Norbert Schatz traf am Mittwoch in Frankfurt mit einem Flugzeug aus Buenos Aires ein. Der Öffentlichkeit wird er sich vorerst entziehen.
Hamburg. Während die "Gorch-Fock" auf dem Seeweg in Richtung ihres Heimathafens Kiel ist, musste der suspendierte Kommandant, Norbert Schatz, den Weg mit dem Flugzeug zurücklegen. Nachdem ihn Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) vorläufig von seinem Amt suspendierte, ist Schatz nun in Deutschland angekommen. Er sei am Mittwochmittag in Frankfurt aus Buenos Aires mit dem Flugzeug eingetroffen, sagte Fregattenkapitän Achim Winkler. Bis auf weiteres werde Schatz der Öffentlichkeit nicht zur Verfügung stehen. Nach dem Tod einer Offiziersanwärterin auf der „Gorch Fock“ im November und dem Bekanntwerden von umstrittenen Ritualen, wie der sogenannten Äquatortaufe in einer ekligen Flüssigkeit mit Alkohol und Erbrochenem, war eine Diskussion über die Zustände auf dem Segelschulschiff der Deutschen Marine entbrannt.
Schatz sei in den Amtsbereich des Marineamts kommandiert, das neben dem Hauptsitz in Rostock weitere Standorte in Deutschland hat. Er wisse, wo Schatz derzeit sei, wolle dies aber nicht sagen, erklärte Winkler. Der Presseoffizier der Marine in Kiel war zusammen mit Winkler aus Argentinien nach Deutschland geflogen; Kiel ist der Heimathafen der „Gorch Fock“. Unterdessen betonte Marine-Inspekteur Axel Schimpf, dass Schatz „nach wie vor der Kommandant der „Gorch Fock“ ist. Er ist lediglich bis zum Abschluss der Ermittlungen in den Amtsbereich des Marineamts kommandiert“, schrieb der Vize-Admiral in seinem auf der Homepage der Marine veröffentlichten „zweiten Inspekteurbrief“ zur „Gorch Fock“. Kapitän zur See Michael Brühn führe das Kommando auf der Rückreise des Segelschulschiffs; er sei „der Abwesenheitsvertreter“ von Schatz.
Die „Gorch Fock“ befindet sich seit Sonntag auf der Rückreise vom argentinischen Ushuaia nach Kiel. Die Route führt durch den Panamakanal und den nördlichen Atlantik. Das Segelschulschiff solle Anfang Mai in Kiel eintreffen, schrieb Schimpf. An Bord sind die Ermittler einer Untersuchungskommission. Sie sollen die Berichte über Missstände bei der Ausbildung und Schikane-Vorwürfe von Offiziersanwärtern gegen die Stammbesatzung untersuchen. Ein zweites Untersuchungsteam befragt laut Schimpf seit dem 26. Januar Offiziersanwärter an der Marineschule Mürwik zu den erhobenen Vorwürfen. „Wir arbeiten mit besonderem Nachdruck an der Klärung der vorgebrachten Vorwürfe. Dies darf allerdings nicht zu Lasten der gebührenden Sorgfalt gehen“, betonte Schimpf.
Verteidigungsminister zu Guttenberg hatte die Heimkehr der „Gorch Fock“ angeordnet. In Ushuaia war der suspendierte Kommandant Schatz kurz vor dem Ablegen mit militärischen Ehren verabschiedet worden. Schatz genoss unter der Stammbesatzung hohes Ansehen. Der Marineoffizier erwägt nach Medienberichten juristische Schritte gegen seine Suspendierung. Auf der „Gorch Fock“ sollen junge Offiziersanwärter von Mitgliedern der Stammbesatzung drangsaliert, übermäßig unter Druck gesetzt und sogar sexuell genötigt worden sein. Unter noch ungeklärten Umständen war bereits 2008 eine Offiziersanwärterin zu Tode gekommen. (dpa)