Niedersächsische Staatskanzlei rekonstruiert Olaf Glaesekers E-Mail-Postfach. SPD-Mann Lauterbach empfiehlt Wulff Rücktritt.
Hannover/Berlin. Die Ermittlungen gegen den früheren Sprecher von Bundespräsident Christian Wulff gehen weiter. Das niedersächsische Landeskriminalamt untersucht den Computer des von seinem Amt entbundenen Olaf Glaeseker. Die Ermittler würden versuchen, weitere Daten aus Glaesekers Zeit als Sprecher des früheren Ministerpräsidenten Wulff wieder sichtbar zu machen, sagte Finanzminister Hartmut Möllring (CDU).
Zuvor hatten bereits Mitarbeiter der Staatskanzlei auf dem Gerät Gästelisten für den Nord-Süd-Dialog sowie E-Mails Glaesekers gefunden. Darüber hinaus sei der Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie im Besitz einer Kopie von Glaesekers E-Mail-Postfach, die für seinen Wechsel in das Bundespräsidialamt angefertigt worden sei, sagte Möllring. Am Mittwoch hatte die Landesregierung der Opposition im Rechtsausschuss Akten zur Affäre Wulff übergeben. "Da ist aber nichts Neues drin", sagte Möllring.
Glaeskers Privatwohnung sowie sein Büro im Bundespräsidialamt waren durchsucht worden . Ihm wird vorgeworfen, Sponsoren für die Partys von Eventmanager Manfred Schmidt aus der Staatskanzlei heraus akquiriert zu haben. Der im Dezember von Wulff entlassene Sprecher soll im Gegenzug kostenlos in Schmidts Häusern Urlaub gemacht haben. Die Staatsanwaltschaft in Hannover ermittelt wegen des Verdachts der Bestechlichkeit.
Unterdessen hat das Bundespräsidialamt einen Bericht zurückgewiesen, wonach die Vorwürfe gegen Glaeseker dort schon seit eineinhalb Jahren bekannt waren. Der "Stern" berichtet, Glaeseker habe dem Chef des Präsidialamtes bereits Ende August 2010 Auskunft über seine kostenlosen Urlaubsreisen auf Einladung des Eventmanagers Schmidt gegeben. Hintergrund sei eine Anfrage der "Süddeutschen Zeitung" gewesen. Wie der "Stern" schreibt, habe Glaeseker die Besuche in Schmidts Häusern damals bestätigt, sie aber als rein privat dargestellt.
Das Bundespräsidialamt erwartet derweil eine Stellungnahme Glaesekers zu den Bestechlichkeitsvorwürfen . Unmittelbar nach deren Bekanntwerden sei er darum gebeten worden, sagte eine Sprecherin Wulffs der "Welt". Diese Stellungnahme liege noch nicht vor. Auch sei noch keine Entscheidung gefallen, ob Glaeseker, dessen Arbeitsverhältnis ruht, mit einer Kündigung oder anderen arbeitsrechtlichen Konsequenzen rechnen müsse.
+++ Niedersächsische Landesregierung unter Druck +++
Die Generalstaatsanwaltschaft Celle wird frühesten in einem Monat entscheiden, ob sie Ermittlungen gegen Bundespräsident Wulff für nötig hält. Derzeit überprüft die Celler Justiz Beschwerden gegen die Entscheidung der Staatsanwaltschaft Hannover, die bisher keine Notwendigkeit für ein Ermittlungsverfahren gegen Wulff sieht.
In der SPD wird die Kritik an Wulff heftiger. "Der Punkt ist erreicht, an dem man ihm nur noch den Rücktritt empfehlen kann", sagte der SPD-Bundestagsabgeordnete Karl Lauterbach in der ARD-Sendung "Menschen bei Maischberger". Dabei seien die Vorwürfe gegen den Bundespräsidenten viel gravierender als gegen seinen ehemaligen Sprecher Glaeseker.