Das Rücktrittsgesuch Mixas wurde angenommen. Bis ein Nachfolger Mixas ernannt ist, wird das Bistum von Weihbischof Josef Grünwald geleitet.
Rom/Augsburg. Papst Benedikt XVI. hat den Augsburger Bischof Walter Mixa aus seinem Amt entlassen. Der Papst nahm am Samstag das Rücktrittsgesuch des 69-Jährigen, der unter dem Verdacht des sexuellen Missbrauchs steht, an. Das teilten der Vatikan und das Bistum Augsburg mit. Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, lobte die „zügige Entscheidung des Papstes“. Sie schaffe Klarheit und gebe allen Beteiligen die „Chance zum Neuanfang“. Bis ein Nachfolger Mixas ernannt ist, wird das Bistum von Weihbischof Josef Grünwald (73) geleitet.
Die Vorgänge um Walter Mixa hätten das Bistum Augsburg und die katholische Kirche in Deutschland schwer belastet, sagte Erzbischof Zollitsch in Freiburg vor der Presse. „Der Verlust der Glaubwürdigkeit wiegt schwer“ Umso wichtiger sei nun der eingeschlagene Weg der Erneuerung.
Es sei richtig gewesen, dass das Bistum Hinweise auf Missbrauch den staatlichen Stellen zur Kenntnis gebracht habe, wie es die Leitlinien der Bischofskonferenz vorsehen, bekräftigte Zollitsch. Er hoffe, dass die Vorwürfe bald geklärt werden können.
Mixa ist ab sofort auch nicht mehr Militärbischof seiner Kirche. Das katholische Militärbischofsamt in Berlin dankte ihm „für seinen engagierten Dienst in der Kirche unter den Soldaten“ und äußerte zugleich ebenfalls die Hoffnung auf eine Klärung der Vorwürfe.
Mixa hatte dem Papst nach wochenlangem Streit um seine Person am 21. April seinen Rücktritt angeboten. Er war wegen des Vorwurfs, in seiner Zeit als Schrobenhausener Stadtpfarrer (bis 1996) Heimkinder geschlagen zu haben, in die Kritik geraten. Zudem soll er Gelder einer Waisenhausstiftung satzungsfremd verwendet haben. Inzwischen gibt es auch Vorermittlungen der Staatsanwaltschaft Ingolstadt gegen Mixa wegen des Verdachts auf sexuellen Missbrauch.
Der Vorwurf des Missbrauchs bezieht sich auf die Jahre zwischen 1996 und 2005, als Mixa Bischof von Eichstätt war. Damals soll er einen Jungen sexuell belästigt haben. Mixas Anwalt Gerhard Decker wies die Beschuldigungen zurück.
Der Augsburger Generalvikar Karlheinz Knebel wies vor Journalisten noch einmal darauf hin, dass das Bistum den Verdacht auf sexuellen Missbrauch gegen Mixa angezeigt habe. „Damit folgen wir dem Anspruch der deutschen Bischöfe nach Transparenz und Wahrheit“, sagte er. Knebel bat Gläubige, Klerus und alle Mitarbeiter „in schwierigen Zeiten die Einheit der Kirche zu wahren“. Es gehe um einen gemeinsamen Neuanfang.
Das Domkapitel, oberstes Leitungsgremium des Bistums, wählte am Nachmittag Weihbischof Grünwald zum „Administrator“. Grünwald hatte diese Funktion schon einmal inne: von Juni 2004, als Bischof Viktor Dammertz in den Ruhestand ging, bis zur Amtseinführung von Bischof Mixa im Oktober 2005. Seit gesamtes bisheriges priesterliches Leben hat Grünwald in Augsburg verbracht. Knebel kündigte an, dass der Diözesan-Administrator am Montag vor die Presse treten werde.
Die kritische Initiative „Wir sind Kirche“ äußerte sich „erleichtert“ über die Annahme des Rücktritts. Um den durch das lange Taktieren von Mixa entstandenen Glaubwürdigkeitsverlust der Kirche nicht noch zu vergrößern, sei es notwendig, alle Vorwürfe umfassend und möglichst schnell aufzuklären. Dabei dürfe es „keinen Bischofs-Bonus“ geben, auch wenn zunächst von der Unschuldsvermutung auszugehen sei.
Vorwürfe von ehemaligen Heimkindern, er habe schwere körperliche Züchtigungen begangen, hatte Mixa stets zurückgewiesen. Später hatte er eingeräumt, „die eine oder andere Watschen“ von vor 20 Jahren nicht ausschließen zu können. Allerdings war bei diesen Vorwürfen stets nur von Prügel die Rede und nicht von sexuellem Missbrauch.
Zur Begründung für seinen Rücktritt hatte Mixa angeführt, er wolle damit Schaden von der Kirche abwenden und einen Neuanfang im Bistum ermöglichen. Nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins „Focus“ ist Mixa derzeit gesundheitlich schwer angeschlagen und befindet sich in einem Schweizer Sanatorium.
Der Missbrauchsverdacht gegen den Augsburger Bischof war der katholischen Kirche dem Bericht zufolge bereits vor dessen Rücktrittsgesuch bekannt. Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch (Freiburg), und der Münchner Erzbischof Reinhard Marx hätten Mixa deshalb geraten, „sein Amt ruhen zu lassen“, berichtete „Focus“ in seiner jüngsten Ausgabe. Bei einer Audienz in der vorvergangenen Woche habe der Augsburger Weihbischof Anton Losinger – im Beisein von Zollitsch und Marx den Papst von dem Verdacht in Kenntnis gesetzt.