Trotz der Millionen-Zusage aus Berlin haben Lübecker Studenten der Kieler Regierung eine lange Unterschriftensammlung übergeben.

Kiel. Uni- und Stadtvertreter aus Lübeck haben am Dienstag 130.344 Unterschriften für den Erhalt der Medizinausbildung in der Hansestadt an die schleswig-holsteinische Landesregierung übergeben. Erst in der vergangenen Woche hatte Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (CDU) überraschend mit der Bundesregierung einen Rettungsplan für den Studiengang angekündigt. „Noch haben wir keine schriftliche Zusage“, erklärte Uni-Vizepräsident Thomas Martinetz die Protestaktion in Kiel. Die Landesregierung habe nun eine Menge Arbeit vor sich.

„Wir erwarten außerdem eine Entschuldigung“, sagte Martinetz. Zuvor hatte Uni-Präsident Peter Dominiak Carstensen in einem Brief für sein Verhandlungsgeschick mit dem Bund gedankt. Obwohl sich der Bund mit 25 Millionen Euro an der Finanzierung der Forschung in Schleswig-Holstein beteiligen will , verwies Carstensen erneut auf die Notwendigkeit von Sparmaßnahmen. „Man kann nicht immer mit dem Füllhorn übers Land gehen“, sagte er, begleitet von lautstarken Protestrufen. Dagegen lobte der Ministerpräsident das politische Engagement der Studenten, die sich in den vergangenen Wochen für ihre Uni eingesetzt haben. „Früher hätte ich so eine Chance auch genutzt.“

Trotz Hoffnungsnachricht aus Berlin herrsche in Lübeck nur gebremste Euphorie, sagte AStA-Sprecher Christoph Zabel. „Das liegt am verlorenen Vertrauen.“ Allerdings seien nun noch Punkte wie etwa die Anzahl der Studienplätze zu klären. „Herr Carstensen, machen Sie in Zukunft Betroffene zu Beteiligten“, forderte Zabel. Der Oppositionsführer im Kieler Landtag, Ralf Stegner (SPD), kritisierte, die schwarz-gelbe Regierungskoalition versuche nun, das Lob dafür einzukassieren, dass der Bund eingesprungen sei. „Jede einzelne der 130.344 Unterschriften ist gegen die Bildungspolitik der Landesregierung gerichtet.“ An der Demonstration nahm auch eine Gruppe von rund 40 Blinden und Sehbehinderten teil. Unter dem Motto „Hände weg vom Blindengeld“ sammeln sie Unterschriften gegen die Halbierung des Blindengeldes. Mitte August wollen sie diese dann ebenfalls an Carstensen übergeben.