Zum 60. Geburtstag reiste die Parteispitze an die Förde, um den Querdenker und sensiblen Menschen mit Esprit und Gesang hochleben zu lassen.

Kiel. Untergangsstimmung herrschte bei dieser FDP-Party weiß Gott nicht. Den 60. Geburtstag von Wolfgang Kubicki feierten die schleswig-holsteinischen Liberalen am Sonnabend in Kiel mit Esprit, Humor und Gesang - und geballter Bundesprominenz. Parteichef Philipp Rösler, Bundesaußenminister Guido Westerwelle und Fraktionschef Rainer Brüderle erwiesen dem Querdenker aus den Norden, der gern mal aus der Parteilinie ausschert, ihre Reverenz.

Es wurde viel gelacht über die Marotten des Jubilars, seine Eitelkeit, sein Hang zu Frauen, sein Lebensstil - „wer nicht genießen kann, ist auch nicht genießbar“ (Weinfreund Brüderle). Aber es wurde auch viel gelobt: Die politische Eigenständigkeit Kubickis, sein rhetorisches Geschick (“brüllen kann er“, Rösler), seine menschlichen Qualitäten (“sehr zuverlässig und auch sensibel“, Westerwelle) und seine Extraklasse als Wahlkämpfer. An den verbalen Elogen der Bundesprominenz klebte immer wieder auch die Erwartung, der Mann aus dem Norden werde es schon schaffen bei der Landtagswahl am 6. Mai. 2009 erreichte die FDP noch sensationelle 14,9 Prozent, jetzt dümpeln sie in Umfragen bei drei Prozent herum. Drei Landtagswahlen nacheinander hatte Kubicki es geschafft zuzulegen. Jetzt soll er den Negativtrend wenden nach der Debakel-Serie der Liberalen bei Landtagswahlen.

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Ausgerechnet Torsten Geerdts, CDU-Politiker und Landtagspräsident, bezog sich mit seinem Geschenk auf Kubickis Wahlziel von neun Prozent. Dem Hobby-Golfer schenkte er als „Glücksbringer“ ein grünes Brett mit neun gelben Golfbällen. Wenn die FDP in den neun Wochen bis zur Wahl jeweils ein Prozent gut mache, könne Kubicki jede Woche einen Ball versenken, sagte Geerdts. Für Stimmung sorgte neben den Lobreden auch der perfekte Rahmen - in einem Restaurant über der Kieler Förde, mit Panoramablick aufs Wasser, Terrasse und endlich mal wieder Sonnenschein. „Making Good Time“ prangte fast programmatisch am festgemachten Fährschiff unterhalb des Restaurants.

Wie aus dem Nichts ertönte plötzlich Musik, die Sängerin Nicole Mühle wand sich durch die Gästeschar, um vor Kubicki mit ihrer ausdrucksstarken Sopranstimme „I am what I am“ zu schmettern, Rösler & Co klatschten rhythmisch mit, manche swingten sogar ein bisschen. Kubicki war gerührt und begeistert von der Überraschung, schließlich ist das Lied sein Song, seine Lebensphilosophie. Schon 2005 „beim geilsten Wahlkampf-Auftakt“ (Kubicki) hatte Mühle gesungen.

Ein Team der TV-Satiresendung Extra 3“ hatte Kubicki angesprochen, woraufhin der über sein von vielen als unrealistisch empfundenes Wahlziel von neun Prozent launig sagte: Vielleicht liegt es an drei mal drei Prozent oder dass wir heute den 3.3. haben - um dann augenzwinkernd hinzuzufügen: „Wenn wir die Neune nicht ganz erzielen, trinken wir uns den Rest dazu.“ Grünen-Spitzenkandidat Robert Habeck überbrachte als Geschenk seiner Fraktion eine Hängematte aus fairem Handel und wünschte dem Jubilar „ein bisschen Gelassenheit und Zeit, die Seele baumeln zu lassen“.