Dank guten Fangverhaltens erwarten die deutschen Fischer für 2011 über 500.000 Tonnen Schollen in der Nordsee - 300.000 Tonnen mehr als 2002.

Bremerhaven/Hamburg. In der Nordsee gibt es so viele Schollen wie schon lange nicht mehr. „Für 2011 erwarten wir mit mehr als 500.000 Tonnen den größten Bestand seit mindestens 50 Jahren“, sagte der Geschäftsführer des Verbandes der deutschen Küsten- und Kutterfischer, Peter Breckling, am Donnerstag in Bremerhaven. Nach seinen Angaben schätzen Experten die aktuelle Gesamtmenge in der Nordsee auf mehr als 435.000 Tonnen. Vor acht Jahren betrug der Schollenbestand weniger als 200.000 Tonnen.

Die kräftige Erholung sei vor allem auf ein gutes Fangmanagement zurückzuführen, meinte der Fischereiexperte Ulrich Damm vom Johann Heinrich von Thünen-Institut in Hamburg. Das Wachstum des Schollenbestandes geht einher mit der Zurückhaltung, die die europäischen Fischer seit drei Jahren bei der Jagd auf die Plattfische zeigen. In diesem Jahr landeten sie nur etwas mehr als 60.000 Tonnen an. Vor der Fangquotenbeschränkung seien mehr als 100.000 Tonnen gewesen, sagte Damm.

Nachdem der Plattfisch-Bestand wieder Speck ansetzen konnte, dürfen jetzt auch wieder die Fangquoten erhöht werden. Breckling warnt aber eindringlich davor, die rechnerisch mögliche Gesamtmenge von 144.000 Tonnen in Europa auszuschöpfen. „Das verträgt der Markt überhaupt nicht“, sagte der Verbandsgeschäftsführer.

Schon heute können die Fischer gar nicht mehr jeden Goldbutt – wie die Scholle auch genannt wird – versilbern. „2010 sind bereits neun Prozent der gefangenen Schollen in den dänischen Fischmehlfabriken gelandet, weil sie keine Abnehmer fanden“, sagte Breckling.

Eine erhebliche, aber nicht genau bezifferte Menge, wird ohnehin nach dem Fang tot zurück ins Meer geworfen. „Insbesondere kleine Schollen gehen bei der Fischerei auf Seezunge ins Netz“, erläutert Damm. Die mageren Seezungen seien für Fischer viel interessanter als Schollen. „Sie bringen im Schnitt den fünffachen Preis.“

Damit die Fischerei wieder mehr auf die Scholle setzt, muss sie laut Breckling „bei den Verbrauchern wieder in aller Munde sein“. Unverständlich ist ihm dabei, dass viele Fischesser von Maischollen schwärmen. „Um die Zeit kurz nach dem Laichen sind die nur Haut und Knochen.“ So richtig fleischig und fett werden die Plattfische erst später im Jahr.