Mit bis zu fünf Zentimetern Neuschnee hat sich der Winter in Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein zurückgemeldet. Die Glatteisgefahr steigt.

Hamburg. So heftigen Schneefall hat es in diesem Winter in Hamburg noch nicht gegeben: Die Polizei ist wegen zahlreicher Glätte-Unfälle im Dauereinsatz. Bislang sind rund 400 Unfälle registriert worden. Meist blieb es bei Blechschäden. Der Verkehr staute sich laut Verkehrsleitzentrale im gesamten Stadtgebiet. Teilweise kam er vollständig zum Erliegen. Am Montagabend entspannte sich die Lage etwas: „Es kommt wieder Bewegung rein“, sagte ein Polizeisprecher über den Straßenverkehr. Busse fuhren allerdings auch am Abend noch nicht wieder planmäßig. Der Hamburger Verkehrsverbund rät daher seinen Fahrgästen, auf S- und U-Bahnen umzusteigen. Die Polizei hat inzwischen eine Glättewarnung für Hamburg und den ganzen Norden herausgegeben.

SO IST DIE LAGE IN HAMBURG

Die Hauptverkehrsstraßen sind inzwischen vom Gröbsten befreit, doch in nicht geräumten Nebenstraßen bildet sich in den Abendstunden gefährliches Glatteis. Gefährlich wird es vor allem für Fußgänger und Fahrradfahrer.

Auch auf den Autobahnen geht es nur mühsam voran. So staut sich der Verkehr auf der A7 zwischen Waltershof und dem Kreuz Nordwest auf beiden Seiten auf jeweils zwölf Kilometern. Schlimmer ist die Situation weiter nördlich. 20 Kilometer Stau auf der A23 registriert die Polizei in Schleswig-Holstein. Auf der A1 kam es zwischen dem Kreuz Süd und Stilhorn zu zwei bis drei Kilometern Stau. Keine Behinderungen gibt es dagegen nach Polizeiangaben auf der A24. Auf der A1 staute sich der Verkehr auch am späten Montagabend bei Posthausen in Richtung Hamburg auf einer Länger von 35 Kilometern.

Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt hatte am Montagvormittag teils dichter Schneefall eingesetzt. In Hamburg seien am Nachmittag innerhalb von nur zwei Stunden rund vier Zentimeter Neuschnee gefallen, sagte ein Sprecher vom Deutschen Wetterdienst (DWD). An der Ostseeküste sollten bis zum späten Nachmittag bis zu fünf Zentimeter Schnee fallen. Für den Abend wurde nur noch leichter Schneefall erwartet. In den letzten Tagen lagen die Temperaturen vielfach über Null, so dass der gesamte Schnee schmolz.

In Hamburg rückten laut Stadtreinigung seit den Mittagsstunden etwa 200 Streufahrzeuge aus. Rund 680 weitere Mitarbeiter seien im Einsatz, um Zebrastreifen, Kreuzungsbereiche, Bushaltestellen, verkehrswichtige Radwege und anliegerfreie Gehwegstrecken zu räumen und zu streuen. Nebenstraßen wurden vom Winterdienst der Stadtreinigung nicht gestreut. Hier, an Kreuzungen und auf Abbiegespuren müssen Autofahrer mit Behinderungen durch Schnee- und Eisglätte rechnen.

Im Umland von Hamburg sorgte der starke Schneefall für zahlreiche Unfälle. Im schleswig-holsteinischen Kreisgebiet Segeberg krachte es während der zwei Stunden des starken Schneefalls rund 20 Mal. Auch im Kreis Pinneberg kam es zu mehreren Glätteunfällen. In Lübeck standen mehr als 15 Linienbusse im Stau und waren aufgrund der Glätte nicht fahrfähig. Auch die Streufahrzeuge blieben im Stau stecken.

Auf der Autobahn 24 kam es zwischen Gudow und Hornbek (Kreis Herzogtum Lauenburg) in Richtung Hamburg am Nachmittag zu einer Massenkarambolage. Die Polizei sperrte die Fahrbahn in Richtung Hamburg bis zum frühen Abend. Nach Angaben eines Sprechers des Lagezentrums in Kiel kam ein Lastwagen ins Rutschen und stellte sich quer. Weitere Autos und ein Sattelschlepper konnten daraufhin nicht mehr rechtzeitig bremsen. Im Kreis Herzogtum Lauenburg fanden mehrere Schulbusse auf den zugeschneiten Straßen kein Weiterkommen. Etliche Schüler mussten darum vorerst in den Schulen bleiben.

Auf der B 199 bei Steinbergkirche prallte ein Müllwagenfahrer gegen einen Baum und wurde ins Krankenhaus gebracht. Nachdem der Schneefall aufgehört hatte, habe sich die Situation an der Förde wieder beruhigt, teilte die Polizei mit.

Im Kreis Rendsburg-Eckernförde musste die Polizei eine selbst ernannte „Eisforscherin“ des Eises verweisen. Die 50-jährige Hamburgerin war auf den teils zugefrorenen Einfelder See gegangen und ließ sich zunächst nicht zum Verlassen bewegen. Sie kenne sich mit „Eisdicken“ aus, so ihre Begründung. Erst als die Beamten vom Ufer aus einen Platzverweis ausgesprochen hatten und mit weiteren Maßnahmen drohten, verließ die Frau das Eis.

In Lübeck waren seit dem Mittag rund 300 Mitarbeiter im Einsatz. Auch auf zugeschneiten Landstraßen gab es kleinere Umfälle. „Bei der Einsatzleitstelle in Elmshorn stehen seit gut zwei Stunden die Notruftelefone nicht mehr still“, so ein Sprecher. „Glücklicherweise ist bislang niemand verletzt worden.“ Auf der Autobahn 1 zwischen Lübeck und Hamburg kamen zeitweise gar Räumfahrzeuge nicht weiter. Unfälle mit Blechschäden waren die Folge.

In Flensburg registrierte die Polizei bis zum Mittag nur wenige Unfälle. Der Schwerpunkt war in Jürgensby, wo allein drei Fahrer in parkende Autos fuhren. Ein Müllwagenfahrer prallte auf der B 199 bei Steinbergkirche gegen einen Baum und wurde ins Krankenhaus gebracht. Nachdem der Schneefall aufgehört hatte, habe sich die Situation an der Förde aber wieder gelegt, teilte die Polizei mit.

Auch in Niedersachsen gab es Hunderte von Unfällen mit etlichen Verletzten und zwei Toten, im Raum Osnabrück wurde der Busverkehr wegen spiegelglatter Straßen eingestellt. „Hier herrscht das absolute Chaos“, sagte ein Polizeisprecher in Osnabrück. „Der Individualverkehr ist fast komplett zum Erliegen gekommen, der ÖPNV wurde eingestellt.“

Auf rutschigen Straßen querstehende Autos behinderten ein Durchkommen für die Streufahrzeuge, Lkws blockierten Autobahn-Fahrspuren. Bereits am Morgen kam ein 52-Jähriger im Kreis Wolfenbüttel ums Leben, als er mit seinem Pkw auf die Gegenfahrbahn geriet und frontal mit einem Lastwagen kollidierte. Nach einem wetterbedingten Unfall im Kreis Gifhorn starb eine Beifahrerin an einer Herzattacke.

Im Raum Braunschweig zählte die Polizei 116 Unfälle, bei denen sieben Menschen verletzt wurden. Wegen Unfällen und einem brennenden Lkw war die Autobahn A2 bei Helmstedt stundenlang voll gesperrt. Es gab kilometerlange Staus und auch auf den Umleitungsstrecken blockierten liegen gebliebene Lastwagen den Verkehr.

Kaum ein Durchkommen gab es dann ab dem Nachmittag auch auf der A2 westlich von Hannover. Nach mehreren Unfällen staute sich der Verkehr zwischen Garbsen und Bad Nenndorf. „Nicht angepasste Geschwindigkeit“, nannte ein Polizeisprecher als Grund für die Karambolagen. Rund 50 Unfälle mit Blechschäden nahmen die Beamten im Raum Göttingen auf, bei Lüneburg gab es 25 Unfälle, bei denen drei Menschen verletzt wurden.

Auf der Autobahn A1 Bremen-Hamburg kam der Verkehr zeitweise fast zum Erliegen, die Polizei berichtete von 14 Kilometern Stau. Im Kreis Rotenburg waren sämtliche Streu- und Räumfahrzeuge im Einsatz, um die Straßen wieder befahrbar zu bekommen. In Wardenburg brachte eine von einem Lkw-Dach gestürzte Eisscholle eine Rollerfahrerin zu Fall. Die junge Frau erkannte das Hindernis zu spät und verletzte sich leicht.

In den nächsten Tagen steigen die Temperaturen im Norden laut DWD bis auf Null Grad am Dienstag. Örtlich kann sich durch die Niederschläge Glatteis bilden. In der Nacht zu Mittwoch klart der Himmel im Nordwesten für längere Zeit auf. Das Thermometer sinkt auf minus drei bis minus acht Grad.

Am Mittwoch bleibt es im Nordwesten bei gelegentlichem Sonnenschein weitgehend niederschlagsfrei. An der Nordsee und im äußersten Westen liegen die Höchstwerte um den Gefrierpunkt. Ansonsten herrscht Dauerfrost zwischen minus sieben und minus zwei Grad.

Am Donnerstag kommen im Nordwesten teils kräftige Schneefälle auf, die sich rasch südostwärts ausbreiten. Das Thermometer steigt auf maximal zwei Grad im Emsland und minus sieben Grad im Südosten Bayerns. An der Küste besteht bei milderen Temperaturen jedoch die Gefahr von überfrierendem Regen. In den Nächten wird es wieder kalt, die Temperaturen sinken auf bis zu minus 10 Grad im mittleren Niedersachsen.

Astronomen kündigten indes einen Sternschnuppenzauber für die nächsten Nächte an. Besonders für Hobby-Sterngucker sei der Blick nach oben lohnenswert: Die Meteore der Geminiden seien nicht nur schön, sondern auch besonders zahlreich. Dem Deutschen Wetterdienst zufolge soll in den nächsten Tagen auch das Wetter mitspielen. „In diesem Jahr stehen die Chancen für einen wolkenlosen Nachthimmel im Norden sehr gut“, sagte eine Sprecherin.

Mit dem Einsetzen der zweiten Kältewelle dieses Winters liegen die Chancen für weiße Weihnachten in Hamburg derzeit bei 55 Prozent, wie das Institut für Wetter und Klimakommunikation mitteilte.

Zunächst hält die derzeitige Kälte an. Doch während der Feiertage schwenken nach aktuellen Prognosen von Südwesten Tiefausläufer über Deutschland hinweg. Diese sollen vor allem dem Süden und dem Südwesten eine deutliche Milderung bringen, während der Norden und der Nordosten wahrscheinlich noch längere Zeit in der Kaltluft verbleibe.

Eine geschlossene Schneedecke von mindestens einem Zentimeter am 24., 25. und 26. Dezember ist in Norddeutschland demnach gut möglich. Eine konkrete Prognose kann den Angaben zufolge allerdings noch nicht getroffen werden.