In ihrem Buch “Jenseits des Protokolls“ berichtet sie auf gut 200 Seiten über Leben und Frust im Schloss Bellevue und in der Villa des Präsidenten in Berlin-Dahlem. Sie setzt den um sie kreisenden Rotlicht-Gerüchten ein Ende und erzählt über jene Nacht, in der aus dem Ministerpräsidenten der Bundespräsidentschaftskandidat Christian Wulff wurde.
Berlin. Gut eineinhalb Jahre war Bettina Wulf Deutschlands First Lady. Eine Zeit, in der sich die PR-Fachfrau plötzlich im Mittelpunkt der Republik wiederfand, an der Seite der Großen und Berühmten. In ihrem Buch "Jenseits des Protokolls" berichtet sie auf gut 200 Seiten über Leben und Frust im Schloss Bellevue und in der Villa des Präsidenten in Berlin-Dahlem. Sie setzt den um sie kreisenden Rotlicht-Gerüchten ein Ende und erzählt über jene Nacht, in der aus dem Ministerpräsidenten der Bundespräsidentschaftskandidat Christian Wulff wurde. Und sie berichtet über die Zeit, als die latenten Vorwürfe gegen ihren Mann dem Paar über den Kopf wuchsen und zum Rücktritt vom Amt des Bundespräsidenten führten. Bettina Wulff über ...
... den Tag, als sie Christian Wulff kennenlernte:
Damit das auch klar ist: Nicht Bettina hat Christian den Hof gemacht, sondern umgekehrt. Niedersachsens Ministerpräsident sei im Frühjahr 2006 hinter ihr her gewesen, nachdem er die fesche, "sehr leger" gekleidete Blondine im Flieger nach Südafrika erstmals gesehen habe. Danach habe Wulff sich bei ihr per SMS gemeldet, und sie habe nach kurzer Bedenkzeit seinem Werben nachgegeben. "Ich dachte erst einmal intensiv darüber nach, ob ich das überhaupt tun soll ... So schob ich die Bedenken beiseite."
... die Rotlicht-Gerüchte:
"Ich habe nie als Escort-Lady gearbeitet." Das ist der Satz, mit dem Bettina Wulff Furore macht, mit dem sie ihr Buch verkaufen und mit dem sie jenen Spekulationen ein Ende setzen will, die spätestens seit Bekanntgabe der Kandidatur ihres Ehemanns für das Amt des Bundespräsidenten nicht nur im Internet blühten. Damit wäre die Geschichte Bettina Wulffs zugleich die Geschichte des miesesten Rufmords aller Zeiten. "Lady Viktoria", als die Bettina Wulff angeblich im Artemis und im Chateau am Schwanensee gearbeitet haben soll, ist damit tot.
... die Einkünfte eines Politikers:
Was wir dank des Buchs ganz genau erfahren ist, was Christian Wulff in seiner Zeit als Ministerpräsident unterm Strich übrig hatte: 3500 Euro blieben nach Abzug von Steuern und Unterhalt für Ex-Frau und Tochter zum Leben, Wulffs Bruttogehalt belief sich damals auf 13 500 Euro. 1700 davon mussten nach dem Kauf des Eigenheims monatlich an Egon Geerken oder dessen Frau bezahlt werden. Für die Zinsen.
... die Nacht, in der ihr Mann Präsident wurde:
Am 1. Juni 2010 um 14 Uhr rief Angela Merkel in der Niedersächsischen Staatskanzlei an und bat Christian Wulff ins Kanzleramt. Um 19.30 Uhr saßen die Wulffs im Zug von Hannover nach Berlin. Dann fuhr er zu Merkel und sie ins "Soho-House" im Prenzlauer Berg, wo sie sich mit Filmhändler Groenewold traf. Dass es um einen Wechsel nach Berlin gehen könnte, ahnten die beiden. Erste Vermutung aber war, dass Merkel Wulff einen Kabinettsposten anbieten wollte, der ja frei werden würde, wenn Ursula von der Leyen oder Wolfgang Schäuble Bundespräsident werden sollte. Nach Mitternacht kam Christian Wulff dann mit der Präsidenten-Nachricht zurück, sehr aufgewühlt, aber im Gegensatz zu seiner zögerlichen Frau auch mit dem klaren Gedanken, "das sehr gerne machen" zu wollen.
... ihr Tattoo:
Bettina Wulffs Tattoo sollte noch größer werden, aber nach der zweiten Sitzung fand sich keine Zeit mehr. Schwangerschaft, Trennung, Politikergattinnendasein - so kam es zum Oberarm-Tribal, das sich von der Schulter bis zum Ellenbogen hätte ziehen sollen. Aber auch ohne diese Weiterungen war das Aufsehen groß genug, dass die erste sichtbar tätowierte Präsidentengattin erregte. "Ist es nicht absolut verrückt", fragt die Autorin. Ja, ist es.
... die Fehler ihres Mannes:
Auch wenn Bettina Wulff sich und ihren Mann über weite Strecken des Buchs verteidigt und die strafrechtlich relevanten Vorwürfe für absurd hält. Zwei große Fehler sieht auch sie. Zum einen den Mallorca-Urlaub im Haus des "Finanzdienstleisters" Carsten Maschmeyer, den das Ehepaar Wulff unmittelbar nach der Wahl Christians zum Bundespräsidenten angetreten hat.
Zum anderen den Anruf Wulffs bei "Bild"-Chefredakteur Kai Diekmann. Auch wenn sie die Motivation ihres Mannes verstehen kann, der endlich die Recherchen im privaten Umfeld seiner Familie habe stoppen wollen
.... ein Wochenende auf Sylt:
Die Ermittlungen gegen Christian Wulff wegen möglicher Vorteilsnahme drehen sich zentral um einen dreitägigen Aufenthalt der Wulffs im Westerländer Hotel Stadt Hamburg, den der Filmhändler und Wulff-Freund David Groenewold zunächst bezahlte. Dieser Vorgang löste das Ermittlungsverfahren und damit letztlich Wulffs Rücktritt aus. In ihrem Buch empört sich Bettina Wulff über diese Vorwürfe, schildert detailliert, wie sie die Schuld bei Groenewold schon vor Ort in bar beglichen hätten, und beschreibt auch ganz plausibel, warum der Filmhändler in Vorlage trat.
+++ Leitartikel: Das ist Verleumdung +++
+++ Bettina Wulff: Rotlicht-Gerüchte sind "absoluter Quatsch" +++
... den Frust als First Lady:
Sehr ausführlich schildert Bettina Wulff ihre Zerrissenheit zwischen dem Bedürfnis, eine gute Mutter einerseits und eine gute First Lady andererseits sein zu wollen. Zitat: "Das Amt der Frau des Bundespräsidenten war zu diesem Zeitpunkt absolut untauglich für Mütter mit kleineren Kindern." Ergebnis nach ein paar Monaten als First Lady: "Ich war körperlich am Ende, einfach matt und ausgelaugt."
+++ Info: Gerücht folgt auf Gerücht +++
... den Rücktritt ihres Mannes:
Über Wochen und Monate "nicht eine durchgeschlafene Nacht", ständiger Belagerungszustand durch die Presse, jeden Tag eine neue Negativschlagzeile, die traurigen Fragen der Kinder. Gegen Ende der Präsidenten-Affäre, Ende Januar 2012, macht Bettina Wulff ihrem Mann Druck: "Es muss etwas passieren - so oder so. Wir müssen eine Entscheidung treffen." Christian habe sich zu diesem Zeitpunkt allerdings "selbst ein Stück weit im Wege gestanden", "konzentriert und fokussiert auf sein Amt und die Probleme, er wollte kämpfen". Bettinas Appell verhallt ungehört. Erst die Staatsanwaltschaft Hannover zwingt Wulff zum Umdenken. Die Rücktrittsrede, in der er sich weitschweifig rechtfertigt, hätte seine Frau kürzer gehalten: "Ich trete zurück!"
... ihre Bilanz nach 598 Tagen First Lady:
"Ich habe abgenommen, fünf Kilo, ich quäle mich seit eineinhalb Jahren mit Magenschmerzen herum, meine Augen wirken matt und müde und meine Haut ist schlichtweg ein Desaster. Fast habe ich den Eindruck, dass sie mir sagen will: So, jetzt hast du jahrelang dein Gesicht in die Kamera gehalten, das haste nun davon. Ich mach jetzt mal einen auf rot, trocken und gereizt. Denn ich will das alles nicht mehr."
... ihre Zukunft:
Bettina Wulff will sich wieder "um meinen eigenen Kern kümmern", ihre Träume, ihre Wünsche. Auch wenn das vielen in ihrem Umfeld "sehr rigoros" vorkomme. Auch Christian müsse sich deshalb jetzt umstellen. Sie werde mehr Zeit brauchen für sich selbst, für ihren Sport, ihre Freundinnen, vor allem aber für ihre berufliche Zukunft. Die kommenden "drei bis fünf Jahre" werde man auf jeden Fall in Großburgwedel bleiben. "Gerade die Kinder brauchen jetzt etwas Ruhe und vor allem Beständigkeit."
Und das erzählt Bettina Wulff nicht:
Nicht nur der Ehrensold des Ex-Bundespräsidenten bleibt unerwähnt in Bettina Wulffs Buch. Auch über ihr Verhältnis zum einstigen Chefberater des Präsidenten, Olaf Glaeseker, lernt man "Jenseits des Protokolls" nichts, er wird als "früherer Sprecher" sogar seines Namens enthoben. Ohne direkte Erwähnung bleibt auch der Urlaub der Wulffs beim Chef der Talanx-Versicherung, Wolf-Dieter Baumgärtl. Auch eine Quelle der Rotlicht-Gerüchte wird "Jenseits des Protokolls" nicht erwähnt. Sie selbst, schreibt die Autorin weiter, "werde und will mich mit diesem Buch nicht als Heilige oder Mutter Teresa hinstellen, aber ebenso wenig werde ich mich als Lügnerin oder Verbrecherin darstellen lassen, wie es in der Berichterstattung der meisten Medien teilweise geschah".
Bettina Wulff mit Nicole Maibaum: "Jenseits des Protokolls", Verlag Riva, ISBN 978- 3-86883-273-0, 19,99 Euro
Datenschutzbeauftragter Schaar unterstützt Bettina Wulff
Bettina Wulff erhält im Streit mit dem Suchmaschinenbetreiber Google Unterstützung vom Bundesdatenschutzbeauftragten Peter Schaar. „Ich halte es für recht und billig, wenn Betroffene auch die Möglichkeit haben, bei Eingabe ihres Namens als Suchbegriff ehrverletztende Assoziationen auszuschließen, über die auch die Medien nicht berichten dürfen“, sagte Schaar der „Passauer Neuen Presse“ vom Dienstag.
Der Datenschutzbeauftragte verwies darauf, dass Google die Autovervollständigungs-Funktion auch angeblich beschränke, „wenn es um die Suche nach Kinderpornografie oder urheberrechtlich geschütztes Material geht“. Bettina Wulff, Ehefrau von Ex-Bundespräsident Christian Wulff, hat Klage gegen den Internet-Konzern Google eingereicht. Sie will verhindern, dass bei Eingabe ihres Namens in die Suchmaschine automatisch Begriffe wie „Rotlichtvergangenheit“ anzeigt werden.
(EPD)