Bundesweit gibt es bislang keine Engpässe – Plasma aus Blutspenden kann erst nach vier Monaten eingesetzt werden.

Berlin. Wegen der hohen Zahl der Erkrankungen am Hämolytisch-Urämischen Syndrom (HUS) im Zusammenhang mit EHEC werden in Norddeutschland Blutvorräte knapp. Der Blutspendedienst Nord des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) erhält inzwischen Blutplasma aus Süddeutschland, wie Sprecher Jens Lichte am Freitag in Lütjensee sagte. Einen Engpass gibt es aber nicht, bundesweit sind zurzeit noch genug Vorräte vorhanden. Insgesamt sind mehr als 500 Menschen an HUS erkrankt, das nach einer Infektion mit dem Darmkeim EHEC entstehen kann.

Der Blutspendedienst Nord habe in den vergangenen Tagen 7.500 Plasma-Einheiten an Krankenhäuser in Hamburg und Schleswig-Holstein verteilt, erklärte Lichte, normalerweise benötigten sie etwa 800 bis 1.000 Einheiten pro Monat. „Wir sind jetzt dabei, aus dem DRK-Verbund mit Blutplasma versorgt zu werden“, sagte Lichte. Die Lieferungen kämen vor allem aus Hessen, Baden-Württemberg und Bayern, wo das gefährliche Darmbakterium weniger stark grassiert.

Ein Versorgungsengpass droht laut Lichte in absehbarer Zeit nicht. In Süddeutschland seien noch genügend Vorräte vorhanden. Auch der Direktor der Rostocker Uniklinik für Transfusionsmedizin, Volker Kiefel, sagte: „Es gibt überregional ausreichend Plasmavorrat.“ Angesichts der Diskussion über EHEC und den Bedarf an Blutspenden meldeten sich mehr Blutspender als gewöhnlich, erklärte er. Im Moment würden vor allem jene Blutspender angesprochen, deren letzte Vollblutspende zwischen vier und sechs Monaten zurückliege. „Plasma muss mindestens vier Monate in Quarantäne gelagert werden. Erst wenn der Spender erneut spendet und auf Infektionsparameter getestet wurde, darf das Plasma freigegeben werden“, sagte der Mediziner.

Reserven auffüllen

Der ärztliche Leiter des Blutspendedienstes Hamburg, Lutz Schmidt, erklärte ebenfalls, dass das Plasma, das aus jetzt gespendetem Blut gewonnen werde, frühestens in vier Monaten verwendet werden könne – und das auch nur, wenn der Spender erneut zur Kontrolle komme. Dennoch rief er zu Blutspenden auf. „Wir brachen Blut, wir brauchen auch Plasma, die leeren Reserven müssen aufgefüllt werden“, sagte er. Er sprach von einem derzeit großen Andrang: „Wir haben einen Ansturm von Spendern.“

In den meisten Bundesländern waren noch genügend Blutvorräte vorhanden. „Zum jetzigen Zeitpunkt ist kein Engpass zu sehen, oder es sind die saisonalen Engpässe, die wir immer haben“, sagte beispielsweise der hessische Sozialminister Stefan Grüttner. Die Frage der Blutspende stelle sich nicht nur im Zusammenhang mit EHEC. Sie sei das ganze Jahr wichtig.

Die Krankenhäuser brauchen Blutplasma vor allem, um an HUS erkrankten Patienten behandeln zu können. Bei ihnen wird das mit Toxinen und Entzündungsstoffen belastete Plasma durch Spenderplasma oder Plasmaersatzmittel ausgetauscht. Versagen die Nieren dennoch, ist zusätzlich eine Dialyse nötig. Pro Plasma-Austausch wird Blutplasma von bis zu zehn Spendern benötigt, abhängig von Größe und Gewicht des Patienten.