Gut drei Wochen vor der Landtagswahl in Schleswig-Holstein schmilzt der Vorsprung von CDU/FDP, viele Wähler sind unentschlossen.

Kiel. Nach einer Umfrage von Infratest dimap im Auftrag des NDR würden beide Parteien zusammen 49 Prozent bekommen, wenn an diesem Sonntag gewählt würde. Demgegenüber stehen 48 Prozent für SPD, Grüne, Linke und SSW. Wie der NDR am Freitag berichtete, erhielte die CDU mit Ministerpräsident Peter Harry Carstensen derzeit 33 Prozent, 3 Punkte weniger als im Juli. Das ist laut NDR der niedrigste Zustimmungswert, der für die CDU im Schleswig-Holstein-Trend seit dem Jahr 2000 gemessen wurde. Die FDP rangiert bei 16 Prozent (plus 1).

Die SPD mit Spitzenkandidat Ralf Stegner stagniert bei 24 Prozent, die Grünen bei 14 und der SSW bei 3 Prozent. Die Linke steigert sich auf 7 Prozent und könnte damit erstmals in den Landtag einziehen. Infratest dimap hatte von Montag bis Mittwoch 1003 Wahlberechtigte befragt, also direkt nach den Landtagswahlen in Thüringen und im Saarland, wo es für Schwarz-Gelb nicht reichte. Die statistische Fehlerquote bei der Umfrage schwankt zwischen 1,4 und 3,1 Prozentpunkten.

Bei der Frage nach dem Koalitionswunsch legten sich 31 Prozent auf Schwarz-Gelb fest und 19 Prozent auf Rot-Grün. Eine Neuauflage der CDU/SPD-Koalition wünschen sich 7 Prozent, nur jeweils 4 Prozent sympathisieren mit einem Bündnis aus SPD, Grünen und Linken oder aus CDU, FDP und Grünen.

Könnte der Ministerpräsident direkt gewählt werden, läge Carstensen mit 48 Prozent weiterhin klar vor Stegner mit 27 Prozent. Allerdings verlor Carstensen zum Juli 3 Punkte, während Stegner 8 Punkte gewann. Bedenklich ist für beide Spitzenkandidaten und ihre Parteien, dass sie zur Landtagswahl schlechter abschneiden würden als zur Bundestagswahl. Dort erhielte die CDU 36 Prozent und die SPD 27 Prozent. Das wären je 3 Punkte mehr als zur Landtagswahl. Das ist besonders für die SPD schmerzhaft, weil sie traditionell im Land immer um mehrere Punkte besser abgeschnitten hatte als die Bundespartei.

Mit der Arbeit der Mitte Juli zerbrochenen großen Koalition waren 69 Prozent der Befragten unzufrieden. 62 Prozent gingen davon aus, dass eine SPD-geführte Regierung es nicht besser machen würde. In der Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik sowie bei der Krisenbewältigung trauen die Wähler weiterhin der CDU deutlich mehr zu als der SPD. Diese liegt vorn bei sozialer Gerechtigkeit und beim Einsatz für Familien und Kinder sowie für die von der Krise betroffenen Arbeitnehmer. Allerdings verlor die SPD in diesen Feldern deutlich an Vertrauen in ihre Kompetenz.

Das Scheitern der großen Koalition brachte den Spitzenakteuren Carstensen und Stegner einen kräftigen Imageverlust ein: Nur noch 44 Prozent (-9 Punkte) bewerteten die Bilanz von Carstensen wohlwollend, 50 Prozent äußerten sich kritisch. Mit dem niedrigsten Zufriedenheitswert seiner Amtszeit fiel Carstensen im Ansehen der Spitzenpolitiker hinter FDP-Fraktionschef Wolfgang Kubicki (45 Prozent) zurück. Stegner sackte auf 27 Prozent ab. (dpa)