Berlin sagt Schleswig-Holstein zusätzliche Forschungshilfen zu. Bedingung ist der Erhalt der Medizinischen Fakultät in Lübeck.

Kiel/Lübeck. Nach massiven Protesten bleibt der Medizinstudiengang an der Universität Lübeck dank Hilfe des Bundes erhalten. Berlin sagte Schleswig-Holstein am Donnerstag 25 Millionen Euro zusätzlich für die Forschung zu. Im Gegenzug muss die CDU/FDP- Regierung in Kiel von ihren Plänen abrücken, die Medizinische Fakultät in der Hansestadt zu streichen. Damit wollte der klammen Norden bis zu 26 Millionen Euro pro Jahr sparen. Die Hochschule fürchtete das Ende der gesamte Uni – und ist nun erleichtert.

„Die Gespräche der vergangenen Wochen und Monate haben sich gelohnt: Der Medizinstudiengang in Lübeck bleibt erhalten“, sagte FDP-Fraktionschef Wolfgang Kubicki in Berlin. Dort hatten sich Ministerpräsident Peter Harry Carstensen, Wissenschaftsminister Jost de Jager (beide CDU) und Kubicki mit Bildungsministerin Annette Schavan (CDU) am Nachmittag zu einem Gespräch getroffen.

Danach verkündete Ministerpräsident Carstensen: „Wir sind bei der Konsolidierung unseres Haushaltes und der Sicherung der exzellenten Forschung in Schleswig-Holstein heute einen entscheidenden Schritt vorangekommen.“ Die Medizinerausbildung müsse nicht geschlossen werden, auch die Zahl der Medizin-Studienplätze solle nicht sinken. Bis zum September soll nun ein Konzept zur Entwicklung der Hochschulen in Schleswig-Holstein entstehen und dann dem Wissenschaftsrat übergeben werden. Die Idee, die Lübecker Uni in eine Stiftungsuniversität umzuwandeln, soll laut Kubicki geprüft werden.

Unter anderem über eine neue Trägerschaft für das Kieler Institut für Meereskunde entlastet der Bund Schleswig-Holstein um insgesamt rund 25 Millionen Euro jährlich. Derzeit wird das Leibniz-Institut zur Hälfte vom Land finanziert. Bei einer Überführung in ein Institut der Wissenschaftsorganisation Helmholtz-Gemeinschaft kann der Bund 90 Prozent der Finanzierung übernehmen, das Land zahlt nur noch zehn.

„Es ist kein Geheimnis, dass in diesem Zusammenhang Lübeck eine besondere Rolle gespielt hat“, sagte Schavan.Sie wollte die Uni aber nicht direkt finanziell unterstützen. „Es wäre ein Offenbarungseid, wenn der Bund da, wo einem Land Geld fehlt, die Institution übernimmt, wo das Geld fehlt.“ Der Bund sei keine Sparkasse. Bei der Uni Lübeck ginge „es ja nicht um irgend eine Klitsche, sondern um eine Hochschule von großer Qualität, die man nicht einfach zumachen kann“, sagte sie dem „Flensburger Tageblatt“.

Universitätspräsident Peter Dominiak zeigte sich erleichtert. „Der Druck, den die Studenten aufgebaut haben, hat dazu geführt, dass verhandelt wurde“. Nun will sich die Uni zu einer Stiftungsuniversität wandeln, um so mehr Mittel von Dritten einzuwerben. „Wir wollen nicht alle drei bis vier Jahre totgesagt werden“, sagte Dominiak. Er rechne damit, ab 2020 jährlich drei Millionen Euro pro Jahr hinzuzubekommen. Dem Stiftungsmodell muss der schlesswig-holsteinische Landtag zustimmen.

Der Präses der Industrie- und Handelskammer Lübeck, Christoph Andreas Leicht zeigte sich zuversichtlich, dass die Lübecker Wirtschaft mit dabei ist: „Wir in Lübeck werden sicher schnell Butter bei die Fische geben.“ Die Landesregierung hatte in ihrem Millionen-Sparprogramm vorgesehen, die Medizin in Lübeck zu streichen und an der Kieler Universität zu konzentrieren, um zunächst 24 Millionen und später 26 Millionen Euro pro Jahr einzusparen. Das hatte für heftigen Protest in Wissenschaft, Wirtschaft und in der Bevölkerung gesorgt. Auch bundesweit machte die Koalition damit negative Schlagzeilen. Abgeordnete in den eigenen Reihen erklärten, ein Ende der Medizinischen Fakultät nicht mitragen zu wollen.CDU und FDP regieren mit einer Stimme Mehrheit im Kieler Landtag.