Nach dem Rücktritt gehen die Wulffs in die Offensive
Bettina Wulff und ihr Mann Christian Wulff haben lange versucht, die böswilligen Gerüchte um Prostitution auszusitzen. Tatsächlich ist es den Medien trotz intensivster Recherchen nicht gelungen, die zahllosen schmuddeligen Internetbehauptungen zu verifizieren. Sieht man von einzelnen sprachlichen Andeutungen ab, haben die Medien weitgehend darauf verzichtet, ein bloßes Gerücht zu transportieren. Ein Qualitätsbeweis einer Branche, die um Auflagen und Einschaltquoten kämpft.
Nach dem Rücktritt ihres Mannes muss Bettina Wulff keine Rücksicht mehr nehmen, will offenkundig auch angesichts ihrer beiden Kinder nicht weiter mit den unsäglichen Gerüchten leben und versucht einen Befreiungsschlag. Seit sechs Jahren wird, befeuert durch das anonyme Internet, eine Hetze betrieben, die mit Rufmord nur unzureichend beschrieben ist. Suchmaschinen wie Google sind gut beraten, sich nicht auf die Informationsfreiheit zurückzuziehen, sondern nachzudenken über den Stellenwert des Persönlichkeitsrechts.
Klar ist jetzt auch: Das Tischtuch zwischen der kleinen Familie Wulff und der früheren großen Familie von Christian Wulff, der Niedersachsen-CDU, ist zerschnitten. Rücksicht auf die Partei wegen des anstehenden Wahlkampfes gibt es nicht. Das wiederum sollte niemanden wundern. Als sein langjähriger Förderer Wulff ins Straucheln geriet und auch wegen kostenloser Urlaube bei reichen Freunden stürzte, ging David McAllister auf Distanz mit der Feststellung, er mache lieber Urlaub daheim im Strandkorb in Cuxhaven. Und dann setzte der CDU-Landesvorsitzende und Ministerpräsident noch eins drauf, ließ im Sommer landesweit Plakate kleben, auf denen er den Niedersachsen schöne Ferien wünschte und dabei in besagtem Strandkorb posierte. So einfach wird es der CDU vor dem Wahltag 20. Januar nicht gelingen, unbeschadet aus der Sache herauszukommen: Die Oppositionsparteien versuchen seit Monaten alles, um den Bogen zu schlagen vom Mentor Wulff zu seinem Protegé McAllister - Fortsetzung garantiert.