Im Kieler Landtag sprachen sich die Parteien für die “Gorch Fock“ aus. “Eine Frechheit“ – FDP-Fraktionschef Kubicki greift Guttenberg an.
Kiel. Ein klares Bekenntnis zum Patenschiff "Gorch Fock" vom schleswig-holsteinischen Landtag: CDU, SPD, FDP, Grüne und SSW beschlossen am Freitag in Kiel gemeinsam einen Antrag zugunsten des Segelschulschiffes. Nur die Linke will es hingegen außer Dienst stellen. Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) befürwortete in Berlin einen Weiterbetrieb mit neuem Ausbildungskonzept. „Es wäre wunderbar, wenn die „Gorch Fock“ weitersegeln könnte“, sagte er.
Der Kieler FDP-Fraktionschef Wolfgang Kubicki kritisierte den Minister scharf wegen der Abberufung des „Gorch Fock“-Kapitäns Norbert Schatz. An Bord des Schiffes vor der südargentinischen Küste nahm unterdessen ein Expertenteam seine Arbeit zur Klärung der Vorfälle auf. Die Kommission geht unter anderem dem Vorwurf nach, Kadetten seien von Mitgliedern der Stammbesatzung schikaniert worden. Im November war eine Offiziersanwärterin aus der Takelage in den Tod gestürzt; danach wurde die Ausbildung abgebrochen.
FDP-Fraktionschef Kubicki attackierte den Verteidigungsminister, weil der Kommandant Schatz abberufen worden sei, ohne ihm auch nur ansatzweise rechtliches Gehör einzuräumen: „Ein Dienstherr, der sich so verhält, verrät die Grundsätze eines Rechtsstaates, auf dessen Verteidigung die Rekruten vereidigt werden“. Guttenberg warf der Opposition in Berlin vor, sie schade mit „politischen Manövern“ dem für die Zeit der Ermittlungen abgesetzten Kapitän. Der Vorwurf, Schatz sei ein „Bauernopfer“, sei dem Kommandanten gegenüber „eine schlichte Frechheit“. Die Vorwürfe gegen die „Gorch Fock“ müssten rückhaltlos aufgeklärt werden, verlangte der Landtag in seiner Resolution. Vorverurteilungen und voreilige Schlussfolgerungen dürfe es nicht geben. Sollten Verfehlungen festgestellt werden, müssten Konsequenzen folgen.
Der Verteidigungsminister soll Maßnahmen ergreifen, um auch künftig einen Ausbildungsbetrieb auf dem Dreimaster zu ermöglichen, der seiner Vorbildfunktion für die Marine und darüber hinaus gerecht wird. CDU-Fraktionschef Christian von Boetticher bekannte sich zu einer harten und fordernden Ausbildung auf der „Gorch Fock“. Dabei gehe es um mehr als um die nautische Ausbildung an Bord. „Es geht auch darum, zu sehen, wer zur Übernahme von Führungsverantwortung geeignet ist.“ Schwerwiegende Anschuldigungen im Hinblick auf ungerechtfertigten Druck auf Kadetten, unwürdige Rituale oder sexuelle Belästigungen müssten aufgearbeitet werden, verlangte von Boetticher. Es gebe aber auch entlastende Aussagen, sagte er.
Patenschaft sei nur sinnvoll, wenn sie auch in schwieriger Zeit wahrgenommen wird, sagte der SPD-Fraktionsvorsitzende Ralf Stegner. Man dürfe aber auch nicht falschen Romantik-Klischees von abenteuerlicher Seefahrt verfallen. Bei der Ausbildung dürfe Lebensgefahr nicht normal sein, sondern Sicherheit müsse Vorrang haben. Vorverurteilungen seien ebenso falsch wie ein Persilschein nach dem Motto „Augen zu und durch“. Lars Harms vom SSW brachte die Frage ein, ob die bisher praktizierte Ausbildung auf dem Segelschulschiff noch zeitgemäß ist. „Wir müssen ernsthaft darüber nachdenken, ob und wie die „Gorch Fock„ in Zukunft genutzt werden soll.“ Ein Hauptkriterium sei, ob die Sicherheit sowie die körperliche, psychische und seelische Unversehrtheit der Besatzung umfassend gewährleistet werden kann.
Nach Ansicht des Linken-Abgeordneten Björn Thoroe ist der Ruf der „Gorch Fock“ so schwer beschädigt, dass nicht mehr nur die Art der Ausbildung geprüft werden könne. Sie müsse außer Dienst gestellt werden. (dapd)