RWE will seine CO2-Bilanz verbessern. Darum setzt das Unternehmen künftig mehr auf erneuerbare Energien statt auf Gaswerke.

Düsseldorf. Trotz drohender Stromengpässe in Deutschland tritt der Energiekonzern RWE beim Bau neuer Kohle- und Gaskraftwerke auf die Bremse. Der Chef der für den Kraftwerksbau zuständigen Konzernsparte RWE Technology, Matthias Hartung, sagte am Dienstagabend in Essen, der Konzern werde vorläufig keine weiteren Neubauten konventioneller Kraftwerke in Auftrag geben. Denn derartige Projekte rechneten sich für Deutschlands größten Stromproduzenten nicht.

Insbesondere die Errichtung von Gaskraftwerken sei angesichts der aktuellen Strom- und Gaspreise unattraktiv. Um den Kraftwerksbau wieder rentabel zu machen, seien staatliche Förderprogramme oder die Schaffung eines Kapazitätsmarkts notwendig, bei dem schon die Bereithaltung der Kraftwerke bezahlt werde, hieß es in Essen.

Doch ist Abhilfe offenbar bereits in Sicht. Die Bundesregierung hält die Förderung von Gas- und Kohlekraftwerken mit Millionensummen aus dem Energie- und Klimafonds für sachgerecht. „Den neuen Kraftwerken kommt im Zuge der Energiewende eine zentrale Bedeutung zu, um die schwankende Elektrizitätserzeugung aus den erneuerbaren Energien auch auszugleichen“, sagte ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums am Mittwoch in Berlin. Die „Berliner Zeitung“ hatte zuvor unter Berufung auf eine Antwort des Wirtschaftsministeriums auf eine Frage der Grünen-Fraktion berichtet, dass im Jahr 2013 bis zu 166,5 Millionen Euro in die Förderung für neue Kohle- und Gaskraftwerke fließen könnten. Im Jahr 2014 seien es bis zu 163,5 Millionen Euro.

Der RWE-Konzern betonte unterdessen, dass die derzeit im Bau befindlichen Kraftwerksprojekte – die beiden neuen Blöcke im rheinischen Braunkohle-Kraftwerk Neurath und die neuen Blöcke D und E des Steinkohle-Kraftwerks Westfalen in Hamm – ungeachtet der aktuellen Diskussion fertiggestellt würden. Hier sei auch die Rentabilität gesichert, hieß es in Essen.

Insgesamt werden die neuen Kraftwerke rund 3.600 Megawatt-Leistung erbringen können. Allerdings werden parallel zu ihrer Inbetriebnahme alte Anlagen vom Netz genommen, so dass der Effekt auf die Schließung der deutschen Stromlücke spürbar geringer ausfällt, als die Zahlen es auf den ersten Blick erscheinen lassen.

Den Ausbau erneuerbarer Energien will der Essener Konzern auf jeden Fall weiter forcieren und setzt dabei vor allem auf Windkraft. Den Löwenanteil des Windstrom sollen Offshore-Anlagen vor Europas Küsten liefern. Bis 2014 will der Konzern Windparks mit einer Leistung von mehr als 1.000 Megawatt errichten.

Doch auch auf dem Land soll die Leistung vorhandener Windenergieanlagen durch das sogenannte Repowering erhöht werden, bei dem alte Anlagen durch neue, leistungsstärkere Aggregate ersetzt werden. Die Möglichkeiten zur Leistungssteigerung durch neue, bis zu 200 Meter hohe Windräder seien „gigantisch“, heißt es beim Essener Konzern. Die Kapazität alter Standorte könne dadurch teilweise verdoppelt werden. Gleichzeitig sucht der Konzern auch nach neuen Standorten für Windparks in Deutschland – etwa im rheinischen Revier.

(dapd)