Berlin. Die Elektromobilität befindet sich auf dem Vormarsch. Welche Fahrzeug-Modelle die beste Reichweite und den günstigsten Preis haben.

Immer wieder wurde der Durchbruch der Elektroautos vorhergesagt, doch lange passierte wenig. Ausgerechnet im Pandemiejahr 2020 wurde bei den Stromern der Schalter umgelegt. Milliardensubventionen fließen in die Kaufförderung, auch bei den Ladesäulen geht es voran.

Aufgeschreckt vom Siegeszug des US-Elektroauto-Pioniers Tesla stellen sich auch immer mehr deutsche Autobauer auf ein Ende des Verbrennermotors ein. Aber wie umweltfreundlich sind Elektroautos eigentlich? Und sind sie für jeden erschwinglich? Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Wie umweltfreundlich sind E-Autos?

Kritik gibt es vor allem an der Herstellung und der Entsorgung der Batterien. Für deren Herstellung wird unter anderem Lithium und Kobalt benötigt, deren Förderung CO2-intensiv ist. Hinzu kommt, dass die für die Förderung eingesetzten Chemikalien häufig nicht fachgerecht entsorgt werden und die Natur belasten können.

Und doch gilt das E-Auto als klimafreundlicher. Laut einer Berechnung des Umweltbundesamtes liegen die Treibhausgasemissionen bei den Stromern schon heute rund 30 Prozent niedriger als bei Benzinern und 23 Prozent niedriger als bei vergleichbaren Diesel-Fahrzeugen.

Das International Council on Clean Transportation (ICCT) kam in einer im Juli veröffentlichten Studie zu dem Schluss, dass rein elektrische in Europa zugelassene Fahrzeuge sogar über den gesamten Lebenszyklus des Fahrzeuges bis zu 69 Prozent weniger Emissionen als vergleichbare Benziner ausstoßen. Klimafreundlich rollt ein E-Auto vor allem dann auf den Straßen, wenn es mit grünem Strom beladen wird. Sollte der Strom komplett aus erneuerbaren Energien kommen, wären E-Autos der Studie zufolge mit bis zu 81 Prozent weniger Emissionen als Benziner unterwegs.

Welche E-Autos sind preiswert?

Der Bund fördert derzeit den Kauf eines E-Autos. Bis zu 6000 Euro bringt die bis 2025 laufende Umweltprämie, die sich Hersteller und Bund teilen. Hinzu kommen 3000 Euro über die Innovationsprämie. Diese droht allerdings zum Jahresende auszulaufen, wenn keine neue Richtlinie vorgelegt wird.

Viele Hersteller und Internetvermittler gewähren zudem Rabatte. Eine Auswertung des Forschungsinstituts Center Automotive Research (CAR), die unserer Redaktion vorliegt, zeigt, dass es bei den 15 meistverkauften vollelektrischen Pkw im Durchschnitt rund 33 Prozent Rabatt gibt.

So gibt es für den Renault Zoe Life R110/Z.E. derzeit rund 12.251 Euro Rabatt – bei einem Listenpreis von 29.990 Euro sind das 40 Prozent – der 108 PS starke Kleinwagen ist damit für unter 18.000 Euro erhältlich. Rechnet man die Rabatte mit ein, gibt es auch den Opel Corsa E-Selection und den Nissan Leaf ZE1 MY 20 für derzeit unter 20.000 Euro.

Wer einen Stadtflitzer benötigt, kann derzeit beim Smart Fortwo coupe Rabatte absahnen. Rechnet man die derzeit durchschnittlichen Rabatte von bis zu 43,5 Prozent mit ein, gibt es den Kleinstwagen schon ab rund 12.500 Euro. Dafür muss man allerdings mit einer Reichweite von bis zu 145 Kilometern auskommen.

Was früher der Golf für VW war, soll nun der Elektro-Flitzer ID.3 werden. Im Pro-Modell gibt es die Kompaktklasse für einen Listenpreis ab 35.460 Euro – berechnet man die derzeit gängigen Rabatte mit ein, kann man fast 11.000 Euro sparen. Damit liegt man preislich in einer ähnlichen Region wie beim BMW i3, der mit einem Listenpreis von 39.000 Euro zwar teurer als die Konkurrenz von VW ist, dafür aber durchschnittlich höhere Rabatte erzielt.

Volkswagen setzt auf seine neue Elektroreihe mit dem ID.3 (links) und dem ID.4.
Volkswagen setzt auf seine neue Elektroreihe mit dem ID.3 (links) und dem ID.4. © AFP | Ronny Hartmann

Welche E-Autos haben die beste Reichweite?

Die Angaben der Hersteller bei der Reichweite und die tatsächliche Reichweite gehen auch bei Elektroautos auseinander, wie ein aktueller Test des ADAC zeigt. Am weitesten kommt demnach Teslas Model X 100D. 451 Kilometer kann man mit dem SUV zurücklegen, ehe man nachladen muss – mit einem Listenpreis von 115.000 Euro hat das allerdings auch seinen Preis.

Deutlich günstiger ist man mit dem Hyundai Kona Trend unterwegs, den es für einen Listenpreis ab 44.550 Euro gibt und der es auf 435 Kilometer bringt. Hinzu kommt: Neben dem Hyundai Ioniq ist der Kona das Auto mit dem geringsten Verbrauch. Der Ioniq lag bei 16,3 Kilowattstunden Strom auf 100 Kilometer, der Kona bei 16,7 Kilowattstunden. Teslas Model X 100D verbrauchte dagegen im Test 24,4 Kilowattstunden.

Sparsamer ist Teslas Verkaufsschlager, das Model 3, unterwegs. 19,5 Kilowattstunden pro 100 Kilometer verbraucht der Mittelklassewagen, der perspektivisch auch im neuen Werk in Grünheide nahe Berlin produziert werden soll. Laut der Datenanalysefirma Jato war Teslas Model 3 im September erstmals das meistverkaufte Autos Europas. 429 Kilometer Reichweite erreicht das Model 3 im ADAC-Test – dafür kostet es in der Standardausführung selbst mit Umwelt- und Innovationsprämie noch rund 35.000 Euro.

Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer sieht die Entwicklung bei den Reichweiten noch am Anfang. „Die Reichweiten werden spätestens mit der Entwicklung einer Feststoffbatterie deutlich steigen. In den nächsten fünf Jahren sind Reichweiten von bis zu 1000 Kilometer bei Mittel- und Oberklassefahrzeugen denkbar“, sagt der CAR-Direktor.

Wie sieht es bei den Schwergewichten aus?

SUVs liegen seit Jahren im Trend. Zu den beliebtesten hierzulande zählen derzeit Volkswagens ID.4. 44.915 Euro kostet der Mittelklasse-SUV per Listenpreis, mit Rabatten lassen sich rund 11.000 Euro sparen. Bis zu 385 Kilometer Reichweite erzielt der ID.4 im ADAC-Test.

Ein ähnliches Preisniveau bietet der Mercedes EQA. Teurer wird es bei der VW-Tochter Audi, die mit dem e-tron ihr wuchtiges Flaggschiff für 69.100 Euro anbietet. Immerhin: Mit Rabatten und Subventionen lassen sich im Schnitt rund 18.000 Euro einsparen.

Wie lang sind die Lieferzeiten?

Der Chipmangel setzt der Autoindustrie zu, Kundinnen und Kunden müssen teilweise monatelang auf ihren Neuwagen warten. Tesla, das einen Großteil seiner Chips selbst produziert, ist dabei im Vorteil, beim US-Autobauer betragen die Lieferzeiten für das Model 3 und Model Y laut einer Statistik des britischen Vergleichportals Carwow lediglich bis zu zwei Monate.

Auch Volvos E-Auto-Tochter Polestar kommt mit rund drei Monaten Lieferzeit verhältnismäßig gut durch die Krise. Auf Volkswagens ID.3 und ID.4 müssen Kundinnen und Kunden dagegen rund zehn Monate warten, ebenso Interessenten des BMW i4 und iX. Beim Audi Q4 e-tron kann es demnach über ein Jahr dauern, bis das Auto ausgeliefert wird.

Der Audi Q4 e-tron wird in Zwickau produziert.
Der Audi Q4 e-tron wird in Zwickau produziert. © dpa | Hendrik Schmidt