Berlin. Überall an Balkon und in Gärten sind jetzt Balkonkraftwerke zu entdecken. Finanztip hat ausgerechnet, wann es sich für Sie lohnt.
Von Benjamin Weigl
„Mehr Solarstrom, weniger Bürokratie“: Das verspricht sich die Bundesregierung vom Solarpaket, das im Mai in Kraft getreten ist. Und tatsächlich ist es nun einfacher, Sonnenenergie für sich zu nutzen. Wer eine kleine Solaranlage – ein sogenanntes Balkonkraftwerk – betreiben möchte, kann eine ganze Menge Stromkosten einsparen, erklärt der Geldratgeber Finanztip.
Balkonkraftwerke sind – anders, als der Name suggeriert – nicht nur für den Balkon gedacht. Wer möchte, kann sie sich auch auf das Dach, die Terrasse oder in den Garten stellen. Laut Finanztip sollte man am besten gleich fertige Sets kaufen: Sie bestehen aus ein oder zwei Solarmodulen und einem sogenannten Wechselrichter. Er macht aus dem Sonnenstrom passenden Wechselstrom für den Haushalt.
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Die Sets enthalten außerdem Montagematerial und ein Anschlusskabel für die Steckdose. Das Solarpaket drosselt die Leistung des Wechselrichters auf 800 Watt, früher waren es noch 600 Watt. Sollten die Module zeitweise mehr Strom als 800 Watt erzeugen, begrenzt der Wechselrichter die Solarleistung.
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Günstig zum eigenen Balkonrakftwerk? So geht‘s!
Da Solarmodule ohnehin nur bei optimaler Sonneneinstrahlung viel Strom produzieren, kann man ruhig eine Spitzenleistung installieren, die über der Wechselrichter-Grenze liegt – bis zu 2.000 Watt-Peak sind erlaubt. So steigt der Stromertrag auch bei schlechtem Wetter. Möchte man mehr als zwei gewöhnliche Solarmodule installieren, sollte eine Fachkraft die Elektroinstallation überprüfen.
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Balkonkraftwerk: Wie viele Solarmodule braucht man wirklich?
Meist aber reicht schon ein Balkonkraftwerk mit nur einem Solarmodul: Für Haushalte, die weniger als 2.500 Kilowattstunden Strom im Jahr verbrauchen, wie Finanztip berechnet hat. Wenn der Strombedarf höher liegt, die Bewohner tagsüber häufig zu Hause sind oder sie darauf achten, besonders viel des erzeugten Stroms selbst zu verbrauchen, ist ein Balkonkraftwerk mit zwei Solarmodulen die bessere Wahl.
Der Grund: Der von den Solarmodulen erzeugte Strom muss sofort verbraucht werden. Sonst spart man dadurch kein Geld – überschüssiger Strom fließt, ohne dass man dafür Geld bekommt, einfach ins Stromnetz ab. Ein Balkonkraftwerk eignet sich deshalb besonders, um die Geräte mit Strom zu versorgen, die ständig laufen. Also Internetrouter, Kühlschrank oder Computer. Wer zusätzlich auch Spül- und Waschmaschine anschmeißt, wenn gerade die Sonne scheint, kann noch mehr des selbst erzeugten Stroms verwenden.
Wie viel Geld bringt mir ein Balkonkraftwerk langfristig?
Aber lohnt sich die Anschaffung eines Balkonkraftwerks überhaupt? Schließlich kosten die kleinen Solaranlagen mehrere Hundert Euro.
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Finanztip sagt: Ja. Denn oft deckt ein Balkonkraftwerk zehn bis 20 Prozent des eigenen Strombedarfs. Ein Beispiel: Ein Haushalt mit einem jährlichen Stromverbrauch von 3.000 Kilowattstunden (kWh) installiert zwei Solarmodule, die zusammen 800 Watt-Peak leisten. Werden sie senkrecht an einem sonnigen Südbalkon montiert, erzeugen sie innerhalb eines Jahres rund 560 Kilowattstunden. Davon wird der Haushalt rund 400 Kilowattstunden sofort verbrauchen können. So wird eine Eigenversorgung von gut 13 Prozent erreicht. Auf diese Weise reduziert sich die Stromrechnung.
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Selbst bei einem günstigen Strompreis von 30 Cent pro Kilowattstunde ließen sich in dem Beispiel 120 Euro pro Jahr einsparen. Ein 800-Watt-Balkonkraftwerk kostet im Schnitt knapp 600 Euro, nach fünf Jahren hat die Anlage ihre Anschaffungskosten also wieder hereingespielt. Die Komponenten sollten aber locker 15 Jahre durchhalten. Viele Kommunen und einzelne Bundesländer zahlen zudem hohe Förderungen für Balkonkraftwerke, wodurch sie sich noch schneller rechnen.
Trick am Stromzähler ist nicht mehr illegal
Sobald die Anlage angeschlossen ist, hat man einen Monat Zeit, um sie im online im Marktstammdatenregister anzumelden. Dank des Solarpakets entfällt die zusätzliche Registrierung beim Netzbetreiber. Der kümmert sich aber weiterhin darum, gegebenenfalls den Stromzähler des Haushaltes zu tauschen. Denn wenn noch ein alter Zähler mit schwarzem Gehäuse und einer Drehscheibe eingebaut ist, läuft dieser rückwärts, sobald das Balkonkraftwerk mehr Strom produziert als gerade im Haushalt benötigt wird.
Bis vor Kurzem war das noch strafbar – jetzt wird es geduldet. Der Netzbetreiber allein ist nun dafür zuständig, einen modernen, digitalen Zähler nachzurüsten, der nicht rückwärtsläuft. Je länger er dafür braucht, umso besser für den Balkonkraftwerk-Besitzer. Durch den rückwärts laufenden Zähler wird nämlich auch Strom, der gar nicht selbst verbraucht wurde, von der Stromrechnung abgezogen.
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Bevor man die kleine Solaranlage in Betrieb nimmt, sind deshalb nur noch zwei Dinge zu erledigen. Erstens: Wer zur Miete wohnt, sollte das vorab mit seinem Vermieter klären. Das geplante Gesetz, das Mietern einen Anspruch auf die Installation von Balkonkraftwerken sichert, ist noch nicht beschlossen. Zweitens: Das Balkonkraftwerk muss unbedingt sturm- und absturzsicher befestigt werden. Ein Solarmodul wiegt oft 20 Kilogramm und ist bis zu ein mal zwei Meter groß. Soll die Anlage hoch oben hängen, sind extraleichte Solarmodule mit Kunststoff statt Glas sinnvoll.
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Dieser Beitrag erscheint in Kooperation mit finanztip.de. Der Geld-Ratgeber für Verbraucher ist Teil der Finanztip-Stiftung.