800 Millionen Euro werden in den Ausbau der B 207 auf Fehmarn und der Bahnstrecke Lübeck-Puttgarden investiert. Baubeginn ist 2013.

Kiel. Schleswig-Holstein rüstet sich für den Bau der umstrittenen festen Fehmarnbelt-Querung. „Wir müssen uns auf diese Mammut-Aufgabe rechtzeitig vorbereiten, um das Querungsprojekt in Aufträge, Ansiedlungen und damit Arbeitsplätze zu verwandeln“, sagte Wirtschaftsminister Jost de Jager (CDU) in Kiel. In den vergangenen Wochen sei geprüft worden, welche Häfen als Produktionsstätten für die Brücken- oder Tunnelelemente infrage kämen. Ziel sei es, mindestens einen der vier bis fünf sogenannten Bauhäfen nach Schleswig-Holstein zu holen.

Welche Standorte ins Rennen gehen können, wollte de Jager nicht sagen. Sie müssen aber Tiefwasser-Häfen, ausreichend Landfläche für die Produktion und Zufahrtswege haben. Daher kommen in erster Linie Kiel, Lübeck und Flensburg infrage. „Je näher die Produktionsstätten sind, desto besser“, sagte der Geschäftsführer der dänischen Projektgesellschaft Femern A/S, Peter Lundhus. Die Bauteile können grundsätzlich aber überall in Europa gefertigt werden.

Am kommenden Dienstag veröffentlicht Femern A/S die technischen Anforderungen an die Bauhäfen. Außerdem will die Deutsche Bahn am 21. Januar die verschiedenen Trassen-Varianten für die Schienen-Hinterlandanbindung vorstellen; im Frühjahr steht die Entscheidung an. Gegner des Projekts befürchten, dass die Durchfahrt von voraussichtlich täglich 160 Güterzügen dem Tourismus, Anwohnern und der Umwelt schaden wird. Außerdem halten sie das Projekt für zu teuer.

Bislang sind 800 Millionen Euro für den Ausbau der Bundesstraße 207 auf Fehmarn und der Bahnstrecke zwischen Lübeck und Puttgarden veranschlagt. Laut Bundesrechnungshof könnten sich die Kosten aber verdoppeln. „Die geplante Fehmarnbelt-Querung ist und bleibt eine wirtschafts- und verkehrspolitische Geisterfahrt“, kritisierte der grüne Landtagsabgeordnete Andreas Tietze. Schleswig-Holstein werde ökonomisch und ökologisch einen hohen Preis zahlen. Offen ist noch, ob ein Tunnel oder eine Brücke Fehmarn und die dänische Insel Lolland verbinden wird. Die Entscheidung darüber solle Mitte 2011 fallen, kündigte Lundhus von Femern A/S an.

Baubeginn ist für 2013 geplant, bis 2018 soll die Querung fertig sein. Während der Bauphase werden nach Einschätzung de Jagers jährlich 6000 bis 7000 Arbeitskräfte für die gesamte Querung benötigt. Je nach Variante soll die Verbindung zwischen 4,5 und 5,5 Milliarden Euro kosten.

Hintergrund: Der Fehmarnbelt

Der Fehmarnbelt ist eine 19 Kilometer breite Meerenge zwischen der schleswig-holsteinischen Ostsee-Insel Fehmarn und der dänischen Insel Lolland. Bislang ist eine Fährlinie zwischen Puttgarden auf Fehmarn und Rødby auf Lolland die kürzeste Seeverbindung zwischen Skandinavien und Deutschland.

Seit Jahrzehnten wurde vor allem in Dänemark eine feste Querung für den Auto- und Bahnverkehr diskutiert, um die Fahrzeit zu verkürzen. 2009 stimmten Dänemark und Deutschland schließlich trotz Protesten aus Fehmarn und Kritik des Bundesrechnungshofs einem entsprechenden Staatsvertrag zu. Dänemark will den Hauptanteil der Baukosten von bis zu 5,5 Milliarden Euro tragen. Sie sollen später durch Mauteinnahmen finanziert werden. Für Deutschland fallen vor allem die Kosten für die Schienen- und Straßenverbindungen zur Brücke an. Mit der Querung soll die Fahrt von Hamburg nach Kopenhagen dreieinhalb statt viereinhalb Stunden dauern.