Der Mobilfunk-Patenstreit zwischen Apple und Motorola geht weiter. Die Konsequenz: Apple-Dienste werden auch in Deutschland eingeschränkt. So können Apple-Kunden weiterhin ihre E-Mails empfangen, aber die Nutzer werden nicht mehr automatisch über neu eintreffende Nachrichten informiert.
Berlin. Der Patenstreit zwischen Apple und Motorola geht in die nächste Runde. Wegen des Patentstreits mit Motorola muss Apple seine E-Mail-Dienste in Deutschland einschränken. So bekommen Kunden die Nachrichten nicht mehr automatisch auf ihre Geräte zugestellt. Dieser sogenannte Push-Service für die E-Mail-Angebote von MobileMe und iCloud wurde bis auf weiteres deaktiviert.
Zwar können Apple-Kunden weiterhin ihre E-Mails empfangen, aber die Nutzer werden nicht mehr automatisch über neu eintreffende Nachrichten informiert. Allerdings kann das Push-Verbot von den Anwendern de facto umgangen werden, wenn sie den Dienst so konfigurieren, dass das Gerät von sich aus regelmäßig das E-Mail-Konto nach neuen Nachrichten abfragt ("Pull“).
Apple betonte zudem, der Push-Mail-Service auf Desktop-Computern, Laptops und im Web sowie Dienste anderer Anbieter wie Microsoft Exchange ActiveSync, seien von dem Stopp nicht betroffen.
+++ Google schluckt Motorola +++
+++ Patentstreit: Apple vs. Samsung +++
Es ist bereits das zweite Mal in diesem Monat, dass Apple wegen eines Mannheimer Patenturteils zu Gunsten von Motorola sein Geschäft in Deutschland zügeln muss. Anfang Februar stoppte der Konzern den Online-Verkauf einiger iPhone- und iPad-Modelle. Das Oberlandesgericht Karlsruhe als Berufungsinstanz setzte das Verkaufsverbot allerdings nach einem Tag vorerst aus. In dem Streit geht es um ein Patent für den Datenfunkstandard GPRS.
Auslöser für die aktuelle E-Mail-Bremse dürfte ein drei Wochen zurückliegendes Urteil des Landgerichts Mannheim sein, dass die Verletzung eines älteren Motorola-Patents durch die Funktionsweise der Apple-Dienste feststellte. Das Patent stammt noch aus der Zeit, als es Pager gab und enthält ein Verfahren zur Zustellung von Informationen auf die Geräte.
"Wir halten das Patent von Motorola für ungültig und werden gegen das von Motorola Mobility veranlasste Urteil Berufung einlegen“, sagte ein Apple-Sprecher der Nachrichtenagentur dpa.
Apple und Motorola sind in mehreren Ländern in einen erbitterten Patentstreit mit gegenseitigen Vorwürfen verwickelt. Apple und Microsoft reichten auch Beschwerden bei der EU-Kommission ein, in denen sie Motorola einen Missbrauch von Patenten vorwerfen, die zum Grundstock von Standards gehören und deshalb zu besonderen Konditionen lizenziert werden müssen. Das Patent, mit dem Motorola jetzt die E-Mail-Dienste bremste, gehört aber nicht dazu.
Die Patent-Kontroversen mit Motorola-Beteiligung werden besonders genau beobachtet, weil Google gerade dabei ist, den Handy-Hersteller für 12,5 Milliarden Dollar zu übernehmen. Der Internet-Konzern will damit nach eigenen Angaben das Patent-Arsenal hinter seinem mobilen Betriebssystem Android stärken, das im Visier vieler Klagen steht. Motorola hat als Mobilfunk-Pionier eine Schatztruhe aus rund 17 000 Patenten und 6800 Patentanträgen. (abendblatt.de/dpa)