Acht Monate nach dem tödlichen Unfall auf der “Gorch Fock“ ist klar: Das Schiff sticht mit neuem Ausbildungskonzept wieder in See.

Berlin/Kiel. Mit neuem Ausbildungskonzept und neuem Kapitän wird die „Gorch Fock“ weitersegeln. Im Verteidigungsausschuss des Bundestags gab es am Mittwoch breite Unterstützung für den Fortbestand des Dreimasters als Segelschulschiff der Marine. „Für einen Neuanfang sind die richtigen Weichen gestellt“, sagte der CDU/CSU-Ausschussobmann Ernst-Reinhard Beck. Nur die Linke lehnt die Ausbildung auf dem Schiff als altmodisch ab.

Die Zukunft der „Gorch Fock“ war nach einem tödlichen Unfall einer Kadettin in Frage gestellt worden. Am 7. November vergangenen Jahres war eine 25-jährige Offiziersanwärterin im brasilianischen Hafen Salvador da Bahia erschöpft aus der Takelage gestürzt.

Die Marine brach erstmals die Ausbildung auf dem Dreimaster ab, wenige Wochen später wurden schwere Vorwürfe laut. Es ging um Schikane, sexuelle Belästigung und unwürdige Rituale an Bord. Auch der damalige Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) wurde durch die Affäre schwer belastet.

Jetzt steht fest, dass die „Gorch Fock“ bald wieder in See stechen wird. Der Marine-Inspekteur Axel Schimpf stellte dem Verteidigungsausschuss den Abschlussbericht des Verteidigungsministeriums vor, in dem der Fortbestand des Schiffes befürwortet wird. Das Ministerium kritisiert allerdings Ausbildungsmängel und Fehlverhalten der Schiffsführung. Kommandant Norbert Schatz, der Anfang des Jahres zunächst abgesetzt worden war, wird nicht auf das Schiff zurückkehren – laut Ministeriumsbericht auf eigenen Wunsch.

Union, FDP, SPD und Grüne unterstützten den Fortbestand des Segelschulschiffes. Der schleswig-holsteinische CDU-Bundestagsabgeordnete Ingo Gädechens (Wahlkreis Ostholstein) sagte, de facto gebe es für die „Gorch Fock“ eine Bestandsgarantie als erste Einheit der Bundeswehr im Rahmen der neuen Bundeswehrstruktur. Die Pommerin-Kommission werde in ihrem noch ausstehenden Bericht das Segelschulschiff nicht mehr grundsätzlich in Frage stellen, sondern nur noch konkrete Vorschläge zur Verbesserung der seemännischen Basisausbildung in der Marine machen. Die unabhängige Kommission unter Leitung des Historikers Prof. Reiner Pommerin will ihren Bericht noch im Juli vorlegen.

Der stellvertretende verteidigungspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Hans-Peter Bartels, zeigte sich erleichtert: Mit dem Abschlussbericht sei eine „quälend lange Debatte“ zu Ende gegangen. „Die Zukunft der „Gorch Fock“ ist unstrittig.“ Der Bericht habe den Erwartungen des Parlaments entsprochen. Offen seien die Probleme auf dem Schiff und entsprechende Konsequenzen benannt worden.

Es gehe jetzt darum, „die dunklen Flecken auf dem Bild der „Gorch Fock“ möglichst schnell zu beseitigen“, sagte die FDP-Politikerin Elke Hoff. Grünen-Obmann Omid Nouripour betonte, die „Gorch Fock“ sei vor allem deshalb so wichtig, weil die Bundeswehr so wenige Symbole habe.

Der Linke-Politiker Paul Schäfer nannte die Ausbildung auf dem Schiff dagegen „anachronistisch“. Es sei nicht zwingend erforderlich, den Offiziersanwärtern die harte und risikoreiche Segelausbildung anzutun. (dpa)