Der Insolvenzverwalter sieht keine Zukunft für die zahlungsunfähige Beluga. Die Schiffe werden an die neue „Hansa Heavy Lift“-Reederei verkauft.
Bremen. Noch ist der Firmenname in chromfarbenen Lettern am Beluga-Tower gegenüber der Bremer Innenstadt direkt an der Weser zu lesen. Doch die Tage der vormals weltgrößten Schwergutreederei sind gezählt. Der vorläufige Insolvenzverwalter Edgar Grönda sieht keine Möglichkeit, die Beluga wieder in Fahrt zu bringen. Es sei kein Investor gefunden worden, sagt Grönda. Mit 65 von ihm ausgewählten Beluga-Mitarbeitern werde er nach Insolvenzeröffnung die Beluga Chartering abwickeln. Die sieben zu Beluga gehörenden Schiffe sollen an die vom US-Finanzinvestor Oaktree gegründete neue Bremer Schwergutreederei „Hansa Heavy Lift“ (HHL) verkauft werden.
„Ich bin unendlich frustriert über die Nachricht“, sagt Beluga-Gründer Niels Stolberg auf dpa-Anfrage. Er hatte Oaktree im Herbst vergangenen Jahres als Anteilseigner mit ins Boot geholt. Mehr möchte er zu den Thema nicht sagen. Aus seinem näheren Umfeld indes ist zu hören, dass Stolbergs Anwälte Fakten sammelten, um gegebenenfalls eine Schadensersatzklage gegen Oaktree vorzubereiten. Der Bremer „Weser-Kurier“ hatte am Montag über eine mögliche Klage berichtet. Stolbergs Anwalt Hanns Feigen wollte dazu auf Anfrage keine Stellung nehmen.
Stolberg hatte sich Anfang März auf Druck aus der Beluga-Geschäftsführung zurückgezogen. Der US-Investor erstattete Anzeige gegen Stolberg und andere leitende Angestellte wegen Bilanzfälschung und Betrug. Seitdem ermittelt die Staatsanwaltschaft. Ende Juni sollen Ermittlungsergebnisse vorliegen.
Nach Prüfung aller Möglichkeiten sei nur der Weg einer „übertragenden Sanierung“ geblieben, sagt Grönda. Es habe kein gewöhnlicher wirtschaftlicher Hintergrund vorgelegen. „Die Geschäftsführung hat zu Finanzmaßnahmen gegriffen, die in anderen Unternehmen nicht zur Geschäftsgrundlage gehören“, erläutert Grönda ohne ins Detail zu gehen. Zwei Ziele seien dennoch erreicht: „Die Zwangsversteigerungen der Schiffe wurden verhindert und Arbeitsplätze erhalten.“
Für „Hansa Heavy Lift“ arbeiten aktuell 50 Beluga-Mitarbeiter, bis zu 70 sollen es werden. Der Firmensitz liegt fast gegenüber von Beluga-Tower auf der anderen Weserseite. 16 Schiffe – 7 von Beluga und 9 von Oaktree – fahren bei HHL. Der erste Monat sei schon sehr gut gelaufen, sagt HHL-Geschäftsführer Roger Iliffe, zugleich Beluga-Geschäftsführer und Vorstandsmitglied von Oaktree. „Der nächste Monat wird noch besser.“ Bis zum Ende des Sommers sollen es 23 Schiffe sein. Die Beluga-Schiffe sollen dann HHL gehören. So käme Geld in die Insolvenzmasse, sagt Grönda. Über die Kaufpreise müsse noch verhandelt werden.
Mit in den Strudel geriet auch das Maritime Sicherheitszentrum in Elsfleth im Kreis Wesermarsch. Das Gebäude gehört der Gesellschaft MCV von Niels Stolberg. Nach Zahlungsverzug hatte der Bauunternehmer die Fertigstellung hinausgezögert und damit auch die geplante Inbetriebnahme zum 1. Mai. Inzwischen sei ein Zwangsverwalter eingesetzt, sagt der erste Kreisrat Hans Kemmeries. „Ab 1. Juni fungiert der Landkreis vorübergehend als Betreiber.“ Anfang Juli, so hofft er, könnten die ersten Lehrgänge stattfinden. Nach den Sommerferien soll dann auch die Berufsschule dort starten. In das 12-Millionen-Euro-Projekt hat das Land 7 Millionen Euro gesteckt.
Hoffnung gibt es auch für das von Stolberg ins Leben gerufene Beluga College. Zumindest bis zu den Sommerferien ist dank Sponsoren der Betrieb gesichert, damit die ersten Abiturienten ihre Prüfungen ablegen können. (dpa)