Ministerpräsident Carstensen zeigt sich angriffslustig. Der SPD-Kandidat weicht der Frage nach einer Tolerierung durch die Linke aus.

Kiel. Die Spitzenkandidaten von CDU und SPD bei der Landtagswahl in Schleswig-Holstein, Ministerpräsident Peter Harry Carstensen und SPD-Landesparteichef Ralf Stegner, haben sich bei ihrem einzigen TV-Duell scharf attackiert. Carstensen warf Stegner mehrfach vor, die Unwahrheit zu sagen. Stegner beschuldigte Carstensen, er habe sich bei der Aufkündigung der großen Koalition würdelos verhalten.



Der von Beobachtern sonst eher als gutmütig beschriebene Carstensen zeigte sich in dem 60-Minuten-Gespräch im NDR-Fernsehen am Mittwochabend sehr angriffslustig und fiel Stegner regelmäßig ins Wort. Während Carstensen zu dem Gespräch einen gedeckten Anzug mit Krawatte trug, kam Stegner im hellen Sommeranzug. Es fiel auf, dass er die sonst für ihn übliche Fliege weggelassen hatte und den Hemdkragen offen trug. Der Streit begann bei der Darstellung des Koalitionsbruches durch die CDU im Sommer. Stegner warf Carstensen vor, die SPD-Minister „wie Eierdiebe davongejagt“ zu haben. Carstensen wies das zurück und sagte, diese Darstellung sei falsch. In der Finanzpolitik beschuldigte Carstensen die SPD, ihm 2005 einen Schuldenberg hinterlassen zu haben. Er kündigte einen Sparkurs an: „Wir müssen die Verwaltung durchforsten“, sagte er als Beispiel. Stegner erklärte dagegen, die Finanzpolitik der SPD sei solide.


Zu einem Streit kam es auch bei den Plänen in der Schulpolitik. Carstensen sagte: „Bei Schulen werden wir nicht sparen.“ Stegner kündigte für den Fall eine Wahlsieges „längeres gemeinsames Lernen“ der Schüler an. „Da wo Eltern das wollen“, werde die SPD Gemeinschaftsschulen als Alternative zu Gymnasium einführen. In der Energiepolitik beharrte Carstensen auf Atomkraftwerken als Brückentechnologie. Stegner sagte dagegen: „Wir müssen raus aus dem Atom.“


Carstensen betonte, sein Wahlziel sei eine Koalition mit der FDP. Er schließt aber auch eine große Koalition nichts aus, allerdings ohne Stegner. Stegner legte sich nicht fest und wich der Frage nach einer denkbaren Tolerierung durch die Linke aus.