Bundespräsidenten-Bäcker ist vor dem Amtsgericht Hannover wegen Hygienemängeln zu einer Geldstrafe von 14.000 Euro verurteilt worden.
Hannover. Die Inhaberin der hannoverschen Backstube "Broterbe Gaues“, die als Bäcker des Bundespräsidenten Schlagzeilen machte, ist vor dem Amtsgericht Hannover zu einer Geldstrafe in Höhe von 14.000 Euro verurteilt worden. Lebensmittelkontrolleure hatten bei Überprüfungen der Backstube im vergangenen Jahr "gravierende Hygienemängel“ festgestellt. In den Dichtungen der Kühlschränke steckte Schwarzschimmel, über dem Kuchen schwebten von toten Tieren übersäte Fliegenfallen und der Boden war verdreckt und verfettet.
Das Geständnis der 43-Jährigen, die Hygiene „bei der ganzen Arbeit aus den Augen verloren“ zu haben, wirkte sich strafmildernd aus. Auch sei die nur 60 Quadratmeter große Backstube schlecht für die Arbeit geeignet, sagte die Richterin. Sie betonte aber zugleich, dass auf die Mängel „nicht hinreichend“ reagiert worden sei.
Im Februar war die Backstube wegen der Hygienemängel vorübergehend geschlossen worden. Die beanstandeten hygienischen Mängel wurden aber noch am gleichen Tag beseitigt. Der Ehemann der Angeklagten, Jochen Gaues, hatte gesagt, er fühle sich von den Behörden verfolgt und kündigte an, den Sitz der Backstube zu verlegen und Hannover zu verlassen. Gaues belieferte mehr als zehn Jahre das Bundespräsidialamt in Berlin. "Der Bäcker des Bundespräsidenten kommt aus Hannover und heißt Jochen", stand auf T-Shirts der Mitarbeiter der Backstube.
Gaues sagte, er wolle seine Verkaufsstellen in Hannover weiterhin behalten. Die Backstube könnte aber nach Gleidingen (Region Hannover) oder Negenborn (Landkreis Holzminden) verlegt werden. Darüber hinaus überlegt Gaues offenbar, eine Filiale in Potsdam zu eröffnen. Er beliefert bundesweit mehrere Spitzenrestaurants und hat auch eine Filiale in Hamburg. Die Lieferungen nach Berlin hatten Bäcker aus der Bundeshauptstadt heftig kritisiert.
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Bundespräsident isst in Berlin nur Brötchen aus Hannover
Die Aufregung in Berlin ist groß: Bundespräsident Christian Wulff (CDU) bekommt seine Brötchen aus Hannover geliefert! Zweimal im Monat kommt ein Fahrer mit den Backwaren aus der Traditionsbäckerei von Jochen Gaues in Wulffs Heimat ins 300 Kilometer entfernte Schloss Bellevue. Umweltschützer, Oppositionspolitiker und die Berliner Handwerkskammer sind entsetzt. Brötchen aus Niedersachsen nach Berlin zu transportieren, schädige die Umwelt, sei dekadent und außerdem absolut unnötig.
"Verrückt", sagt Claudia Hämmerling, Bundestagsabgeordnete der Grünen. Sie lasse sich ja schließlich auch nicht die Würstchen aus Thüringen liefern. Natürlich sei es besser, Waren vor Ort zu produzieren, meldet der Bund für Umwelt- und Naturschutz. Und die Berliner Handwerkskammer wehrt sich gegen den Eindruck, Berliner Brötchen seien nicht schmackhaft: "An der Qualität der Berliner Brötchen kann es nicht liegen." Auch in der Hauptstadt gebe es zahlreiche Bäcker, die nach alter Tradition backen.
Die sind allerdings nicht so gewitzt wie Bäcker Jochen Gaues. Der ist nämlich ein echter PR-Profi. Seine Mitarbeiter tragen T-Shirts mit der Aufschrift "Der Bäcker des Bundespräsidenten kommt aus Hannover und heißt Jochen". Diese hat Gaues allerdings schon vor vier Jahren bedrucken lassen. Denn die exklusive Backwaren-Lieferung hat gar nicht Christian Wulff veranlasst, sondern sein Vor-Vorgänger Roman Herzog.
Auch Horst Köhler hat regelmäßig in die hannoverschen Brötchen gebissen. Sieben Produkte, die sich gut einfrieren lassen, wie Bäcker Gaues sagt, habe er Köhler zweimal im Monat geliefert, die ganze Amtszeit lang. Nun bleiben die Brötchen ausgerechnet Christian Wulff im Hals stecken.
Erst vor wenigen Tagen musste er sich wegen seines Sommerurlaubes rechtfertigen . Den verbrachte er nämlich auf der spanischen Ferieninsel Mallorca, in einem Anwesen, das einer Firma des Unternehmers Carsten Maschmeyer gehört. Maschmeyer ist mit Wulff befreundet. Er ist aber auch Gründer und war bis 2009 Vorstand des Finanzdienstleisters AWD. Schnell war von einem anrüchigen Freundschaftsdienst die Rede.
Im Gegensatz zur Urlaubs-Debatte profitiert von der Brötchen-Diskussion zumindest einer: Bäcker Gaues. Wer ihn, der schon Jack Nicholson, Udo Lindenberg, Joschka Fischer, Tim Mälzer und die deutsche Fußballnationalmannschaft versorgt hat, bisher noch nicht kannte, weiß nun Bescheid: Die besten Brötchen gibt es in Hannover.