Knast statt Schule, schuften statt spielen: Laut Unicef sitzen eine Million Kinder weltweit im Gefängnis, 150 Millionen müssen hart arbeiten.
Köln. Millionen Mädchen und Jungen sind nach einer Erhebung des Kinderhilfswerks Unicef Opfer von Gewalt, Ausbeutung oder Menschenhandel. Mindestens eine Million sitzen demnach in Gefängnissen, mehr als die Hälfte von ihnen ohne Gerichtsverfahren. Etwa 150 Millionen Kinder unter 15 Jahren müssen hart arbeiten und könnten deshalb kaum oder gar nicht zur Schule gehen. Schätzungen zufolge kamen 2007 rund 51 Millionen Kinder zur Welt, ohne dass ihre Geburt registriert wurde. Ohne Geburtsurkunde aber sind sie einer Ausbeutung schutzlos ausgeliefert. Mehr als 18 Millionen Minderjährige wachsen zudem in Familien auf, die aufgrund von Kriegen oder Naturkatastrophen aus ihrer Heimat vertrieben wurden.
Vor allem Mädchen werden laut Unicef benachteiligt. In mindestens 29 Ländern der Erde seien sie durch die Tradition der Genitalverstümmelung bedroht. Jedes dritte in Entwicklungsländern werde zudem als Kind verheiratet. Der Anteil der Kinderheiraten liege in den Ländern Niger, Tschad und Mali bei über 70 Prozent, in Bangladesch, Guinea und der Zentralafrikanischen Republik sind es laut Unicef mehr als 60 Prozent. Allerdings sieht der Bericht in diesen Bereichen auch Fortschritte: In vielen afrikanischen Ländern sinke der Anteil der Mädchen, die an ihren Genitalien beschnitten werden. In Ländern wie Bangladesch, wo Kinderheiraten weit verbreitet sind, sei das Heiratsalter der Mädchen leicht gestiegen.
„Eine Gesellschaft kann sich nicht entwickeln, wenn ihre jüngsten Mitglieder in Kinderheiraten gezwungen, sexuell ausgebeutet und ihrer grundlegenden Rechte beraubt werden“, sagte Unicef-Direktorin Ann Veneman. Das Hilfswerk nennt fünf Handlungsschwerpunkte um Kinder besser zu schützen, darunter bessere Schutzmaßnahmen bei Katastrophen, breite Bündnisse zwischen Regierungen sowie bessere Datenerhebungen. Der Report zum Kinderschutz trägt laut UNICEF Daten aus nahezu allen Ländern der Erde zusammen.