Die Unterlagen hatten auf einem Dachboden gelegen. Sie belegen, wie Hitlers Ärzte unter Josef Mengele Juden ermordeten.
Warschau. 65 Jahre nach dem Kriegsende sind in Polen bislang unbekannte Dokumente über SS-Medizinpersonal aus dem KZ Auschwitz aufgetaucht. Die Unterlagen enthielten Informationen über KZ-Apotheker, Adolf Krömer und Victor Capesius, sowie über prominente SS-Ärzte, sagte Adam Cyra von der KZ-Gedenkstätte Auschwitz der dpa. Die Sammlung habe historischen Wert, weil sie Personen betreffe, die an den medizinischen Experimenten an den Häftlingen sowie an „Selektionen“ der Juden vor ihrer Ermordung teilgenommen hätten, erläuterte der Historiker.
Unter rund 280 Dokumenten befinden sich unter anderem Nahrungsmittel-Bezugsscheine für prominente SS-Lagerärzte, darunter Horst Fischer und Heinz Thilo. Laut Cyra steht auf einem Schein der Name des „Todesengels von Auschwitz“, Josef Mengele, allerdings in entstellter Form als „Josef Mergerle“.
Unter den Dokumenten befindet sich auch die Todesurkunde von Krömer. Danach starb SS-Hauptstürmer am 18. 2. 1944 an Herzversagen. Sein Nachfolger, Victor Capesius, habe nach dem Krieg behauptet, Krömer sei wegen Verbreitung von Defätismus erschossen worden. Capesius hatte seine Funktion bis zum sowjetischen Einmarsch 1945 erfüllt. Er war 1965 im Auschwitz-Prozess zu neun Jahren Gefängnis verurteilt worden, kam aber bereits 1968 frei.
Die Sammlung soll auf dem Dachboden eines Wohnhauses in der Nähe des ehemaligen Konzentrationslagers in Oswiecim bereits vor 15 Jahren gefunden worden sein. Ein Hobby-Historiker erfuhr zufällig von dem Fund und überredete am vergangenen Freitag den Finder, die Dokumente zur Untersuchung zur Verfügung zu stellen. Der Finder, der anonym bleiben will, will aber die Originale behalten.
Das KZ Auschwitz war 1940 im besetzten Polen errichtet worden. Dort sowie im benachbarten Vernichtungslager Birkenau ermordeten die Nationalsozialisten bis Kriegsende 1945 mehr als 1,1 Millionen Menschen. Die meisten Opfer waren Juden. (dpa)