Zahl der in Behandlung befindlichen Bundeswehrsoldaten mit posttraumatischen Belastungsstörungen erreicht Höchststand.
Berlin. Die Zahl der in Behandlung befindlichen Bundeswehrsoldaten mit posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) hat einen Höchststand erreicht. Ein Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums bestätigte einen Bericht der „Mitteldeutschen Zeitung“, wonach in den ersten neun Monaten des Jahres 483 Soldaten wegen PTBS behandelt wurden. Im Gesamtjahr 2009 waren es 466 gewesen. Die meisten der betroffenen Soldaten waren im Afghanistan-Einsatz. Die hohe Zahl der Betroffenen erklärte der Sprecher mit der gestiegenen Intensität der Vorfälle im Einsatz, aber auch mit einem offeneren Klima bei der Bundeswehr, in dem sich Soldaten eher trauten, seelische Probleme anzusprechen.
Der Vorsitzende des Deutschen Bundeswehrverbandes, Ulrich Kirsch, beklagte in der „Mitteldeutschen Zeitung“ aus Halle Defizite bei der Versorgung. „Es fehlen vor allem Therapeuten, die sich mit den Betroffenen intensiv auseinandersetzen und sie wie Lotsen durch die Bürokratie begleiten“, sagte Kirsch. Im Frühjahr seien von 42 psychiatrischen Dienstposten in der Truppe lediglich 24 besetzt gewesen.
Der neue Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider hat die Kritik der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr bekräftigt. Es fehle eine klare Strategie zum Ausstieg, sagte Schneider im Deutschlandfunk. Diese sei jedoch für die ethische Legimitation des Einsatzes notwendig. In einem Interview mit dem Radiosender Bayern2 äußerte sich der rheinische Präses besorgt über die Zunahme von atheistischen Tendenzen in der deutschen Gesellschaft.
Schneider machte im Deutschlandfunk deutlich, dass er als oberster Repräsentant der fast 25 Millionen Protestanten in Deutschland einen anderen Stil pflegen werde als seine Vorgängerin Margot Käßmann. Die Ende Februar nach einer Alkoholfahrt am Steuer ihres Dienstwagens zurückgetretene hannoversche Landesbischöfin hatte zu Jahresbeginn mit der Aussage „Nichts ist gut in Afghanistan“ eine heftige politische Debatte ausgelöst.