In zwei Mainächten war die Apfelernte durch Frost in Mecklenburg-Vorpommern vielerorts vernichtet. Eine schlechte Ernte wird erwartet.

Boddin. Die Obsterzeuger in Mecklenburg-Vorpommern erwarten eine schlechte Apfelernte. 14.500 Tonnen werden voraussichtlich gepflückt, wie Agrarminister Till Backhaus (SPD) am Mittwoch zum Start der Erntesaison in Boddin (Landkreis Ludwigslust-Parchim) sagte. Das wäre nach Angaben des Obstbauberaters Rolf Hornig nur ein Drittel der langjährigen Durchschnittsernte von 41.700 Tonnen.

Der Apfel ist in Mecklenburg-Vorpommern mit Abstand die wichtigste Obstart im gewerblichen Anbau. Äpfel wachsen auf 1515 Hektar und damit auf etwa 57 Prozent der Obstanbaufläche im Land.

Backhaus kam zum "Anpflücken“ der ersten Äpfel der Sorte Elstar in die Boddinobst GmbH & Co. KG, einem der großen Erzeuger in dem Landkreis, der als "Obst- und Gemüsegarten“ Mecklenburg-Vorpommerns gilt. Die Hälfte der Anbaufläche Obstanbaufläche von 2670 Hektar konzentriert sich in dem Kreis. Im Vergleich zum Alten Land bei Hamburg hat Mecklenburg-Vorpommern damit jedoch ein kleines Obstgärtchen: An der Niederelbe beträgt die Obstanbaufläche 10.500 Hektar.

Schuld an den schlechten Apfelerträgen in diesem Jahr sind Backhaus zufolge die Frostnächte Anfang Mai, in denen das Thermometer auf bis zu minus sieben Grad sank. Bis zu 90 Prozent der Blüten seien erfroren. Hornig führt das den Klimawandel zurück. Seit 1984 habe sich der Blühbeginn der Bäume um 17 Tage nach vorne verlagert. Kälteeinbrüche im April oder die Eisheiligen im Mai träfen jetzt auf weit entwickelte Obstkulturen und richteten größere Schäden an als früher. Eine Möglichkeit dagegenzuwirken, sei die Frostschutzberegnung. Der Boddinobst-Geschäftsführer Günter Brandt forderte den Minister auf, Investitionen in die Frostschutzberegnung stärker zu fördern.

Boddinobst will nach den Worten des Hauptgesellschafters Peter Coorßen zum nächsten Jahr eine Frostschutzberegnung für 50 der insgesamt fast 190 Hektar Apfelplantagen installieren. Das koste etwa 250.000 Euro. In erster Linie sollen Tafel- und Bio-Äpfel damit geschützt werden.

Um die voraussichtlichen Einnahmeausfälle der Obstanbauer auszugleichen, hat das Ministerium 700.000 Euro Beihilfen für den kontrolliert-integrierten Anbau bereits im August ausgezahlt. Allerdings haben die Apfelerzeuger in diesem Jahr Aussicht auf gute Preise, da die Ernte im Vorjahr ebenfalls schwach war und die Mosttanks leer sind, sagte Hornig. 90 Prozent der in Mecklenburg-Vorpommern erzeugten Äpfel gehen in die Verwertungsindustrie und werden zu Most, Mus und Kindernahrung verarbeitet. (abendblatt.de/dpa)