Laut “Bild“ war die tödlich verunglückte Soldatin Sarah Lena S. für den Dienst an Bord der Gorch Fock zur Zeit des Unfalls nicht tauglich.
Hamburg. Die 25 Jahre alte Sarah Lena S., die im November an Bord des Segelschulschiffs „Gorch Fock“ ums Leben kam, war offenbar zum Zeitpunkt des Unfalls nicht diensttauglich. Laut Obduktion wog die 25-Jährige bei einer Körpergröße von 1,58 Meter angeblich 83 Kilogramm. Das berichtet die „Bild“-Zeitung. Dem Blatt liegen offenbar erste Untersuchungsergebnisse vor, wonach die Soldatin am Unfalltag nicht borddiensttauglich war.
Die Zeitung zitiert aus dem Bericht: „Weiterhin ist festzustellen, dass S. aufgrund ihres Körpergewichts am Unfalltag zusätzlich nicht borddienstverwendungsfähig gewesen wäre. Die Obduktion ergab ein Körpergewicht, welches in Relation zur Körpergröße eine Borddienstverwendungsfähigkeit ausgeschlossen hätte.“ Zudem soll ein Ausbilder ein weiteres Aufentern der Kadettin nicht für ratsam gehalten haben.
„Die Frage unter anderem der Borddienstverwendungsfähigkeit der Offiziersanwärterin ist Gegenstand der staatsanwaltschaflichen Prüfungen“, sagte eine Sprecherin der Kieler Staatsanwaltschaft. Die Anklagebehörde stehe in engem Kontakt zum Verteidigungsministerium und den nachgeordneten Dienststellen.
Nach dem Tod der Offiziersanwärterin war es auf der „Gorch Fock“ im November zu einem schweren Zwischenfall gekommen, der mehreren Soldaten den Vorwurf der Meuterei einbrachte. Derzeit ist das Schiff auf dem Weg nach Deutschland, wo es nicht vor Ende April erwartet wird. Ein Untersuchungsteam der Marine befragt derzeit an Bord die Soldaten, um Vorwürfe unzumutbarer Lebens- und Arbeitsbedingungen an Bord zu klären. Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) hatte die Dreimast-Bark im Januar nach Vorwürfen unzumutbarer Lebens- und Arbeitsbedingungen an Bord nach Deutschland zurückbeordert.
Lesen Sie dazu auch den Abendblatt-Bericht vom 2. Februar 2011:
"Gorch Fock"-Kapitän zurück in Deutschland
Während die "Gorch-Fock" auf dem Seeweg in Richtung ihres Heimathafens Kiel ist, musste der suspendierte Kommandant, Norbert Schatz, den Weg mit dem Flugzeug zurücklegen. Nachdem ihn Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) vorläufig von seinem Amt suspendierte, ist Schatz nun in Deutschland angekommen. Er sei am Mittwochmittag in Frankfurt aus Buenos Aires mit dem Flugzeug eingetroffen, sagte Fregattenkapitän Achim Winkler. Bis auf weiteres werde Schatz der Öffentlichkeit nicht zur Verfügung stehen. Nach dem Tod einer Offiziersanwärterin auf der „Gorch Fock“ im November und dem Bekanntwerden von umstrittenen Ritualen, wie der sogenannten Äquatortaufe in einer ekligen Flüssigkeit mit Alkohol und Erbrochenem, war eine Diskussion über die Zustände auf dem Segelschulschiff der Deutschen Marine entbrannt.
Schatz sei in den Amtsbereich des Marineamts kommandiert, das neben dem Hauptsitz in Rostock weitere Standorte in Deutschland hat. Er wisse, wo Schatz derzeit sei, wolle dies aber nicht sagen, erklärte Winkler. Der Presseoffizier der Marine in Kiel war zusammen mit Winkler aus Argentinien nach Deutschland geflogen; Kiel ist der Heimathafen der „Gorch Fock“. Unterdessen betonte Marine-Inspekteur Axel Schimpf, dass Schatz „nach wie vor der Kommandant der „Gorch Fock“ ist. Er ist lediglich bis zum Abschluss der Ermittlungen in den Amtsbereich des Marineamts kommandiert“, schrieb der Vize-Admiral in seinem auf der Homepage der Marine veröffentlichten „zweiten Inspekteurbrief“ zur „Gorch Fock“. Kapitän zur See Michael Brühn führe das Kommando auf der Rückreise des Segelschulschiffs; er sei „der Abwesenheitsvertreter“ von Schatz.
Die „Gorch Fock“ befindet sich seit Sonntag auf der Rückreise vom argentinischen Ushuaia nach Kiel. Die Route führt durch den Panamakanal und den nördlichen Atlantik. Das Segelschulschiff solle Anfang Mai in Kiel eintreffen, schrieb Schimpf. An Bord sind die Ermittler einer Untersuchungskommission. Sie sollen die Berichte über Missstände bei der Ausbildung und Schikane-Vorwürfe von Offiziersanwärtern gegen die Stammbesatzung untersuchen. Ein zweites Untersuchungsteam befragt laut Schimpf seit dem 26. Januar Offiziersanwärter an der Marineschule Mürwik zu den erhobenen Vorwürfen. „Wir arbeiten mit besonderem Nachdruck an der Klärung der vorgebrachten Vorwürfe. Dies darf allerdings nicht zu Lasten der gebührenden Sorgfalt gehen“, betonte Schimpf.
Verteidigungsminister zu Guttenberg hatte die Heimkehr der „Gorch Fock“ angeordnet. In Ushuaia war der suspendierte Kommandant Schatz kurz vor dem Ablegen mit militärischen Ehren verabschiedet worden. Schatz genoss unter der Stammbesatzung hohes Ansehen. Der Marineoffizier erwägt nach Medienberichten juristische Schritte gegen seine Suspendierung. Auf der „Gorch Fock“ sollen junge Offiziersanwärter von Mitgliedern der Stammbesatzung drangsaliert, übermäßig unter Druck gesetzt und sogar sexuell genötigt worden sein. Unter noch ungeklärten Umständen war bereits 2008 eine Offiziersanwärterin zu Tode gekommen.