Dass Fisch als gesund gilt, ist bekannt. Der WWF schränkt jedoch ein, welchen Fisch man mit Genuss essen kann und welchen man lieber meidet.

Hamburg. Grünes Licht für Dorsch aus der östlichen Ostsee, rote Karte für Pangasius aus asiatischer Zucht: Verbraucher, die dem Einkaufsratgeber für Fisch und Meeresfrüchte der Umweltstiftung WWF folgen, müssen bei einigen Arten umdenken. So rät der WWF im Gegensatz zu früher von Dorade aus Mittelmeerzucht und von Viktoriabarsch ab. Fischindustrie und Fischgroßhandel warnten in einer Reaktion vor Pauschalbehauptungen.

Grundsätzlich sollten Bio-Produkte und Fische mit dem MSC-Logo (Marine Stewardship Council) bevorzugt werden, sagte WWF-Fischereiexpertin Catherine Zucco bei der Vorstellung des neuen Ratgebers am Freitag in Hamburg. Insgesamt gelten 20 Arten als gute, 13 als zweite Wahl und bei 29 Arten sagt der WWF „lieber nicht“. Wer auf nachhaltig gefangenen Fisch setze, betreibe aktiven Meeresschutz, sagte Zucco. „Damit wir auch morgen noch Fisch genießen können.“

Nach WWF-Angaben gelten 80 Prozent aller wirtschaftlich genutzten Fischbestände weltweit als zu stark oder bis an ihre Grenzen befischt. In Deutschland konsumiert jeder Mensch durchschnittlich 15,7 Kilogramm Fisch pro Jahr. Nur 15 Prozent davon kommen aus eigener Fischerei, der überwiegende Teil wird importiert. Zu den Fischen, die der WWF nicht empfiehlt, gehört auch die wertvolle und beliebte Seezunge. Für ihren Fang werde der Meeresboden regelrecht durchgepflügt. „Bis zu 90 Prozent der Tiere im Netz werden ungenutzt über Bord geworfen“, kritisierte Zucco.

Ein Nein gibt es vom WWF nach wie vor für Aal („Der ist vom Aussterben bedroht“), den oft als Schillerlocke angebotenen Dornhai, Schwertfisch oder den Nordatlantik-Rotbarsch. Der Dorsch (Kabeljau) in der östlichen Ostsee habe sich dagegen so gut entwickelt, dass er auf grün gesetzt wurde, nachdem er in der Auflage 2008/2009 des Ratgebers noch auf rot gestanden hatte. Für Dorsch aus der westlichen Ostsee, Island oder dem US-Pazifik, der nicht das MSC-Siegel trägt, vergibt der WWF nur einen gelben Punkt (zweite Wahl). Stammt der bei deutschen Verbrauchern beliebte Fisch aus dem Nordostatlantik oder Pazifik (bis auf USA), gilt nach WWF-Empfehlung sogar: nicht kaufen.

Eine differenzierte Betrachtung gilt auch für Schrimps (Garnelen). Einen roten Punkt im Einkaufsratgeber gibt es für tropische Züchtungen. Für die Teiche würden wertvolle Mangroven zerstört, die Umweltbelastungen seien zu groß. Die Nordseekrabbe schneidet mit einem gelben Punkt etwas besser ab, Empfehlungen gibt es für Kaltwassergarnelen mit MSC-Zertifikat. Der WWF rät vom Kauf ab, wenn die Eismeergarnelen aus dem Nordwestatlantik stammen. Wurden sie im Nordostatlantik gefangen, gibt es einen gelben Punkt für „zweite Wahl“.

Auch beim Lachs lohnt ein genauerer Blick auf die Herkunftsangabe. Grün gibt es für Biolachs oder Wildfang im Bereich Ostpazifik/USA sowie für MSC-Wildlachs aus Alaska. Lachs aus Norwegen, Irland und Schottland bekommt einen gelben Punkt, und ein rotes „Stopp“ gilt für Lachs aus Chile, dem Nordostatlantik und dem Pazifik (bis auf USA). Für Liebhaber eines traditionellen Silvesterkarpfens heißt es: keine Bedenken. Gleiches gilt für Hering aus dem Nordostatlantik und Makrele aus dem Nordatlantik (oder jeweils mit MSC-Zeichen). Auch für Fischliebhaber, die auf Pangasius nicht verzichten wollen, gibt es eine Empfehlung: Es sollte Bio-Pangasius aus Vietnam sein. Der tropische Fisch, der vor einigen Jahren in Deutschland völlig unbekannt war, hat sich inzwischen 6,5 Prozent Marktanteil erobert und liegt auf Platz fünf der beliebtesten Fische.

Der Bundesverband der deutschen Fischindustrie und des Fischgroßhandels e.V. lobte den WWF für die im Vergleich zu früheren Ratgebern differenziertere Darstellung der Dorschbestände in der Ostsee. Geschäftsführer Matthias Keller kritisierte aber die pauschale negative Kennzeichnung von Kabeljau aus dem Nordostatlantik oder Rotbarsch aus dem Nordatlantik. In beiden Fällen würden den Verbrauchern Informationen über den positiven Zustand des Bestandes des nordostarktischen Kabeljaus und des isländischen Rotbarsches vorenthalten.

Daher seien „die aktuellen WWF-Pauschalbehauptungen eher dazu geeignet, dem Verbraucher ein verzerrtes Bild über den aktuellen Zustand der EU-Fischbestände zu vermitteln als ihn bei seiner Entscheidung für einen nachhaltigen Fischeinkauf zu unterstützen“, sagte Keller.