Ein Leser ist äußert sich empört darüber, dass Michael Schumachers Skiunfall in den Medien auf abscheuliche Weise ausgeschlachtet werde. Leserbotschafter Ralf Nehmzow nimmt Stellung.
Haben Sie Sorgen, Probleme im Alltag? Ralf Nehmzow, der Leserbotschafter und Ombudsmann des Hamburger Abendblatts, vermittelt, hilft, engagiert sich für die Leser. Er schildert ihre Fälle und dokumentiert dazu die Reaktionen der Institutionen und Unternehmen. Er kümmert sich auch um redaktionelle Anliegen von Lesern.
Der Maßstab für die Berichte
Der Skiunfall von Michael Schumacher bzw., wie man damit medial umgeht, bewegt viele Leser. Zum Beispiel Erhart Wattenberg, er schreibt: „Abscheulich, grässlich, wie die Presse sich an diesem Thema geradezu erbaut. Michael Schumacher hat sich leichtsinnigerweise in größte Gefahr begeben, die Folgen sind bedauerlich, aber nicht wert, von der Presse in ganzseitigen Berichten ,ausgeschlachtet‘ zu werden.“
Der Leserbotschafter nimmt Stellung: „Lieber Herr Wattenberg, das Thema, das Sie ansprechen, ist für die Glaubwürdigkeit und das Image von Medien extrem wichtig. Eine Untersuchung des Instituts für empirische Medienforschung ergab, dass Schumacher im Januar zu den Top-TV-Nachrichtenthemen gezählt und von den Sendeminuten gleichauf mit der NSA-Affäre gelegen hatte. Journalisten bewegen sich hier in besonderem Maße im Spannungsfeld: Einerseits müssen sie die schon im Grundgesetz verankerte Aufgabe erfüllen, angemessen zu informieren, das Informationsbedürfnis, die Anteilnahme der Menschen ist bei einem so berühmten Sportler wie Schumacher groß. Andererseits sind natürlich die privaten Belange zu berücksichtigen. Der Maßstab sollte sein: Berichte sind dann medienethisch legitim, wenn es eine wirkliche Nachricht, eine Neuigkeit gibt. Das heißt umgekehrt: keine Berichte über Schumacher, wenn es um reine Spekulationen geht! Aber wo genau ist hier die Grenze? Wenn etwa ständig berichtet wird, dass Schumacher im Koma möglicherweise seine Augenbrauen bewegt hat, hat dies keinen Nachrichtenwert. Wochenlang hatte es zuletzt keine Neuigkeiten gegeben – dann haben Medien zu schweigen, schon aus Respekt gegenüber der Familie. Ein Indiz, zu berichten, mag sein, wenn die Familie selbst durch ihre Sprecherin an die Öffentlichkeit tritt. Das Abendblatt hält sich an diese Maßstäbe.
Von Montag bis Mittwoch diskutierten Journalisten und Experten bei der Konferenz der internationalen Medien-Ombudsleute (Organization of News Ombudsmen, Ono) in Hamburg unter anderem über Qualitätsstandards. Zur Ono-Konferenz kamen unter anderem der Snowden-Enthüller Ewen MacAskill, der britische Schauspieler (und Medien-Opfer) Steve Coogan sowie Bürgermeister Olaf Scholz.
So erreichen Sie den Leserbotschafter: Schicken Sie bitte Ihre Alltagsärger-Fälle, kurz skizziert, mit Ihrer Telefonnummer per E-Mail an: Leserbotschafter@Abendblatt.de oder an: Leserbotschafter Ralf Nehmzow, Chefredaktion Hamburger Abendblatt, Axel-Springer-Platz 1, 20350 Hamburg.