60 Atomkraft-Gegner verschafften sich Zugang zum Gelände des Salzstocks Gorleben. Die Polizei stoppte die Aktion nach zwei Stunden.
Gorleben. Atomkraft-Gegner sind am Pfingstmontag auf das Gelände des Salzstocks Gorleben eingedrungen. Etwa 60 teilweise vermummte Aktivisten hätten gewaltsam zwei Tore aufgebrochen und seien mit Leitern auf das Pförtnerhaus gestiegen, sagte Polizeisprecher Ulrich Constabel. Die Verglasung des Hauses sei mit Vorschlaghämmern eingeschlagen worden. Anschließend hatten die Gorleben-Gegner die Zufahrtsstraße besetzt und eine Barrikade errichtet. Nach knapp zwei Stunden sei der Polizeieinsatz weitgehend beendet gewesen, sagte Constabel. Die Demonstranten seien abgezogen.
Die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg e.V. befürchtet nach eigenen Angaben, dass das Gelände wieder mit Stacheldraht umzäunt werden soll. Es seien bereits entsprechende „Reiter installiert, sagte Wolfgang Ehmke von der Bürgerinitiative. „Die Wiederaufnahme der Baumaßnahmen in Gorleben werfen ihren Stacheldraht-Schatten auf das umstrittene Projekt.“ Nach seinen Angaben versammelten sich am Montag bis zu 200 Gorleben-Gegner.
Ehmke kündigte weitere Proteste an: Vom 4. bis 6. Juni werde es ein Informations- und Aktionswochenende in Gorleben geben. Vor 30 Jahren, am 4. Juni 1980, wurde das Hüttendorf, die Republik Freies Wendland, nach sechswöchiger Besetzung von Polizei und Bundesgrenzschutz dem Erdboden gleich gemacht. Für die Bürgerinitiative werde das Wochenende der Auftakt für die Mobilisierung sein, „um im Herbst beim nächsten Castortransport Schwarz-Gelb die rote Karte in Sachen Atomkraft und Gorleben zu zeigen".
Nach einem Jahr Pause rollt in diesem November wieder ein Atommüll-Transport aus Frankreich ins Zwischenlager Gorleben. Das Bundesamt für Strahlenschutz genehmigte die Fahrt der elf Behälter mit Resten von abgebrannten Brennelementen aus deutschen Atomkraftwerken. Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann (CDU) hat bereits angekündigt, mit starker Polizei-Präsenz vor Ort zu sein. Er rechne damit, dass Atomkraftgegner aus ganz Deutschland und auch mehr Anhänger der linksextremen und gewaltbereiten Szene ins Wendland reisten.