60 Prozent mehr Behandlungen wegen Depressionen in Krankenhäusern binnen drei Jahren. Bundesweit ist der Krankenstand gestiegen – vor allem durch psychische Erkrankungen.

Hamburg. Die Situation für psychisch kranke Kinder und Jugendliche wird offenbar immer dramatischer. Nach Zahlen von Deutschlands größer Krankenkasse Techniker (TK) gibt es einen Anstieg von 60 Prozent bei jungen Leuten, die in Hamburg wegen einer Depression stationär behandelt werden mussten. Von 2009 auf 2012 wuchs die Zahl der in Krankenhäusern behandelten Zehn- bis 19-Jährigen von 310 auf 500 Patienten. Nach Expertenmeinung ist diese Zahl auch deshalb so hoch, weil viele Patienten nicht sofort einen Termin beim niedergelassenen Psychotherapeuten bekommen und sich oft deshalb ihr Leiden noch verschlimmert. Die Wartezeiten für psychische Erkrankungen sind nicht nur in Hamburg lang.

Im Jahr 2013, so die TK, habe sich dieser Trend fortgesetzt: Im ersten Halbjahr seien 285 junge Patienten mit dieser Diagnose in einer Klinik behandelt worden. „Depressionen bei Kindern und Jugendlichen sind eine ernst zu nehmende Krankheit und nicht bloß eine Pubertätserscheinung. Eltern sollten deshalb Warnzeichen beachten und Symptome von einem Therapeuten abklären lassen“, sagt Maren Puttfarcken, Leiterin der TK-Landesvertretung Hamburg.

Eine Depression könne sich auf unterschiedliche Weise äußern. „Manche Betroffene werden gereizt oder aggressiv, andere wiederum kapseln sich von ihrer Außenwelt ab. Weitere Anzeichen sind Antriebs- und Appetitlosigkeit, Schlafstörungen oder körperliche Beschwerden wie Bauch- oder Kopfschmerzen“, so die TK. Eltern sollten nicht zögern, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Puttfarcken sagte: „In den Vorsorgeuntersuchungen J1 und J2 für alle 13- bis 17-Jährigen können nicht nur körperliche, sondern auch seelische Probleme in der Pubertät rechtzeitig erkannt werden. So können Krankheitsfolgen abgeschwächt oder gar vermieden werden.“ Die Kosten für diese Untersuchungen werden von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.

Unterdessen ist nach Angaben der DAK-Gesundheit der Krankenstand in Deutschland im vergangenen Jahr leicht gestiegen. Vor allem Erkältungen wegen des langanhaltenden Winters machten den Berufstätigen zu schaffen. Aber auch psychische Erkrankungen nahmen weiter zu. Der Krankenstand stieg demnach von 3,8 auf 4,0 Prozent. Das bedeutet, dass an jedem Tag des vergangenen Jahres im Durchschnitt vier von 100 Beschäftigten krankgeschrieben waren. Nach der Statistik verursachten Husten, Bronchitis und Lungenentzündung 17,3 Prozent aller Fehltage – nach 14,5 Prozent im Jahr 2012. „Der Anstieg des Krankenstandes ist nicht dramatisch“, erklärte DAK-Vorstandschef Herbert Rebscher. „Erkältungswellen hat es immer gegeben.“

Für die meisten Fehltage waren Muskel-Skelett-Erkrankungen – wie etwa Rückenschmerzen – verantwortlich. Auch die Zahl der Ausfalltage wegen psychischer Leiden nahm erneut zu. „Sie verursachten rund fünf Prozent mehr Fehltage als 2012 und rangieren auf der Liste der wichtigsten Diagnosen für Ausfalltage auf Platz drei“, erklärte die DAK-Gesundheit. Es folgten Verletzungen und Verdauungsbeschwerden.