Schleswig-Holstein und Hamburg kommen dem Prinzip der Einzelunterbringung von Häftlingen bundesweit am nächsten.
Kiel/Schwerin. Die Gefängnisse im Norden sind nicht zu voll – anders als in den übrigen Bundesländern. In Schleswig-Holstein sind derzeit von den 1695 Plätzen nur 1441 belegt, sagte ein Sprecher des Justizministeriums am Donnerstag in Kiel. Auch Hamburg kommt mit nur zwei Prozent Überbelegung dem Prinzip der Einzelunterbringung nah.
In Mecklenburg-Vorpommern dagegen sind die Vollzugsanstalten um 24 Prozent überbelegt. Von den 1547 Haftplätzen im Nordosten sind demnach nur 1091 in Einzelzellen. Damit liegt Mecklenburg-Vorpommern im Bundesschnitt: In ganz Deutschland sind die Gefängnisse durchschnittlich zu 26 Prozent überbelegt. Das berichtete der Bund der Strafvollzugsbediensteten (BSBD) in Straubing.
Größte Überbelegung in Thüringen
Die Gewerkschaft hat nach eigenen Angaben Zahlen des Statistik-Bundesamtes mit Stand Ende November 2009 ausgewertet. Danach kommt Schleswig-Holstein auf sechs Prozent Überbelegung. Länder mit den höchsten Überbelegungen seien Thüringen (46 Prozent), Baden-Württemberg (39 Prozent) und Bayern (37 Prozent).
„In der Regel kann jeder Gefangene, der es möchte, in einer einzelnen Zelle untergebracht werden“, sagte der Kieler Ministeriumssprecher. Die Gefängnisse seien seit dem Jahr 2000 umfangreich saniert worden. Nach Angaben des BSBD gibt es bundesweit theoretisch sogar leere Zellen. Den knapp 71000 Gefangenen stünden 79000 Plätze gegenüber. Dies sei aber nur der Fall, weil mehr als 25000 Häftlinge in Gemeinschaftszellen untergebracht sind.
BSBD: Einzelzellen beugen Subkulturen vor
Laut dem BSBD-Bundesvorsitzenden Anton Bachl ist in einzelnen Fällen zwar eine Gemeinschaftshaft sinnvoll, die Regel dürfe sie aber nicht sein. Deshalb fordert der Bund der deutschen Strafvollzugsbediensteten mehr Einzelzellen. „Nur so lassen sich Gewalttaten und das Entstehen von Subkulturen in den Justizvollzugsanstalten vermeiden, zumindest aber auf ein Minimum reduzieren“, sagte Bachl vor einer Tagung im thüringischen Altenburg.
