Die EU will das Salzgehalt im Brot reduzieren. Der Verband des deutschen Bäckerhandwerks bezeichnet die geplanten Warnhinweise als „pervers“
Berlin. Die deutschen Kleinbäcker befürchten einen „geschmackslosen Einheitsbrei“, sollte die Europäische Union den Salzgehalt in Broten regulieren. „Dass wir unser gesundes Brot dann nicht mehr herstellen dürfen, ist Diskriminierung“, sagte der Präsident des Zentralverbandes des deutschen Bäckerhandwerks, Peter Becker, am Montag in Berlin. Laut Becker will die Kommission einen Salzgehalt von maximal 1,3 Prozent im Brot festlegen. Derzeit liege er in Deutschland bei 1,8 bis 2,2 Prozent.
Die aktuellen Pläne sähen kein Verbot von Brot mit hohem Salzgehalt vor, jedoch seien Warnhinweise bei zu hohem Salzgehalt geplant. Dieses Etikett sei „pervers“, sagte Becker. Eine Kennzeichnung loser Backwaren insgesamt sei angesichts gut ausgebildeter Fachverkäufer an den Ladentheken überflüssig.
Auch die Christdemokraten im Europäischen Parlament unterstützen die deutschen Bäcker. „Das ist Unsinn, was in Brüssel diskutiert wird“, sagte Peter Liese, Sprecher für Lebensmittelsicherheit der Europäischen Volkspartei (EVP). Nahrungsmittel pauschal als gut oder schlecht zu bezeichnen sei falsch. Deshalb plädiere er dafür, die Inhaltsstoffe von Lebensmitteln noch besser zu kennzeichnen. „Die Konsequenz daraus sollte dann jeder selbst ziehen“, meinte Liese. Dies sei Konsens aller Fraktionen im Europäischen Parlament und Inhalt einer Empfehlung des Fachausschusses.
Der Hauptgeschäftsführer des Bäckerverbandes, Amin Werner, vermutete harte wirtschaftspolitische Gründe hinter den Plänen der Kommission. Über den Umweg des Gesundheitsschutzes wolle die Kommission den Markt für Brot in Deutschland öffnen. In anderen Ländern müsse zwingend salzreduziertes Brot hergestellt werden. Mit der entsprechenden Verordnung aus Brüssel bekäme dieses in Deutschland unbeliebte Brot gleichwertige Absatzchancen.
Ernährungswissenschaftler Hans-Joachim Zunft erklärte bei der Verbandsveranstaltung, die Vielfalt der deutschen Brote mache es zu einem gesunden Lebensmittel. Er riet dazu, eher mehr Brot zu essen. Den leichten, stetigen Rückgang des Konsums betrachte er mit Sorge.