„Eine Frau als Bischöfin – das widerspricht den evangelischen Prinzipien“, sagte der Sprecher des Außenamtes des Moskauer Patriarchats.

Moskau/Hannover. Die Russische Orthodoxe Kirche will ihre Kontakte zur Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) aussetzen. Hintergrund sei die Wahl Margot Käßmanns zur Ratsvorsitzenden der EKD, berichteten mehrere russische Medien. Käßmann und das EKD-Kirchenamt reagierten mit Verwunderung auf die Äußerungen von Vertretern des Außenamtes des Moskauer Patriarchats. Die hannoversche Landesbischöfin war Ende Oktober zur Repräsentantin der rund 25 Millionen Protestanten in Deutschland gewählt worden.

„Eine Frau als Bischöfin – das widerspricht den evangelischen Prinzipien“, sagte der Sprecher des Außenamtes des Moskauer Patriarchats, der orthodoxe Geistliche Georgi Sawerschinski, laut der russischen Agentur „Ria Novosti“. Deshalb könne es keine Kirchenbeziehungen geben. Voraussichtlich würden neue Kommunikationsformen gefunden. Nach seinen Worten werden die Kirchen weiterhin als Gesellschaftsorganisationen Kontakt halten. Die für Ende November angesetzten Feiern zur Aufnahme des Dialogs zwischen russisch-orthodoxer Kirche und EKD vor 50 Jahren seien auch das Ende der Gespräche, kündigte der Leiter des kirchlichen Außenamtes, Erzbischof Hilarion, an.

Käßmann sagte, zum Grundverständnis der ökumenischen Bewegung gehöre, dass es trotz des unterschiedlichen Kirchen- und Amtsverständnisses eine Gemeinschaft gebe. Das wisse auch die russisch-orthodoxe Kirche. Dieses Thema sei Gegenstand der Gespräche der vergangenen 50 Jahre gewesen. „Es ist ein Gebot des gegenseitigen Respekts, diese Verschiedenheit auszuhalten und doch zu wissen, was Paulus an die Epheser schreibt: Ein Herr, ein Glaube, eine Taufe“, betonte die Bischöfin.

Der Orthodoxie-Experte des EKD-Kirchenamtes, Johann Schneider, sagte, bezüglich des geistlichen Dienstes von Frauen in der Kirche unterschieden sich die evangelischen, anglikanischen und altkatholischen Kirchen von den orthodoxen. Dieser Unterschied sei bisher kein Hinderungsgrund für fruchtbare zwischenkirchliche Beziehungen gewesen. Als Beispiel verwies Schneider auf die Partnerschaft zwischen der nordelbischen Kirche und der russisch-orthodoxen Metropolie St. Petersburg.

Die Begegnungen zwischen der Hamburger Bischöfin Maria Jepsen und dem Petersburger Metropoliten Wladimir seien immer von geschwisterlicher Offenheit geprägt gewesen. „Die EKD ist sich sicher, dass sich den zum Teil sehr jungen russischen Theologen, die seit letztem Jahr im Moskauer Außenamt tätig sind, der reiche Erfahrunsgsschatz ihrer Kirche im Umgang mit den evangelischen Kirchen erschließen wird“, erklärte Oberkirchenrat Schneider.

Bereits Anfang November hatten orthodoxe Kirchenrepräsentanten angedeutet, dass Käßmanns Wahl die zwischenkirchlichen Beziehungen belasten könnte. Die Wahl von Käßmann zum Oberhaupt der EKD sei zweifellos eine innere Angelegenheit, sagte Mönchpriester Philipp, Vizechef der auswärtigen Abteilung des Moskauer Patriarchats. Er fügte hinzu: „Da es aber um die Geschicke des Christentums in Europa geht und da die deutsche evangelische Kirche zu den größten gehört, zeugt die Wahl einer Frau zum Oberhaupt dieser Kirche von einem weiteren Sieg der liberalen Strömung im Luthertum.“ Die Wahl lasse ernsthaft über die Zukunft der Beziehungen zwischen der russisch-orthodoxen Kirche und der EKD nachdenken.

Auf Einladung der EKD hatte erstmals im Herbst 1959 eine hochrangige Delegation des Moskauer Patriarchats Landeskirchen in der Bundesrepublik besucht. Seither gab es regelmäßige Dialogtreffen.