Bund, Berlin und Brandenburg wollen dem neuen Flughafen offenbar mit einer Kapitalerhöhung von rund einer halben Milliarde Euro helfen.

Berlin. Der Bund und die Länder Berlin und Brandenburg planen nach einem Zeitungsbericht für den Hauptstadtflughafen eine Kapitalerhöhung von rund einer halben Milliarde Euro. Zudem wollten sie als Gesellschafter dem Betreiber Darlehen gewähren, die noch deutlich größer ausfallen könnten. Das berichtet die "Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (Freitag). So wollten die Eigentümer die Mehrkosten von 1,177 Milliarden Euro decken. Eine Bestätigung für die Summen war am Donnerstagabend zunächst nicht zu erhalten.

"Die Gesellschafter wollen, dass der Flughafen so bald wie möglich in Betrieb geht. Alle müssen dazu einen Beitrag leisten, auch die Flughafengesellschaft“, sagte der Staatssekretär im Bundesfinanzministerium, Werner Gatzer, der Zeitung, ohne den Beitrag des Betreibers näher zu benennen. Ein Ministeriumssprecher sagte: "Die Liquidität des Flughafens ist gesichert.“ Beträge zu Eigenkapital und Darlehen nannte er nicht.

+++ Hauptstadtflughafen: Wer zahlt die Mehrkosten? +++

+++ Verwirrung um Ablösung von Flughafenchef Schwarz +++

Das Finanzierungskonzept soll am 14. September im Aufsichtsrat beschlossen werden. Nach der letzten Sitzung hatte das Kontrollgremium auch Überbrückungskredite angekündigt. Denn die geplante Finanzspritze muss erst von der EU-Kommission genehmigt werden. Bei der nächsten Aufsichtsratssitzung soll auch Klarheit darüber herrschen, ob nach zwei geplatzten Eröffnungen der zuletzt genannte Starttermin 17. März 2013 zu halten ist.

Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) und Flughafenchef Rainer Schwarz berichteten am Donnerstag im Berliner Abgeordnetenhaus über die Finanzprobleme des Flughafens. Zu Details des Finanzkonzepts äußerten sie sich nach Teilnehmerangaben in der nicht-öffentlichen Sitzung des Beteiligungsausschusses aber nicht. "Wir sind nicht weitergekommen“, sagte der Grünen-Abgeordnete Andreas Otto. Wowereit sagte: "Wir haben konstruktiv miteinander geredet.“

Trotz der Probleme will der Bund laut Gatzer den umstrittenen Flughafenchef Schwarz vorerst im Amt belassen. "Der Flughafen wird nicht schneller fertig, wenn Schwarz gehen muss. Wir halten deshalb, obwohl auch er Fehler gemacht hat, an ihm fest.“

Der steinige Weg zum Hauptstadtflughafen

Dezember 1991: Gründung der Berlin Brandenburg Flughafen Holding (BBF). Gesellschafter sind die Länder Berlin und Brandenburg.

Januar 1992: Beginn der Planungen für den Flughafen mit dem Projektnamen Berlin Brandenburg International, BBI.

Juni 1996: Der Ausbau des Flughafens Schönefeld sowie die Schließung der Flughäfen Tegel und Tempelhof werden beschlossen.

August 2004: Das Genehmigungsverfahren für den BBI wird mit dem Planfeststellungsbeschluss abgeschlossen. April 2005: Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig verhängt im Eilverfahren einen weitgehenden Baustopp. Bis zum Urteil sind nur Bauvorbereitungen gestattet.

März 2006: Das Gericht genehmigt in letzter Instanz den Bau des BBI unter verschärften Lärmschutzauflagen.

Juli 2008: Erster Spatenstich für das Flughafen-Terminal. Oktober 2008: Nach 85 Jahren schließt der Flughafen Tempelhof.

Oktober 2009: Das Brandenburger Verkehrsministerium erlässt eine neue Nachtflugregelung: Keine Starts und Landungen von Mitternacht bis 5.00 Uhr, Ausnahme Post- und Regierungsmaschinen, Notfälle. In den Randzeiten davor und danach ist die Zahl begrenzt.

Juni 2010: Unter anderem wegen der Pleite einer Planungsfirma wird die Eröffnung von November 2011 auf den 3. Juni 2012 verschoben.

September 2010: Die Deutsche Flugsicherung legt einen ersten Flugrouten-Vorschlag vor. Tausende Betroffene gehen dagegen auf die Straße. Es gibt neue Klagen gegen den Planfeststellungsbeschluss.

Oktober 2011: Das Bundesverwaltungsgericht gibt grünes Licht für nächtliche Flüge in den Randzeiten. Der Airport kann ohne weitere Einschränkungen an den Start gehen.

Januar 2012: Das Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung legt die Flugrouten fest und folgt im wesentlichen einem Vorschlag der Fluglärmkommission aus Gemeinde- und Airline-Vertretern.

Mai 2012: Vier Wochen vor dem Termin wird wegen Problemen mit der Brandschutzanlage die Eröffnung des Flughafens erneut abgesagt. Später wird Chef-Planer Manfred Körtgen entlassen. Juni 2012: Das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg spricht den Anwohnern das Recht auf besseren Schallschutz zu.

22. Juni 2012: Der Aufsichtsrat entscheidet, den neuen Starttermin 17. März erneut zu überprüfen und am 16. August darüber zu entscheiden.

31. Juli 2012: Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig weist die Klage von Anwohnern ab, das Genehmigungsverfahren für den neuen Hauptstadtflughafen neu aufzurollen. Jetzt steht der Eröffnung des Airports zumindest juristisch nichts mehr im Weg.

16. August 2012: Sitzung des Aufsichtsrats der Flughafengesellschaft. Es wird erwartet, dass ein Konzept zur Finanzierung der Mehrkosten von 1,17 Milliarden Euro vorgelegt wird. Außerdem steht der für 17. März 2013 geplante Eröffnungstermin zur Disposition. (dpa)