Die historischen Skizzen sollen in die Gedenkstätte Jad Vaschem. Premier Benjamin Netanjahu sprach von einem „Geschenk der Wahrheit“.
Berlin. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat bei seinem Deutschland-Besuch originale Baupläne des NS-Vernichtungslagers Auschwitz erhalten. Der Chefredakteur der „Bild“-Zeitung, Kai Diekmann, überreichte Netanjahu die Dokumente bei einem Treffen im Berliner Verlagsgebäude des Axel Springer Verlages. Die historischen Pläne sollen der Holocaust-Gedenkstätte Jad Vaschem in Jerusalem übereignet werden.
Netanjahu sprach von einem „Geschenk der Wahrheit“. Diekmann sagte, er hoffe, dass er im Namen aller Deutschen durch die Übergabe zum Ausdruck bringen könne, „wie ernst wir es mit der Verantwortung für die Versöhnung nehmen“. Die Dokumente sind nach Angaben des Verlages Axel Springer die „einzigen Originale dieser Art, die in Deutschland bislang entdeckt wurden“. Die „Bild“-Zeitung habe sie im vergangenen Jahr erworben und in einer Ausstellung öffentlich gezeigt. Die 29 Skizzen waren bei der Entrümpelung einer Berliner Wohnung entdeckt worden. Sie zeigen Planung und Ausbau des größten Vernichtungslagers der Nazis über den Zeitraum von einem Jahr.
Das Bundesarchiv hat die Echtheit der Pläne bestätigt und von einem „bedeutsamen Fund“ gesprochen. Der Vorsitzende der Gedenkstätte Jad Vaschem, Awner Schalew, bezeichnete die Pläne als „ein sehr wichtiges Symbol für den Staat Israel und für einen wichtigen Teil unserer Identität: den Holocaust der Nazis an den Juden“. Der Fund der Unterlagen zeige, dass die vollständige Dokumentation in Jad Vaschem noch lange nicht abgeschlossen sei, sagte er „Bild“.
Bei seinen politischen Gesprächen hat Netanjahu die Forderung an die Palästinenser bekräftigt, sein Land als jüdischen Staat anzuerkennen. Dies sei eine Voraussetzung für die angestrebte Friedenslösung für den Nahen Osten, sagte er nach seinem Treffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). „Das ist unsere Vision.“ Auf dem Weg zu einer Verständigung müssten sich nicht nur die Israelis, sondern auch die Palästinenser bewegen.
Nach Merkels Worten ist ein Stopp des israelischen Siedlungsbaus eine „entscheidende Voraussetzung“ für einen umfassenden Frieden in der Region. Deshalb müsse es in diesem Punkt auch rasch Fortschritte geben. „Die Zeit drängt“, betonte die Kanzlerin. Merkel und Netanjahu sprachen sich außerdem für ein schärferes Vorgehen gegen Teheran wegen des iranischen Atomprogramms aus. Eine Entscheidung über mögliche verschärfte Sanktionen etwa im Energie- und Finanzbereich könne noch im September fallen, falls sich der Iran nicht bewege, sagte Kanzlerin. Netanjahu forderte Sanktionen, „die wirklich weh tun“.