Der Päpstliche Gerichtshof soll einschreiten. Der umstrittene Bischof spricht von einem „Fegefeuer“, dem er ausgesetzt gewesen sei.
Augsburg/Berlin/Rom. Die katholische Kirche im Bistum Augsburg kommt auch nach dem Rücktritt des umstrittenen Bischofs Walter Mixa (69) nicht zur Ruhe. Mixa erwägt jetzt, die Vorgänge um seinen Rücktritt vom päpstlichen Gerichtshof in Rom untersuchen zu lassen. Dies sei ein „ganz guter Gedanke, den ich sehr wohl erwäge und bedenke“, sagte Mixa der „Welt“.
Er bezieht sich dabei auf das Kirchenrecht, nach dem Handlungen als nicht vorgenommen gelten, sofern sie unter äußerem Zwang zustande kamen. Einem solchen Zwang fühlte sich Mixa vor seinem Rücktrittsgesuch ausgesetzt: Der Druck auf ihn sei „wie ein Fegefeuer“ gewesen, sagte Mixa. Bereits mit der Rückkehr in seine Wohnung im Bischöflichen Palais am vergangenen Sonnabend hatte Mixa für neue Unruhe und Unverständnis gesorgt.
Die Reformbewegung „Wir sind Kirche“ appellierte an Mixa, einzusehen, dass er nicht zur Belastung für die ganze katholische Kirche in Deutschland werden dürfe. Man habe den Eindruck, dass sich Mixa weiterhin von miserablen Beratern beeinflussen lasse. Er müsse einsehen, dass das Wohlergehen seiner früheren Diözesen Eichstätt und Augsburg wichtiger sei als seine persönlichen Ambitionen, sagte „Wir sind Kirche“-Sprecher Christian Weisner der Nachrichtenagentur dpa.
Mixa hatte am 21. April nach Prügelvorwürfen ehemaliger Heimkinder und Vorwürfen einer Zweckentfremdung von Stiftungsgeldern für Waisenhauskinder bei Papst Benedikt XVI. um seine Amtsentpflichtung gebeten. Sie wurde offiziell am 8. Mai vom Vatikan angenommen. Vorermittlungen zu Missbrauchsvorwürfen hat die Staatsanwaltschaft eingestellt, die Prügelvorwürfe aus seiner Zeit als Stadtpfarrer von Schrobenhausen bestehen aber weiter. Diese Vorgänge sind strafrechtlich aber verjährt.
Mixa will im Juli noch einmal mit Papst Benedikt XVI. persönlich über seinen Fall sprechen. „Er hat mich ja zum Gespräch eingeladen“, sagte Mixa. „Vor allem will ich mit ihm also besprechen, wie sich die Situation weiter entwickeln soll.“ Der frühere Augsburger Oberhirte plant ein Comeback als Priester. „Ich möchte auf jeden Fall in irgendeiner Weise wieder in der Seelsorge tätig sein. Auch mit den Gläubigen feiern, Sakramente spenden.“
„Wir sind Kirche“-Sprecher Weisner äußerte Verständnis für Mixas Wunsch nach einer Rückkehr in die Seelsorge. Diese sei aber in Mixas früheren Bistümern Eichstätt und Augsburg völlig undenkbar. Zudem dürfe es zu keinen neuen Polarisierungen durch Mixa und zu keinen Problemen durch seine angebliche Alkoholabhängigkeit kommen, sagte Weisner.
Mixa warf dem Vorsitzenden der katholischen Bischöfe in Bayern, dem Münchner Erzbischof Reinhard Marx, sowie dem Vorsitzenden der katholischen Deutschen Bischofskonferenz (DBK), dem Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch, vor, deren Verhalten „hätte brüderlicher sein müssen“. Stattdessen seien sie „zum Papst geeilt und haben ihm den sogenannten Missbrauchsfall vorgetragen, der de facto auf nichts mehr beruhte als auf acht handschriftlichten Sätzen einer höchst dubios hingekritzelten Notiz“. Der Inhalt sei haltlos gewesen, wie die eingeschaltete Staatsanwaltschaft festgestellt habe. „Damit durften die doch nicht den Papst unter Zugzwang setzen.“