kein zufriedenstellendes Angebot gibt.

Die arbeitslosen Schiffbauer werden vom 1. November an zunächst Arbeitslosengeld 1 beziehen, das sind 60 beziehungsweise 67 Prozent des letzten auf der Werft bezogenen Nettoentgeltes.

Dass trotz der guten überregionalen Fachkräftenachfrage nun doch fast 1000 Arbeiter in die Arbeitslosigkeit gehen, führen Experten der Arbeitsagenturen auf mehrere Gründe zurück. „Die Bewerber haben sich zu lange sehr zurückhaltend bei Arbeitsangeboten verhalten“, hieß es aus der Arbeitsagentur Wolgast. Dort hoffen noch viele auf eine Übernahme durch die Bremer Lürssen-Gruppe und in Stralsund auf einen zeitnahen Verkauf der Werft.

Zudem ist das Arbeitslosengeld 1, das in Einzelfällen bis zu zwei Jahre gezahlt werden kann, für die Werftarbeiter im Vergleich zu Arbeitslosen aus anderen Branchen vergleichsweise hoch. Rund 46 Prozent der Betroffenen seien älter als 50 Jahre, sagte der Chef der Arbeitsagentur Greifswald, Heiko Miraß. Ihnen falle es schwer, die Region zu verlassen.

Bislang hat Lürssen, der im Mai 2013 die auf den Militärschiffbau spezialisierte Wolgaster Werft kaufte, 216 Arbeitnehmer aus dem P+S-Pool übernommen. Die IG Metall geht mittelfristig von 360 Mitarbeitern in Wolgast aus.

Das Sozialministerium bewertete die Entscheidung der Landesregierung, eine Transfergesellschaft zu etablieren, als richtig. Den Beschäftigten sei damit Möglichkeit einer beruflichen Neuorientierung gegeben worden. „Auch wurde dadurch Know-how am Standort Stralsund erhalten, um die Voraussetzungen bei der Suche nach einem Investor zu verbessern“, sagte ein Ministeriumssprecher.