Der CDU-Finanzexperte Friedrich Merz ist als neuer EU-Kommissar und Nachfolger von Günther Verheugen im Gespräch.

Berlin

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) habe vor acht Wochen durch einen Mittelsmann bei Merz angefragt, ob dieser nach Brüssel wechseln wolle. Der 53-Jährige habe Zustimmung signalisiert, meldete gestern "Wirtschaftswoche Online". Eine CDU-Sprecherin sagte dem Abendblatt: "Personalien kommentieren wir grundsätzlich nicht."

Merz habe allerdings als Bedingung genannt, dass Merkel ihn dann auch gegenüber dem Koalitionspartner SPD durchsetzen müsse. Auch Vertreter der Arbeitgeber hätten die Kanzlerin gedrängt, Merz als deutschen Kommissar zu benennen.

Merz' Verhältnis zu Merkel gilt als gespannt, nachdem ihn die Kanzlerin 2002 als Vorsitzende an der Spitze der Unionsfraktion verdrängt hatte. Auch aus Protest gegen den Kurs der Großen Koalition hatte Merz im Februar 2007 seinen Rückzug aus der Bundespolitik erklärt. Bei der Bundestagswahl im September will er nicht mehr antreten.

Der EU-Außenpolitiker Elmar Brok (CDU) begrüßte einen möglichen Wechsel von Merz nach Brüssel. "Zweifellos wäre auch Friedrich Merz ein guter EU-Kommissar. Seine Kompetenz ist unbestritten", sagte Brok dem Abendblatt. Der Europaabgeordnete hatte selbst als Kandidat für den Posten gegolten ebenso wie Peter Hintze, parlamentarischer Staatssekretär im Wirtschaftsministerium, und Innen-Staatssekretär Peter Altmaier.

Reimer Böge (CDU), Vorsitzender des Haushaltsausschusses im Europäischen Parlament, traut Merz das Amt zu. "Friedrich Merz wäre ein durchsetzungsfähiger Kommissar, so einen brauchen wir in Brüssel", sagte Böge dem Abendblatt.

Der Union läuft bei der Benennung eines Kandidaten die Zeit davon. Die EU-Staats- und Regierungschefs wollen bei ihrem Gipfeltreffen am 18./19. Juni in Brüssel den Präsidenten der nächsten EU-Kommission nominieren. Alles spricht dafür, dass José Manuel Barroso im Amt bleibt. Dieser wird dann im Sommer sein Team zusammenstellen. Nach 15 Jahren mit SPD, FDP- und Grünen-Kommissaren will jetzt die Union den Nachfolger von Günther Verheugen stellen, der nach zweimaliger Amtszeit ausscheidet. Die SPD will den Fraktionschef der Sozialdemokraten im Europaparlament, Martin Schulz, durchsetzen.