Schneeverwehungen, spiegelglatte Straßen, Unfälle, Schulausfall. Vor allem in Schleswig-Holstein setzte den Menschen der Wintereinbruch zu.

Hamburg/Kiel. Auf schnee- und eisglatten Straßen in Schleswig-Holstein ist es am Mittwoch zu schweren Unfällen gekommen. Beim Zusammenstoß eines Lastwagens mit einem Zug auf einem Bahnübergang bei Heringsdorf (Kreis Ostholstein) starb der Lastwagenfahrer. Bei Neumünster wurden vier Menschen verletzt, darunter eine 24-Jährige schwer. Ihr Wagen fuhr auf dem Autobahnzubringer zur Anschlussstelle Neumünster Nord in eine Unfallstelle, überschlug sich und blieb im Graben auf dem Dach liegen. Die 70 Fahrgäste des ICE 35, der auf dem Weg von Hamburg nach Kopenhagen war, kamen nach Polizeiangaben mit dem Schrecken davon, der Lokführer wurde leicht verletzt. Die Bahnstrecke Lübeck-Puttgarden wurde zwischen Oldenburg und Großenbrode (beides Kreis Ostholstein) gesperrt. Reisende wurden mit Bussen und Taxen weitertransportiert. Die Sperrung dauerte nach Angaben der Bahn bis zum Abend. Unklar war zunächst die Unfallursache. Ob das Winterwetter eine Rolle gespielt habe, sei völlig offen, sagte ein Sprecher der Bundespolizei am Abend.

Ab Donnerstagmorgen kann in Schleswig-Holstein neuer, mitunter auch länger anhaltender Schneefall aufkommen, der bis in die Nacht zum Freitag anhält. Dabei seien verbreitet 10 bis 15 Zentimeter Neuschnee möglich, vereinzelt auch deutlich darüber, warnte die Meteomedia Unwetterzentrale am Mittwoch. Eisiger Nordostwind und Schneefall bescherten dem nördlichsten Bundesland erneut Verwehungen und spiegelglatte Fahrbahnen. Bei Temperaturen bis minus sieben Grad waren die Räumdienste im Dauereinsatz, um Autobahnen und Bundesstraßen frei zu halten.

In Ostholstein blieben die Schulen wegen des Wetters geschlossen. Vor allem an der Ostseeküste und im Kreis Plön türmte der stürmische Wind immer neue Schneeverwehungen auf und machte viele Straßen unpassierbar. Immer wieder blieben Autos stecken oder stellten sich quer. In einigen Fällen setzte die Polizei Räumpanzer ein, um festgefahrene Lastwagen aus dem Schnee zu ziehen. Es kam in dem gesamten Bereich immer wieder zu Straßensperrungen.

Besonders schlimm war es nach Angaben der Polizei auf der Autobahn A1 im Großraum Neustadt (Kreis Ostholstein). Obwohl Räumfahrzeuge die Fahrbahnen dort ständig von den Schneemassen befreiten, türmten böige Winde nur wenige Minuten später erneut Schneewehen auf. Um Flensburg herum sowie in den Kreisen Schleswig-Flensburg, Nordfriesland und Plön kam es bereits am Morgen zu Behinderungen des Berufsverkehrs. Besonders Nebenstrecken waren zum Teil spiegelglatt, so dass einige Fahrzeuge in Gräben oder gegen die Leitplanken rutschten. Nach Angaben der Einsatzleitstellen endeten die Unfälle jedoch meist glimpflich mit Blechschäden.

Bei Satrup (Kreis Schleswig-Flensburg) landete ein Schulbus im Straßengraben. Viele Autofahrer standen am Morgen offensichtlich früher auf, um rechtzeitig zur Arbeit zu kommen, sagte ein Polizeisprecher. Angesichts der ersten zugefrorenen Teiche warnte der Landesfeuerwehrverband (LFVSH) am Mittwoch nachdrücklich vor dem Betreten von Eisflächen. „Die geringen Minusgrade der vergangenen Tage garantieren nicht, dass die Eisdecke auf Seen oder Flüssen tragfähig ist “, sagte LFVSH-Sprecher Werner Stöwer. Bereits am Dienstag war ein sechsjähriger Junge auf einem zugefrorenen Parkteich in Glückstadt (Kreis Steinburg) eingebrochen. Jugendliche, die zufällig in der Nähe waren, konnten das Kind aus dem eisigen Wasser retten. Der LFVSH bat die Menschen in Schleswig-Holstein, die Hydranten und Hydrantenhinweisschilder von Eis und Schnee freizuhalten. Bei einem Brand könne die Suche nach einem zugeschneiten Hydranten kostbare Zeit in Anspruch nehmen, hieß es.

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Starker Schneefall in Norddeutschland erwartet

Im Norden Deutschlands ist in der Nacht zum Donnerstag mit teilweise starkem Schneefall zu rechnen. Von Süden her breitet sich ein Tief aus, das in Teilen Niedersachsens bis zu 15 Zentimeter Schnee bringen kann, wie ein Meteorologe des Deutschen Wetterdienstes (DWD) sagte. Das Tief zieht dann weiter Richtung Hamburg und Schleswig-Holstein, wo es ab dem frühen Morgenstunden für Schnee sorgen wird. Vor allem in Schleswig-Holstein, wo es gebietsweise schon starken Schneefall gab, kann es teilweise noch einmal zwischen 15 und 20 Zentimeter Neuschnee bis Freitag geben.

Der starke Schneefall im Norden wird nach Angaben des DWD vermutlich noch bis Freitag anhalten, danach wird es nur noch vereinzelte Schneeschauer geben. Auch die Temperaturen sollen dann wieder milder werden. Zuvor werden in Niedersachsen und Bremen noch Temperaturen von bis zu minus neun Grad Celsius und in Hamburg und Schleswig-Holstein bis zu minus sieben Grad erwartet. In den Nächten werden vermutlich Temperaturen von bis zu minus zwölf Grad erreicht. Bis Mittwochabend gibt es gebietsweise Warnungen vor Schneeverwehungen, es ist mit Böen der Stärke sechs bis sieben, an der Küste mit Böen der Stärke neun zu rechnen.