Die neue B-Klasse macht spürbare Qualitäts-Fortschritte. Sie bietet außerdem mehr Platz und Komfort sowie bessere Variabilität im Innenleben.
Mercedes hat große Pläne mit den kleinen Autos. Vor allem neue Modelle in der Kompaktklasse sollen dafür sorgen, dass die Schwaben wieder zur Nummer eins in der Oberliga werden. Den Anfang macht schon im November die zweite Generation der B-Klasse, der binnen 24 Monaten mindestens noch drei weitere Frontantriebsautos folgen werden. Denn neben der A-Klasse hat Mercedes diesmal auch eine kleine Limousine und einen handlichen Geländewagen auf dem Plan.
Wo die A-Klasse den Angreifer spielt, gibt die um neun Zentimeter auf 4,36 Meter gestreckte B-Klasse den Bewahrer. Sie soll alles bieten, was die Kunden beim aktuellen Modell kennen- und lieben gelernt haben - nicht umsonst wurden davon seit 2005 rund 700 000 Exemplare verkauft. Die leicht erhöhte Sitzposition für den bequemen Einstieg und den guten Überblick bleibt deshalb ebenso erhalten wie das variable Innenleben, das jetzt sogar noch ein paar mehr Möglichkeiten bietet.
Vergessen sind dagegen die bekannten Kritikpunkte, versprechen die Entwickler. Galten A- und B-Klasse bislang gerne als die Stiefkinder in der Modellfamilie, gehören sie künftig ganz selbstverständlich mit zur Partie. Denn nicht nur technische Alleingänge wie der Sandwichboden oder die exklusiven Motoren sind passé, sondern auch viele Gestaltungselemente schlagen die Brücke zu den großen Limousinen der Sternen-Marke. Dafür haben die Schwaben nicht nur den Innenraum ordentlich aufgemöbelt. Künftig sitzen die Passagiere acht Zentimeter tiefer im deutlich flacheren Auto.
Auch hinten spürt man den Fortschritt bereits bei der ersten Sitzprobe: "In einigen Dimensionen bietet der Fond der B-Klasse sogar mehr Platz als die S-Klasse", sagt Baureihenleiter Hans Engel mit Blick auf die um 14 Zentimeter verschiebbaren Einzelsitze aus der Aufpreisliste. Mit ihnen kann man wahlweise den Knieraum der Hinterbänkler vergrößern oder den Kofferraum erweitern - von 488 auf immerhin stolze 666 Liter.
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Größer, geräumiger, gereifter - das alles passt auch zum "alten" Geist der B-Klasse. Dass der Hoffnungsträger in eine neue Zeit fährt, davon zeugt dagegen vor allem das Design. Außen zeigt der kleine Nobel-Van mit größerem Grill, detailliert ausgearbeiteten Scheinwerfern und den beiden gegenläufigen Sicken auf der Flanke mehr Charakter. Und innen hat das Ambiente nichts mehr von der billigen Behäbigkeit des Vorgängers. Neben Holz und Leder gibt es auf Wunsch auch moderne Metallkonsolen, bunte Nähte bringen ein bisschen Farbe ins Spiel. Absoluter Blickfang allerdings ist der Monitor für Navi & Co., weil er fast frei im Raum steht wie daheim der Flatscreen im Wohnzimmer.
Unter die Haube passen nun die normalen Vierzylinder aus der Großserie. Trotzdem übernimmt Mercedes für den Neustart nicht einfach die bestehenden Aggregate, sondern überrascht mit einer komplett neuen Motorpalette. "Denn Effizienz stand bei uns als Entwicklungsziel ganz oben auf der Liste", sagt Programmmanager Jörg Prigl. Zusammen mit der serienmäßigen Start-Stopp-Automatik und dem aerodynamischen Feinschliff kommt die B-Klasse deshalb auf Verbrauchswerte zwischen 4,4 und 5,9 Litern.
Zwei Benziner mit 1,6 Liter Hubraum kommen im B 180 auf 122 oder im B 200 auf 156 PS Leistung. Neu sind auch die beiden Dieselantriebe im 109 PS starken B 180 CDI oder im B 200 mit 136 PS. Geschaltet wird von Hand mit sechs Gängen oder erstmals bei Mercedes mit einer Automatik mit Doppelkupplung, die genau wie in der S-Klasse vom Lenkrad aus bedient wird.
Daneben haben die Schwaben auch das Fahrwerk komplett erneuert und der B-Klasse endlich die nötige Souveränität mit auf den Weg gegeben. Gelassen und mit abgesenktem Schwerpunkt rollt der Wagen deshalb sehr viel agiler übers Land und durch die Stadt. Weil die Kunden allerdings im Schnitt 58 Jahre alt sind, darf man auch nach der Fahrt durch den Jungbrunnen keinen Dynamiker erwarten. Zumindest in der Serie ist die B-Klasse betont komfortabel und sehr handlich ausgelegt. Wer es straff und sportlich mag, muss deshalb gegen Aufpreis die direktere Lenkung und das härtere Fahrwerk bestellen.
Zum entspannten Eindruck passt am besten der stärkere Diesel. Der klingt zwar anfangs ein wenig kernig, rückt aber nach ein paar Kilometern dezent in den Hintergrund und macht nur noch durch seine geschmeidige Kraftentfaltung von sich reden. Damit sprintet die B-Klasse in 9,5 Sekunden auf Tempo 100 und erreicht 210 km/h Spitze. Und das Tanken kann man bei einer Reichweite von mehr als 1000 Kilometern zwischendurch glatt vergessen.
Zwar gibt es an der B-Klasse kaum ein Bauteil, das den Generationswechsel überlebt hat. Doch die Preisliste könnte man wenigstens ansatzweise weiter verwenden: Zumindest das Basismodell kostet mit 26 001 Euro auf den Cent genauso viel wie bisher.