Kostet die Energiewende demnächst Hunderte Jobs in Hannover? Gewerkschafter geben vorsichtig Entwarnung: Der Standort solle erhalten bleiben.

Hannover/Düsseldorf. Die angeblichen Schließungspläne des Energieriesen Eon haben am Montag auch in Niedersachsen weiter für Wirbel gesorgt. Nach Angaben der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) dementierten Vertreter des Konzerns hinter den Kulissen inzwischen, dass es ein konkretes Vorhaben zur Verlagerung der Eon Kraftwerke GmbH in die Düsseldorfer Eon-Zentrale gebe. Das Unternehmen selbst wollte sich dagegen nicht näher äußern.

„Uns wurde gesagt: Offiziell gibt es so etwas nicht“, hieß es aus dem Hauptsitz der Gewerkschaft in Hannover mit Verweis auf frühere Vereinbarungen, bis Ende 2012 auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten. „Darauf beharren wir, ohne Wenn und Aber.“ Die Aufsichtsratsmitglieder der IG BCE bei Eon hätten sich um eine rasche Klärung bemüht. Auch die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi pochte auf eine bestehende Standortzusage für Hannover.

Die Eon Kraftwerke GmbH betonte indes, es handele sich um reine Spekulationen: „Wir kommentieren diese Gerüchte nicht.“ Der Bericht zum ersten Halbjahr, der am kommenden Mittwoch (10. August) vorgestellt wird, werde eventuell weitere Informationen enthalten.

Das Nachrichtenmagazin „Spiegel“ hatte am Sonntag berichtet, Eon wolle seine Energiesparte in München, die Kraftwerkstochter in Hannover und Eon-Ruhrgas in Essen in die Zentrale integrieren und dabei auch Hunderte Stellen streichen. Dazu gebe es bereits einen Vorstandsbeschluss. Nach dpa-Informationen will der Eon-Aufsichtsrat Anfang kommender Woche über weitere Schritte beraten. Entscheidungen über Standortverlagerungen sollen dabei jedoch noch nicht fallen.

Während sich der Konzern zurückhaltend gab, reagierte Betriebsratschef Hans Prüfer empört: „Wir sind aus allen Wolken gefallen, als wir das gestern gehört haben. Die Stimmung ist eine Katastrophe, die Leute sind in Aufruhr.“ In einer Sitzung des Wirtschaftsausschusses solle sich das Management am Freitag äußern.

„Es ist schwer vorstellbar, dass solche Pläne ohne Abstriche durch den Aufsichtsrat gehen“, sagte Verdi-Sprecher Christoph Schmitz. Man erwarte, dass der Vorstand umgehend den Aufsichts- und Betriebsrat informiert. Außerdem solle er die Standortgarantien verlängern. Vor allem in Hannover und München würden bereits Umstrukturierungen vorgenommen. Hannover übernehme auch den weltweiten Kraftwerksbau.

Für Aktionärsschützer wäre ein Sparprogramm keine Überraschung. „Angesichts der gewaltigen Veränderungen unter der Überschrift Energiewende muss der Vorstand reagieren“, sagte Thomas Hechtfischer, Geschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Auch die IG BCE räumte ein: „Jedes Unternehmen der Branche muss sich angesichts der Energiewende zurzeit neu aufstellen.“

(dpa/abendblatt.de)