Hamburg. Drei Milliarden Umsatz, jeder Euro Gewinn wird investiert, verspricht das Unternehmen. Asklepios kritisiert die Bundesregierung.

Die Asklepios Kliniken wollen weiter wachsen, zukaufen und die Hamburger Krankenhäuser mit Millionenbeträgen umbauen. Allerdings beklagt sich der Konzern über zunehmende Regelungswut der Politik. Der Vorsitzende der Konzerngeschäftsführung, Ulrich Wandschneider, sagte am Dienstag in Hamburg: „Der Kauf weiterer Kliniken und Einrichtungen ist für uns durchaus eine Option, wenn sich die Gelegenheit ergibt und der Preis stimmt.“ Asklepios bleibe aber ein Familienunternehmen.

Einen denkbaren Börsengang wollte Wandschneider nicht kommentieren. Konzerngründer Bernard große Broermann scheint auch nicht geneigt, das Unternehmen an den Kapitalmarkt zu bringen. In Hamburg ist die Stadt mit 25,1 Prozent an der Gesellschaft beteiligt, die die sieben Häuser betreibt. Der komplette Gewinn wird wieder in das Unternehmen gesteckt und nicht ausgeschüttet. Dabei wolle man bleiben, sagte Wandschneider.

Gleichzeitig leidet Asklepios darunter, als „Vollversorger“ mit Notaufnahmen in der Patientenzufriedenheit nicht oben zu stehen. „Da sind wir noch nicht, wo wir sein wollen“, gab Wandschneider zu. Mehr als jeder zweite Notfall in Hamburg wird in eines der Asklepios-Häuser gebracht. Und wo Herzinfarkte, Schlaganfälle und lebensbedrohliche Verletzungen die Operationspläne durcheinanderbringen, sinkt das Wohlwollen der anderen Kranken. Doch Wandschneider betonte, man wolle sich nicht nur die Rosinen herauspicken.

In der Notaufnahme des AK Altona hatte es nach vielen Einschätzungen zuletzt ein Durcheinander gegeben. Das hing mit einem Modellprojekt zusammen, das Asklepios dort erprobte. Die Notaufnahme sollte vom Rest der Klinik stärker getrennt werden. Das habe sich aber nicht als praktikabel erwiesen, sagte Thomas Wolfram, Sprecher der Geschäftsführung der Hamburger Asklepios Kliniken. Altona werde in den kommenden Jahren „von innen nach außen“ umgebaut und modernisiert.

Wie in Wandsbek, wo 150 Millionen Euro investiert wurden und die Sanierung bis Ende 2017 anhält, geschehe die Bautätigkeit bei laufendem Betrieb. „Für die kommenden Jahre planen wir weitere Sanierungen von Klinikteilen in St. Georg, Harburg, Nord und Altona. Insgesamt gehen wir auch hier von einer Gesamtinvestitionssumme von rund 100 Millionen Euro aus“, sagte Wolfram.

Bei den Angeboten für psychisch kranke und alte Menschen, so Wolfrum, gehe der Trend weg von den „Bettenburgen“ zu wohnortnahen Angeboten. „Der Arzt kommt zum Patienten“, sei hier der Leitspruch, den Asklepios befolgen wolle. Die Situation der medizinischen Versorgung in Hamburg sei immer noch besser als in Flächenländern. Dennoch gebe es erheblichen Bedarf bei psychisch Kranken. Auch unter den Tausenden Flüchtlingen, die nach Hamburg kämen, seien viele mit schwerwiegenden Traumatisierungen. Vor allem die unbegleiteten Kinder und Jugendlichen litten darunter.

Trotz allem Ausbau und Wachstumseuphorie blickt Asklepios skeptisch auf die Krankenhausgesetze des Bundes. Nach neuen Vorgaben, die noch nicht beschlossen sind, sollen Krankenhäuser, die mehr operieren, nach wie vor Einbußen bei den Honoraren hinnehmen. Gleichzeitig fordert die Politik, dass bestimmte Operationen nur noch von bestimmten Zentren gemacht werden. „Das ist kontraproduktiv und für uns frustrierend“, so Wandschneider. Denn gerade Asklepios fördere die Idee von Exzellenz-Zentren und müsse darunter künftig finanziell leiden.

Unglücklich findet der europaweit größte Krankenhauskonzern in Familienhand auch das neue Wartezeitenversprechen der Bundesregierung. Wer binnen weniger Wochen keinen Termin beim Orthopäden, Kardiologen oder Urologen bekommt, soll künftig ins Krankenhaus gehen. Dadurch werde der Druck auf die Kliniken noch größer, so Wandschneider.

Der Asklepios-Umsatz lag im vergangenen Jahr bundesweit bei einer Rekordzahl von mehr als drei Milliarden Euro. Von den 45.000 Mitarbeitern waren 14.000 in Hamburg. Deshalb engagiere man sich hier in besonderer Form, sagte Wandschneider. Asklepios ist Hauptsponsor des Olympiastützpunktes und fördert die Hamburger Olympiabewerbung für 2024.