Unicef hat die Lage von Kindern in 21 Industrienationen verglichen. Deutschland landete dabei auf einem Mittelplatz.
Kinder in Deutschland haben es im Vergleich zu anderen Industrieländern nicht besonders gut. In einer internationalen Vergleichsstudie zur Situation der Kinder in 21 Industrieländern, die das Kinderhilfswerk UNICEF jetzt vorgelegt hat, belegte Deutschland Platz acht. Die Niederlande schaffte es auf Platz eins. Die Bundesrepublik konnte sich zwar im Vergleich zu 2007 um drei Plätze verbessern, in den Kategorien „Materielles Wohlbefinden“ und Gesundheit schnitt sie jedoch unterdurchschnittlich ab.
Hinter dem Mittelplatz für Deutschland „verbergen sich deutliche Defizite“, erklärte Regine Stachelhaus, Geschäftsführerin von UNICEF Deutschland. „Der Armutsdruck ist gerade für Alleinerziehende dramatisch. Sie werden von der Politik bisher nicht erreicht.“
Besorgniserregend sei auch, dass Jugendliche hierzulande ihre beruflichen Perspektiven düsterer sehen als in allen anderen Industrienationen. Sie berichten häufiger davon, sich allein gelassen und als Außenseiter zu fühlen. So erwarten knapp 25 Prozent, dass sie nach der Schule und der Ausbildung nur Arbeiten mit niedriger Qualifikation ausüben werden. In den USA, die im Gesamtvergleich ganz hinten liegen, haben nur neun Prozent eine so pessimistische Erwartung hinsichtlich ihrer Zukunftschancen. Deutschland liegt hier auf dem letzten Platz aller untersuchten Industrieländer.
Einer der Autoren der Studie, Hans Bertram von der Humboldt-Universität, erklärte, bei amerikanischen Jugendlichen komme trotz deutlich ungünstigerer materieller Bedingungen die Botschaft an: „Du kannst es schaffen!“ „In Deutschland vermitteln wir vor allem mögliche Gefahren. Nach dem Motto: Pass auf, dass Du nicht scheiterst!“ Als „erfreulich“ ermittelten die Forscher dagegen, dass der Anteil der Kinder, die die Schule nach eigenen Angaben „sehr gerne“ mögen, mit 36 Prozent überdurchschnittlich hoch lag.
Mit der Vorstellung des Unicef-Berichts absolvierte auch Bundesfamilienministerin Kristina Köhler ihren ersten öffentlichen Auftritt, seitdem sie ihr Amt angetreten hat. Sie kündigte an, sich vor allem für Alleinerziehende in Zukunft einsetzen zu wollen. „Das Fehlen eines Elternteils darf kein Armutsrisiko sein“, sagte Köhler. Sie sprach sich für eine substanziell bessere Förderung aus. Hierzu zählten ein besserer Wiedereinstieg in den Beruf, eine angemessene Kinderbetreuung, die Ausweitung des Unterhaltszuschusses sowie ein unbürokratischerer Kinderzuschlag.
Köhler hatte sich bereits kurz zuvor in der „Bild“-Zeitung in die Debatte um eine Änderung von Hartz IV eingeschaltet. Dabei wollte sie sich nicht auf eine pauschale Erhöhung festlegen. „Kinderarmut ist vor allem auch Armut an Bildung und an Perspektiven“, sagte die Ministerin. Natürlich sei der Regelsatz für Kinder „äußerst knapp“. Aber dennoch könne eine Familie mit zwei Kindern mit Hartz IV inklusive Miete auf bis zu 1.600 Euro im Monat kommen: „Es gibt viele Familienväter, die für dieses Geld von morgens bis abends arbeiten.“