Bernhard Pörksen: Wer den Algorithmus programmiert, bestimmt über die Realität. Google und Co. sind Thema bei der Internet-Konferenz re publica.
Berlin/Hamburg. Der frühere Hamburger und jetzige Tübinger Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen hat auf der Internet-Konferenz re publica vor unsichtbaren Informationsfiltern wie bei Google gewarnt. „Wer den Algorithmus programmiert, der bestimmt, welchen Realitätsausschnitt wir zu sehen bekommen“, sagte Pörksen am Mittwoch in Berlin und nannte dabei die Auswahlkriterien der Suchmaschine Google.
In der Welt solcher unbekannter Auswahlentscheidungen habe die Gesellschaft ein Oligopol zugelassen, also eine Gruppe von einigen wenigen großen Unternehmen, betonte Pörksen. „Hier müssen wir uns auf dem Weg zu echter Informations-Souveränität die Basis erstreiten, um die Macht der Oligopole zu begrenzen.“ Pörksen, der auch für das Hamburger Abendblatt Kolumnen schrieb, arbeitete zuvor an der Universität Hamburg.
Die Medien bilden nach Darstellung Pörksens hingegen eine „Welt der prinzipiell bekannten Auswahlentscheidungen“. Hier herrsche mehr Transparenz, sagte der Tübinger Professor und fügte hinzu: „Wir alle folgen längst unseren persönlichen Trüffelschweinen im Informationsuniversum, denen wir Relevanzvertrauen schenken.“
Der Medienwissenschaftler stellte die These der ständigen Informationsüberflutung in Frage. Diese stehe in einer Tradition des Kulturpessimismus und verkenne, „dass Filter nach wie vor überall sind, dass der wichtigste Filter am Ende des Tages wir selbst sind“.