Auch Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr hält an seinen Plänen fest: „Jetzt erst recht.“ Prominente Starter wie Ex-HSV-Coach Michael Oenning wollen ein Zeichen der Solidarität setzen.
Hamburg. Die Bombenanschläge in Boston haben auch die Läufer des Hamburg-Marathons schockiert. Zu der Großveranstaltung haben sich mittlerweile rund 15.300 Sportler angemeldet, darunter viele Prominente und bekannte Sportler. „Das macht mich richtig wütend“, sagt der Olympiasieger im Judo von 2008, Ole Bischof, der die Staffel läuft. „Der Sport soll Menschen zusammenführen und Integration schaffen, da ist eine friedliche Sportveranstaltung das völlig falsche Ziel.“ Für Bischof sei ein derartiger Anschlag nicht nachzuvollziehen, dennoch will der 33-Jährige mit seinem Team an den Start gehen.
Hockeynationalspielerin Christina Schütze, in Hamburg beim Club an der Alster aktiv, startet ebenfalls in der Staffel. Auch sie zeigte sich betroffen: „Der schreckliche Vorfall von Boston hat mich sehr erschüttert, mein Mitgefühl ist bei den Opfern und deren Angehörigen. Ich glaube, wir alle werden sie beim Lauf im Herzen tragen.“ Schütze sagte, sie wolle sich mit den Opfern solidarisch zeigen.
Auch Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) will wie geplant in Hamburg laufen. Er hatte im Herbst in Berlin seinen ersten Marathon bestritten und nach gut vier Stunden das Ziel erreicht. Für den Minister gelte das Motto „Jetzt erst recht“, sagte eine Ministeriumssprecherin. Bahr sagte, möglicherweise sei er nicht so gut trainiert, aber er wolle laufen.
Zuvor hatte die Hanseatische Krankenkasse (HEK) angekündigt, Bahr wolle mit der Teilnahme für mehr Organspendeausweise werben. Für die HEK-Aktion will auch Fußballtrainer Felix Magath in Hamburg bei einer Staffel laufen. Magath hatte bereits im Jahr 1997 als damaliger HSV-Trainer die volle Distanz bewältigt. Generell herrscht unter den Teilnehmern viel mehr eine Jetzt-erst-recht-Stimmung als Angst vor dem Ereignis. „Wenn man dem Marathon jetzt fernbleibt, dann gewinnen die Verantwortlichen der Anschläge, das wäre das falsche Zeichen“, sagt der ehemalige HSV-Trainer Michael Oenning, der die 5,4-Kilometer-Distanz mit der Staffel läuft. „Es ist eine sehr traurige Geschichte, und ich bin tief betroffen, aber wir wollen jetzt etwas entgegensetzen“, sagt Oenning. Er ist sich außerdem sicher, dass noch viele weitere Zuschauer jetzt aus Trotz kommen werden, anstatt der Veranstaltung aus Furcht fernzubleiben.
+++ Tag zwei nach dem Anschlag im Newsticker +++
„Es nimmt einem ein Stück die Vorfreude auf den Lauf“, sagt Oenning, der die Ereignisse in Boston aufs Schärfste verurteilt: „Ein derartiger Anschlag auf eine Sportveranstaltung ist einfach grausam und feige“, sagt Oenning, der aber auf jeden Fall mit seiner Staffel am Sonntag starten will. Jana Sussmann ist deutsche Meisterin im 3000-Meter-Hindernislauf und für das Lauf-Team Haspa Marathon Hamburg aktiv. Beim Hamburg-Marathon startet sie in der Staffel. Auch Sussmann war von den Bombenanschlägen in Boston schwer erschüttert, dennoch steht für die 22-Jährige der Sport weiterhin klar im Vordergrund. „Ich werde nicht anders laufen“, sagt Sussmann.
Mit ihr in der Staffel laufen die frisch nach Hamburg gewechselten Zwillinge Diana und Elina Sujew. „Ich kann nicht glauben, was in Boston passiert ist. Ich bin einfach nur entsetzt“, schrieb Elina Sujew bei Twitter. Im Wettkampf spielen die Anschläge aber keine Rolle mehr für die Profi-Athletinnen. „Während des Laufens denkt man da aber gar nicht mehr dran“, sagt Elinas Schwester Diana.
Die Läuferinnen wollen vielmehr Spaß am Laufen haben, eine Botschaft, die man allen Aktiven und Zuschauern des Hamburg-Marathons mit auf den Weg geben möchte.
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