Berlin. Ein Unternehmen aus Hannover hat das wohl kleinste Faltrad der Welt entwickelt. Unser Autor hat es getestet und kommt zu einem klaren Fazit.
Mit der Bahn, dem Bus oder der U-Bahn zu pendeln, klingt eigentlich erstmal ganz entspannt. Einsteigen, ein Buch lesen, ein Nickerchen halten oder die ersten E-Mails beantworten, dann aussteigen und ins Büro spazieren. Ganz so leicht läuft es in der Realität leider nicht ab.
Die „Betroffenen“ wohnen oft mehrere Kilometer von der nächsten Haltestelle entfernt, auch die wenigsten Arbeitsplätze liegen direkt neben einer U- oder S-Bahnstation. Es fehlt an der sogenannten Anschlussmobilität. Also: Wie legt man die letzten Meter vom Bahnhof zum Ziel zurück? Auch deshalb setzen sich noch immer viele Menschen ins Auto – rund 65 Prozent der Pendler betrifft das. In Zeiten des Klimawandels nicht die beste Lösung, mangels Alternativen aber oft die einzige Option.
Umsteigen auf Rad und Bahn: Zeit sparen und Stress vermeiden
Um diesen Menschen ein neues Angebot zu schaffen, hat das Unternehmen Kwiggle Bike aus Hannover das wohl kleinste Faltfahrrad der Welt entwickelt. Damit lassen sich kürzere Strecken problemlos bewältigen. Also eine Möglichkeit, vom Bahnhof aus ganz schnell zum Arbeitsplatz oder nach Hause zu kommen, ohne dass man sein Fahrrad umständlich in die Bahn hieven muss und sich dem Frust genervter Pendler stellen muss.
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Da sich das Bike auf ein Handgepäckmaß von gerade mal 55x40x25 Zentimeter zusammenfalten lässt, kann man es ohne Weiteres auch unter dem Sitz, im Schließfach am Bahnhof, in der Gepäckablage im Zug oder auch im Gepäckfach im Flugzeug verstauen. Weiterer Vorteil: Man muss nicht am Bahnhof auf die Anschlussverbindung warten, sondern kann einfach schnell losradeln. Erfinder Karsten Bettin sagt: „Das ist ja etwas, was den Menschen beschäftigt. Wenn man Zeit sparen kann, nutzt man das. Dazu muss diese Form der Anschlussmobilität den Menschen aber erstmal nahe gebracht werden.“ Die Zahlen der autofahrenden Pendler belegen das.
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Doch ist das Faltrad wirklich eine sinnvolle Lösung? Um das herauszufinden, habe ich, Redakteur in der FUNKE Mediengruppe, die Alltagstauglichkeit und die Funktion des Kwiggle-Bikes im Schweiße meines Angesichts getestet.
Auf- und Abbau des Rads: Mit ein paar Handgriffen erledigt
Der Auf- beziehungsweise Abbau des Fahrrads ist vergleichsweise einfach. Dank ein paar Handgriffen ist das Kwiggle mit geübten Händen in circa 20 Sekunden zusammen- beziehungsweise auseinander gefaltet. Nach etwa zehn Wiederholungen habe ich es so weit verinnerlicht, dass es schnell funktioniert und mich am S-Bahnhof nicht groß aufhält.
Fairerweise muss dazugesagt werden: Ich habe eine persönliche Einführung bekommen. Wer sich anhand der schriftlichen Beschreibung des Faltprozesses unsicher ist, kann auch auf Erklär-Videos bei YouTube zurückgreifen. Ist das Kwiggle erst einmal zusammengefaltet, kann man es am Lenker entspannt für kürzere Strecken tragen oder über die zusätzlichen Räder wie einen Rollkoffer hinter sich herziehen. Das Gewicht liegt bei etwa 9,5 Kilogramm.
Fahrgefühl: Man muss das Fahrradfahren neu lernen
Ganz offen gesagt: Die Umstellung von einem „normalen“ Fahrrad auf das Mini-Bike ist natürlich erstmal ungewohnt. Man „steht“ sozusagen über dem Tretlager und tritt somit nach unten statt leicht nach vorn. Das sorgt für eine aufrechte Körperhaltung beim Fahren.
Da der Bewegungsablauf auf dem Kwiggle dementsprechend anders ist, schwingt der Sitz von links nach rechts mit. Das Ganze ist etwa mit den Bewegungen auf einem Crosstrainer vergleichbar. Oberkörper und Beine gehen in einen flüssigen Bewegungsablauf über. Was am Anfang etwas ungewohnt ist, fühlt sich nach den ersten zehn Kilometern ganz natürlich an und macht sogar Spaß. Kleiner Hinweis: Über längere Strecken (ab fünf Kilometer) habe ich die körperliche Anstrengung gemerkt und bin ins Schwitzen gekommen. Wer also einen wichtigen Termin mit „Anzugpflicht“ vor sich hat, sollte lieber ein Ersatzhemd dabei haben.
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Eines musste ich zudem auf die harte Tour lernen: Man sollte zu keiner Zeit den Lenker stark nach oben reißen. Durch die Gewichtsverteilung besteht sonst die Gefahr, dass man einen „Wheelie“ hinlegt, also nur noch auf dem Hinterrad fährt, und nach hinten überkippt. Diesen Fehler macht man aber nur einmal – versprochen.
Grundsätzlich hat man das Gefühl, als würde man nochmal Fahrradfahren lernen. Das ist jedoch gar nicht negativ gemeint. Es ist einfach anders. Meine Körpergröße von 1,90 Meter bereitet mir auf dem Kwiggle allerdings keine Probleme, da das Fahrrad auf mich angepasst ist.
Nutzung in der Bahn: Fahrrad-Ticket adé!
Bei einer Reise an die Mecklenburgische Seenplatte packe ich das Kwiggle einfach in den Kofferraum eines Freundes. Zwei große Reisetaschen passen ebenfalls noch problemlos daneben. Und auch auf der Rückreise per Bahn zeigen sich die ganz großen Vorteile des Kwiggles:
- Erstens kann ich die letzten fünf Kilometer zum Bahnhof ganz spontan mit dem Fahrrad zurücklegen, ohne dass mich jemand fahren muss.
- Zweitens lässt sich das Rad ganz einfach in der Gepäckablage und unter dem Sitz verstauen. Ein zusätzliches Fahrradticket brauche ich deshalb nicht. Vor allem bei Fernreisen im ICE ist das eine große Erleichterung. Ohne monatelange Vorplanung kriegt man hier spontan so gut wie nie einen Fahrradstellplatz.
Die Flexibilität ist ein Riesen-Plus. Ich kann einfach in die öffentlichen Verkehrsmittel einsteigen, ohne mir Gedanken um Tickets oder Stellplätze zu machen. Den Platz nehme ich niemandem weg.
Komfort: Auf holprigen Straßen kann das Hinterteil schmerzen
Aufgrund der kompakten Größe des Mini-Fahrrads muss man auf jeden Fall kleinere Abstriche beim Komfort machen. Eine Federung gibt es nicht, was sich auf holprigen Untergründen schon bemerkbar machen kann. Wer das Kwiggle aber wirklich für den Weg zur Arbeit auf Straßen und befestigten Wegen nutzt, hat damit aber keine Probleme. Wer mag, kann sich natürlich auch einen bequemeren Sattel auf das Bike schrauben.
Geschwindigkeitseinbuße von 22 Prozent
Persönlich habe ich mir unterbewusst den Ehrgeiz „antrainiert“, E-Bikes überholen zu wollen. Im normalen Berliner Straßenverkehr inklusive Ampeln und Bussen auf der Fahrradspur brauche ich für meinen Arbeitsweg von acht Kilometern etwa 26 Minuten. Macht ein Durchschnittstempo von etwa 18 km/h. Mit dem Kwiggle benötige ich ungefähr handgestoppte 34 Minuten, was einer Geschwindigkeit von etwa 14 km/h entspricht – etwa 22 Prozent weniger. E-Bikes überholen häufiger mich statt ich sie, was mein Ego doch etwas ankratzt.
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Bedenkt man jedoch die vergleichsweise kleinen Reifen, erklärt sich dieser „Verlust“ recht einfach. Ich rate jedoch grundsätzlich zu den Varianten mit Sechs-Gang-Schaltung, das macht sich vor allem an Hügeln positiv bemerkbar.
Preise: Das kostet das Kwiggle in der Basis-Variante
Das Faltrad von Kwiggle gibt es ab 1428 Euro in verschiedenen Ausführungen zu kaufen. Extras wie Gangschaltung, Radschützer und Licht sind gegen Aufpreis möglich. Förderungen für Falträder gibt es in Deutschland hingegen noch nicht. Kwiggle-Erfinder Karsten Bettin: „In Österreich gibt es für Falträder bereits teilweise Förderungen. Die sind einfach schon etwas weiter als wir.“ Bedingung dort: Das Packmaß darf 110x80x40cm nicht überschreiten, um in den Zügen nicht zu viel Platz zu beanspruchen.
Fazit: Für wen lohnt sich das Mini-Fahrrad?
Das Kwiggle ist als Alternative zur Anschlussmobilität gedacht, und diese Aufgabe erfüllt es ohne jede Einschränkung. Kurze Strecken, die man mal schnell nebenbei erledigen muss – genau hier kann das Rad punkten. Das geringe Packmaß ist außerdem extrem praktisch und kann auch im Urlaub für Städteerkundungen in den Kofferraum gepackt werden. Als Pendlerrad ist es perfekt. Für längere Strecken ist das „normale“ Fahrrad aber besser geeignet.
*Das Kwiggle-Bike wurde für den Testzeitraum vom Hersteller kostenlos zur Verfügung gestellt.
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