Der umstrittene Kirchenmann will seinen eigenen Rücktritt prüfen lassen. Jetzt kam heraus: Er war in psychiatrischer Behandlung.
Augsburg/Berlin/Rom. Der zurückgetreten Bischof Walter Mixa (69) hat sich mit weiteren umstrittenen Äußerungen aus dem selbst gewählten Exil zu Wort gemeldet und einen heftigen Streit in der katholischen Kirche ausgelöst. Mixa erwägt, die Vorgänge um seinen Rücktritt vom päpstlichen Gerichtshof in Rom untersuchen zu lassen. Dies sei ein „ganz guter Gedanke, den ich sehr wohl erwäge und bedenke“, sagte Mixa der „Welt“.
Er bezieht sich dabei auf das Kirchenrecht, nach dem Handlungen als nicht vorgenommen gelten, sofern sie unter äußerem Zwang zustande kamen. Einem solchen Zwang fühlte sich Mixa vor seinem Rücktrittsgesuch ausgesetzt: Der Druck auf ihn sei „wie ein Fegefeuer“ gewesen, sagte Mixa.
Mixas neue Vorwürfe gegen die Erzbischöfe Reinhard Marx (München) und Robert Zollitsch (Freiburg) sind auf Unverständnis gestoßen. „Es ist alles rechtmäßig gelaufen“, erklärte der Sprecher der Bayerischen Bischofskonferenz, Bernhard Kellner. Einzelheiten zum Rücktritt wolle man zum Schutz des früheren Bischofs Mixa nicht öffentlich ausbreiten.
Der Bischofskonferenzsprecher nahm allerdings öffentlich Stellung zu den gesundheitlichen Problemen Mixas. „Sein Aufenthalt in der psychiatrischen Klinik war ein wichtiger erster Schritt“, so Kellner. Die bayerischen Bischöfe wünschten Mixa weiter gute Genesung. „Dem ist nichts hinzuzufügen“, sagte der Pressesprecher der Deutschen Bischofskonferenz, Matthias Kopp.
Mixa hatte Ende April ein Rücktrittsgesuch an Papst Benedikt XVI. gerichtet, nachdem Prügelvorwürfe und Berichte über finanzielle Unregelmäßigkeiten aus seiner Zeit als Stadtpfarrer in Schrobenhausen öffentlich geworden waren. Der Vatikan entsprach dem Rücktrittsgesuch am 8. Mai, nachdem kurz zuvor noch staatsanwaltschaftliche Ermittlungen gegen Mixa wegen des Verdachts auf sexuellen Missbrauch bekannt wurden. Dieser Vorwurf erwies sich als unbegründet.
„Es war ein haltloser Vorwurf aufgrund eines vagen Gerüchts“, sagte Mixa der „Welt“. Im Juli wolle er nach Rom reisen und mit dem Papst sprechen. „Ich möchte auf jeden Fall in irgendeiner Weise wieder in der Seelsorge tätig sein.“ Der Bischof räumte Fehler im Umgang mit den Prügelvorwürfen ein. Er hätte umgehend sagen sollen, dass er nicht jede körperliche Züchtigung ausschließen könne, „wie sie damals in der Jugendarbeit – erst recht mit sogenannten schwer erziehbaren Kindern – üblich und bis 1980 auch rechtens waren“. „Wo und wem ich Unrecht getan habe, das habe ich auch gesagt, da entschuldige ich mich unbedingt“, sagte er.
Der Vatikan macht Mixa keine Hoffnung auf eine Rücknahme seines Rücktritts. „Papst Benedikt XVI. wird Walter Mixa in den kommenden Wochen empfangen“, teilte Vatikan-Sprecher Federico Lombardi mit, „es ist aber nicht voraussehbar, dass die Annahme seines Rücktritts zur Diskussion gestellt wird“.
Der Münsteraner Kirchenrechtler Klaus Lüdicke räumt Mixa keine Chancen ein, durch ein kirchliches Gericht wieder in sein Amt eingesetzt zu werden. Dies wäre nach Kirchenrechtskanon 125 Paragraf 1 nur dann möglich, wenn Mixa sein Rücktrittsgesuch unter einem „unwiderstehlichen Zwang“ wie etwa körperlicher Gewalt eingereicht hätte, sagte er. Dies sei aber nicht der Fall.
Laut Lüdicke kann Mixa vor einem Kirchengericht durchaus geltend machen, dass er sein Rücktrittsgesuch unter rechtswidrigem Druck eingereicht habe. Aber selbst wenn das Gericht dieser Darstellung folgen würde, hätte das keine Auswirkungen, weil der Papst den Rücktritt bereits angenommen habe. Das Gericht selbst könnte Mixa nicht wieder als Bischof von Augsburg einsetzen, sondern allenfalls der Papst, der aber auch über eine ganz andere Verwendung befinden könne.