Eine Spezialeinheit nahm den Terrorverdächtigen am Morgen fest. Er soll die Terror-DVD der Rechtsradikalen produziert und Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe logistisch unterstützt haben. Verhaftet wurde er in Brandenburg, doch seine Spur führt nach Sachsen und Zwickau.
Dresden/Berlin. Schon seit Tagen kursiert der Name Andre E. in zahlreichen Medienberichten im Zusammenhang mit der Zwickauer Terrorgruppe . Seit Donnerstag ist es offiziell: Der 32-Jährige soll die terroristische Vereinigung „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) unterstützt haben. Nachdem der Bundesgerichtshof am Mittwoch einen Haftbefehl erlassen hatte, ließ ihn die Bundesanwaltschaft am Donnerstagmorgen festnehmen. Mitglieder der Elitetruppe GSG 9 spürten E. bei seinem Bruder im brandenburgischen Mühlenfließ (Landkreis Potsdam-Mittelmark) auf.
Nach Erkenntnissen der Ermittler soll E. seit 2003 engen Kontakt zu den Mitgliedern der NSU gehabt haben. Der laut Bundesanwaltschaft „menschenverachtende Propagandafilm“, in dem sich die Gruppe zu den Morden an türkischen und griechischen Kleinunternehmern sowie einer Polizistin bekennt, soll von dem 32-Jährigen hergestellt worden sein. Darüber hinaus steht E. im Verdacht, die Terrorgruppe logistisch unterstützt zu haben. So gehen die Ermittler davon aus, dass er im Mai 2009 für Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe Bahncards besorgt hat, die auf seinen sowie den Namen seiner Frau ausgestellt waren.
Heimat in Sachsen
Zwar wurde E. am Donnerstag in Brandenburg festgenommen, doch seine Spur führt vor allem nach Sachsen. Nach Angaben der sächsischen Linke-Abgeordneten Kerstin Köditz soll der 32-Jährige zunächst in Johanngeorgenstadt gelebt und dort der rechten Gruppierung „Brigade Ost“ angehört haben. Später sei er mit seiner Ehefrau Susann E. nach Zwickau gezogen. Dort lebten auch die mutmaßlichen Neonazi-Mörder.
Eine Mitarbeiterin der Opferberatungsstelle RAA Sachsen sagte, dass E. zusammen mit seinem Bruder Maik und weiteren Anhängern in Johanngeorgenstadt die „ortsweite Nazi-Clique“ bildete. Maik E. wohnt mittlerweile in Brandenburg und ist beim dortigen Verfassungsschutz bekannt. Im Jahresbericht 2010 wird er als Leiter der Potsdamer NPD-Jugendorganisation „Junge Nationaldemokraten“ geführt.
Auf den Namen Andre E. sind im Internet mindestens zwei Domains angemeldet. Sowohl ae-onlineshop.de als auch caput-mortuum.de sind derzeit jedoch abgeschaltet. Bei der Anmeldung der Internetseiten hat der 32-Jährige nicht nur seinen Namen, sondern auch die Firma „AE-Montageservice“ angegeben. Medienberichten zufolge handelt es sich dabei um eine Firma für die Montage von Solarzellen.
Darüber hinaus soll E. auch die Firma „Aemedig“ betrieben haben, die sich auf die digitale Verarbeitung von Videos und Filmen spezialisiert hat. Ein Handzettel der Firma soll in den Trümmern des explodierten Wohnhauses der Terrorgruppe gefunden worden sein, berichtete das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“.
Sondereinsatzkräfte kamen um 8.00 Uhr
Zeitgleich zur Festnahme von Andre E. in Brandenburg schlugen die Ermittler am Donnerstag auch in Zwickau zu. Gegen 8.00 Uhr am Morgen stürmten vermummte Sondereinsatzkräfte seine Wohnung im Stadtteil Alt-Planitz, berichteten Nachbarn. Den gesamten Tag durchsuchten Beamte des Bundeskriminalamtes die Wohnung sowie das Auto von Susann E. und sicherten Beweismaterial. Die Wohnung liegt rund vier Kilometer vom letzten Unterschlupf der Terrortruppe entfernt.
Wie Nachbarn berichten, soll der 32-jährige mit seiner Frau und den beiden gemeinsamen Kindern seit einem knappen Jahr in dem sanierten Altbau gelebt haben. „Eigentlich eine normale Familie“ seien sie gewesen, berichten Nachbarn. Lediglich Susann E. sei wegen ihrer vielen Tätowierungen anfangs argwöhnisch beobachtet worden, sagte eine Frau aus dem Nachbarhaus.
Anwohner berichteten zudem, dass in der vergangenen Woche häufiger Polizeiwagen in der Straße Streife fuhren, nachdem ein Fernsehteam das Haus belagert hatte. Andre E. soll daraufhin einen Aufkleber mit rechtsradikalen Aufschriften von seinem Auto entfernt haben. Der 32-Jährige wurde am Donnerstag per Hubschrauber nach Karlsruhe gebracht. Dort nahm ihn ein Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs in Untersuchungshaft. E. selbst machte bei seiner Vernehmung keine Angaben.