„Wenn wir uns immer sagen, wie schlecht es uns geht, dann geht es uns auch schlecht.“ Für psychische Erkrankungen, so der Experte, sind wir immer auch selbst verantwortlich.
Osnabrück. Belastungen am Arbeitsplatz sind nach Ansicht des Münsteraner Psychologen Alfred Gebert oft Einbildung. „Der meiste Stress am Arbeitsplatz ist eingebildet, sozusagen gefühlter Stress“, sagte Gebert der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. „Es sind die eigenen Gedanken, die entscheiden, ob man eine Situation genießt (Eustress) oder ob sie einem Angst macht (Distress)“, sagte der Psychologie-Professor.
Angesichts stetig steigender Fälle psychischer Erkrankungen verwies er auf die Eigenverantwortung der Betroffenen: „Wenn wir uns immer sagen, wie schlecht es uns geht, dann geht es uns auch schlecht. Wir sind selbst schuld an den negativen Gedanken“, sagte der Professor für Psychologie und Soziologie an der Fachhochschule des Bundes für Öffentliche Verwaltung in Münster. Wie ein Mitarbeiter mit Druck umgehe, dafür sei er selbst verantwortlich: „Der Stress entsteht in seinem Kopf.“
Um der Stress-Spirale zu entgehen, könne ein Mitarbeiter viel tun, sagte Gebert. „Wir brauchen am Tag etwa drei Streicheleinheiten, die dafür sorgen, dass es uns gut geht. Wenn der Chef sie uns nicht gibt, sondern uns antreibt und unter Druck setzt, müssen wir selbst dafür sorgen“, rät der Psychologe. Gebert: „Dann muss man sich selbst sagen: Ich bin gut. Und das klappt auch.“